Was ist ein Retropharyngealabszess?
Ein Retropharyngealabszess ist eine eitrige Entzündung im hinteren Rachenraum, genauer gesagt im sogenannten retropharyngealen Raum, der sich hinter dem Rachen befindet. Dort sammelt sich Eiter an, der durch eine Infektion entstanden ist.
Wie entsteht ein Abszess hinter dem Rachen?
Im Alltag schützt das Immunsystem vor den meisten Keimen, die durch Mund und Nase eindringen. Doch manchmal können Bakterien, meist nach einer Infektion der oberen Atemwege, in tiefere Gewebeschichten vordringen. Besonders bei Kindern, seltener auch bei Erwachsenen, kann sich dann im retropharyngealen Raum ein Abszess bilden. Dieser Bereich liegt direkt hinter dem Rachen und vor der Wirbelsäule. Die Entzündung führt dazu, dass sich Eiter ansammelt und eine kleine „Eiterhöhle“ entsteht.
Die Ursachen sind häufig bakterielle Infektionen, etwa nach einer Mandelentzündung, einer Rachenentzündung oder nach einer Verletzung im Mund-Rachen-Raum. In seltenen Fällen kann auch ein Fremdkörper, zum Beispiel ein verschluckter Knochen, Auslöser sein.
Welche Beschwerden treten auf?
Ein Retropharyngealabszess zeigt sich meist durch starke Halsschmerzen, die beim Schlucken deutlich zunehmen. Oft fällt das Öffnen des Mundes schwer, und es kann zu einer kloßigen Sprache kommen. Weitere Anzeichen sind Fieber, Schüttelfrost und eine angeschwollene Lymphknotenregion am Hals. Besonders bei Kindern fällt auf, dass sie den Kopf nach hinten überstrecken, um die Schmerzen zu lindern.
Mit fortschreitender Entzündung kann sich das Atmen erschweren. In schweren Fällen droht sogar eine akute Atemnot, weil der Abszess auf die Atemwege drückt. Auch ein steifer Nacken oder Schmerzen beim Bewegen des Kopfes können auftreten.
Ist das gefährlich?
Ein Retropharyngealabszess ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die rasch behandelt werden muss. Die größte Gefahr besteht darin, dass sich der Eiterherd ausbreitet und auf die Atemwege drückt. In seltenen Fällen kann es zu einer lebensbedrohlichen Atemnot kommen. Auch die Ausbreitung der Infektion in tiefere Gewebeschichten oder in die Blutbahn (Sepsis) ist möglich.
Gerade bei Kindern kann sich der Zustand schnell verschlechtern. Deshalb ist es wichtig, bei den genannten Symptomen zeitnah ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Beschwerden, vor allem die Kombination aus starken Halsschmerzen, Fieber und Schwierigkeiten beim Schlucken oder Atmen, geben bereits erste Hinweise. Bei der Untersuchung fällt häufig eine Schwellung im Rachen auf. Um die genaue Lage und Ausdehnung des Abszesses festzustellen, wird meist eine Bildgebung wie eine Ultraschalluntersuchung oder eine Computertomografie (CT) durchgeführt. Damit lässt sich der Eiterherd genau lokalisieren und die richtige Behandlung planen.
Behandlungsmöglichkeiten beim Retropharyngealabszess
Die Therapie richtet sich nach Größe und Lage des Abszesses sowie dem Allgemeinzustand. In vielen Fällen ist ein kleiner chirurgischer Eingriff notwendig, bei dem der Eiter abgelassen wird. Das geschieht meist in Narkose, um Schmerzen zu vermeiden und die Atemwege zu schützen. Zusätzlich kommen Antibiotika zum Einsatz, die die auslösenden Bakterien bekämpfen.
Bei kleinen, noch nicht verkapselten Abszessen kann manchmal auch eine alleinige Behandlung mit Antibiotika ausreichend sein. Das entscheidet die behandelnde Ärztin oder der Arzt nach genauer Untersuchung und Bildgebung. Wichtig ist die engmaschige Überwachung, um Komplikationen rechtzeitig zu erkennen.
Worauf sollte geachtet werden?
Ein Retropharyngealabszess ist kein harmloser Infekt, sondern eine Erkrankung, die rasch behandelt werden muss. Schon bei ersten Anzeichen wie starken Halsschmerzen, Fieber und Problemen beim Schlucken oder Atmen sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Nach erfolgreicher Behandlung ist es wichtig, die Ursache der Infektion zu klären, um Rückfälle zu vermeiden. In der Regel heilt der Abszess bei rechtzeitiger Therapie folgenlos aus. Wird allerdings zu lange gewartet, können dauerhafte Schäden oder gefährliche Komplikationen auftreten.
Besonders bei Kindern ist eine schnelle Reaktion entscheidend, da die Atemwege enger sind und sich die Situation rasch zuspitzen kann. Der Retropharyngealabszess zählt deshalb zu den Notfällen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, bei denen keine Zeit verloren werden darf.