Rachenmandeln bei Kindern: Symptome und Behandlung

Rachenmandeln bei Kindern: Symptome und Behandlung

15.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was sind Rachenmandeln?

Rachenmandeln, medizinisch auch als „Adenoide“ oder „Tonsilla pharyngealis“ bezeichnet, sind lymphatisches Gewebe im oberen Bereich des Rachens, genauer gesagt im Nasenrachenraum. Sie gehören zum Abwehrsystem des Körpers und helfen vor allem im Kindesalter dabei, Krankheitserreger abzuwehren, die über die Atemwege in den Körper gelangen.

Aufbau und Funktion der Rachenmandeln

Die Rachenmandeln liegen dort, wo die Nase in den Rachen übergeht – also ganz hinten oben im Rachenraum, hinter dem Gaumensegel. Anders als die Gaumenmandeln, die beim Öffnen des Mundes seitlich sichtbar sind, lassen sich die Rachenmandeln von außen nicht erkennen. Im Kindesalter sind sie besonders ausgeprägt, da das Immunsystem in dieser Zeit viele neue Erreger kennenlernt.

Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Bakterien, Viren und andere Fremdstoffe, die mit der eingeatmeten Luft oder mit Speichel in den Körper gelangen, frühzeitig zu erkennen und das Immunsystem zu aktivieren. Man kann sich die Rachenmandeln wie eine Art „Frühwarnsystem“ vorstellen, das den Körper auf mögliche Infektionen vorbereitet.

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Wann werden Rachenmandeln zum Problem?

Im Laufe der Kindheit kann es vorkommen, dass die Rachenmandeln besonders groß werden oder sich immer wieder entzünden. Das ist vor allem bei Kindern im Vorschulalter häufig der Fall. Vergrößerte Rachenmandeln werden auch als „Polypen“ bezeichnet – obwohl sie mit den echten Polypen im Darm nichts zu tun haben.

Wenn die Rachenmandeln zu stark anschwellen, können sie die Nasenatmung behindern. Die Folge: Das Atmen durch die Nase fällt schwer, oft wird dann automatisch durch den Mund geatmet. Manche Kinder schnarchen nachts, schlafen unruhig oder haben tagsüber Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Auch wiederkehrende Mittelohrentzündungen, eine „nasale“ Sprache oder Hörprobleme können mit vergrößerten Rachenmandeln zusammenhängen, weil sie die Verbindung zwischen Nase und Ohr (Ohrtrompete) blockieren.

Müssen vergrößerte Rachenmandeln behandelt werden?

Ob eine Behandlung notwendig ist, hängt davon ab, wie stark die Beschwerden sind. Viele Kinder kommen gut damit zurecht, wenn die Rachenmandeln nur leicht vergrößert sind. In manchen Fällen bilden sie sich mit zunehmendem Alter sogar von selbst zurück.

Sind die Symptome jedoch ausgeprägt – etwa wenn die Nasenatmung dauerhaft gestört ist, das Kind schlecht schläft oder immer wieder Mittelohrentzündungen auftreten –, kann ein HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin zu einer Entfernung der Rachenmandeln raten. Dieser Eingriff wird als „Adenotomie“ bezeichnet und ist einer der häufigsten operativen Eingriffe im Kindesalter. Die Operation erfolgt in der Regel ambulant und gilt als Routineeingriff mit geringem Risiko.

Was passiert nach einer Entfernung der Rachenmandeln?

Nach einer Adenotomie bessern sich die Beschwerden meist rasch. Die Nasenatmung wird freier, das Risiko für Mittelohrentzündungen sinkt, und auch das Schlafverhalten normalisiert sich oft. Das Immunsystem bleibt trotzdem leistungsfähig, da andere Teile des lymphatischen Gewebes – wie die Gaumenmandeln oder die Seitenstränge im Rachen – weiterhin ihre Schutzfunktion übernehmen.

Rachenmandeln im Erwachsenenalter

Bei Erwachsenen spielen die Rachenmandeln in der Regel keine große Rolle mehr, da sie mit dem Älterwerden meist von selbst zurückgehen oder sogar ganz verschwinden. Beschwerden durch vergrößerte Rachenmandeln sind daher fast ausschließlich ein Thema im Kindesalter.

Wann zum Arzt?

Wenn häufiges Schnarchen, eine dauerhaft verstopfte Nase, wiederkehrende Ohrenentzündungen oder auffällige Sprachveränderungen bestehen, kann eine Untersuchung beim HNO-Facharzt sinnvoll sein. Dort lässt sich schnell klären, ob die Rachenmandeln beteiligt sind und ob eine Behandlung notwendig ist.

Rachenmandeln sind ein wichtiger Teil des kindlichen Immunsystems und in den meisten Fällen harmlos. Erst bei deutlichen Beschwerden können sie zum Thema werden – dann gibt es bewährte Möglichkeiten, um Abhilfe zu schaffen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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