Psychose: Wenn Realität sich verändert

Psychose: Wenn Realität sich verändert

01.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Psychose ist eine schwere seelische Störung, bei der das Denken, Fühlen und die Wahrnehmung der Realität deutlich verändert sind. Menschen mit einer Psychose erleben die Welt oft ganz anders als ihre Mitmenschen und verlieren zeitweise den Bezug zur Wirklichkeit.

Was passiert bei einer Psychose?

In einer psychotischen Phase verschwimmen für Betroffene die Grenzen zwischen dem, was tatsächlich geschieht, und dem, was nur im eigenen Kopf passiert. Es können Stimmen gehört werden, die andere nicht wahrnehmen, oder es entstehen Überzeugungen, die für Außenstehende nicht nachvollziehbar sind. Manchmal fühlt sich die Umwelt fremd, bedrohlich oder verändert an. Häufig treten sogenannte Wahnvorstellungen auf, etwa die feste Annahme, verfolgt oder beobachtet zu werden, obwohl es dafür keine realen Hinweise gibt. Auch Halluzinationen, wie das Hören von Stimmen oder das Sehen von Dingen, die nicht da sind, zählen zu den typischen Symptomen.

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Wie äußert sich eine Psychose?

Die Beschwerden können ganz unterschiedlich sein und hängen davon ab, welche Bereiche des Denkens und Fühlens betroffen sind. Viele berichten, dass Gedanken rasen oder sich kaum noch ordnen lassen. Manche erleben, dass sie die Kontrolle über das eigene Handeln verlieren. Gefühle können stark schwanken, von tiefer Angst bis zu übermäßiger Euphorie. Oft fällt es schwer, sich mitzuteilen oder alltägliche Aufgaben zu bewältigen. Außenstehende bemerken vielleicht, dass sich jemand zurückzieht, anders spricht als sonst oder plötzlich ungewöhnliche Ängste entwickelt.

Ursachen und Auslöser

Eine Psychose ist keine Schwäche oder Folge falscher Lebensführung. Die genauen Ursachen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Es spielen meist mehrere Faktoren zusammen. Genetische Veranlagung kann eine Rolle spielen, ebenso wie Belastungen durch Stress, schwere Lebensereignisse oder der Konsum bestimmter Drogen. Auch körperliche Erkrankungen wie schwere Infektionen, Hirnerkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten können in seltenen Fällen eine Psychose auslösen. Besonders bekannt ist die sogenannte Schizophrenie, bei der Psychosen immer wieder auftreten können. Es gibt aber auch vorübergehende psychotische Episoden, zum Beispiel im Rahmen einer Depression oder nach extremen Belastungen.

Wie wird eine Psychose festgestellt?

Die Diagnose erfolgt durch eine sorgfältige Befragung und Untersuchung durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Psychiatrie. Im Gespräch werden die aktuellen Beschwerden, die Entwicklung der Symptome und die Lebenssituation genau besprochen. Zusätzlich können körperliche Untersuchungen oder Laborwerte helfen, andere Ursachen auszuschließen. In manchen Fällen wird auch eine Bildgebung des Gehirns durchgeführt, um körperliche Auslöser wie Entzündungen oder Tumoren sicher auszuschließen.

Typische Ängste und Sorgen

Viele Menschen fürchten, nach einer Psychose dauerhaft „verrückt“ oder stigmatisiert zu sein. Es besteht oft Unsicherheit, ob die Kontrolle über das eigene Leben zurückgewonnen werden kann. Auch die Sorge, dass die Beschwerden nie wieder verschwinden, ist weit verbreitet. Wichtig zu wissen: Eine Psychose ist eine behandelbare Erkrankung. Mit der richtigen Unterstützung und Therapie bestehen gute Chancen, wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Es gibt viele Menschen, die nach einer psychotischen Episode wieder vollständig genesen und ihren Alltag meistern.

Behandlungsmöglichkeiten und was du selbst tun kannst

Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Verlauf der Psychose. Häufig werden Medikamente eingesetzt, sogenannte Antipsychotika, die die Symptome lindern und das Gleichgewicht im Gehirn wiederherstellen können. Ergänzend dazu ist eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll, um mit belastenden Erfahrungen umzugehen und Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln. In vielen Fällen hilft es, den Alltag zu strukturieren, auf ausreichend Schlaf und regelmäßige Mahlzeiten zu achten und den Kontakt zu vertrauten Menschen zu pflegen. Auch der Verzicht auf Drogen und Alkohol ist entscheidend, da sie das Risiko für erneute Episoden erhöhen können.

Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen bieten zusätzliche Unterstützung und Austausch mit anderen Betroffenen. Es kann entlastend sein, offen über die eigenen Erlebnisse zu sprechen und sich nicht zu isolieren. Je früher eine Psychose erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Aussichten auf eine vollständige Genesung.

Leben mit und nach einer Psychose

Eine psychotische Episode kann das eigene Leben stark beeinflussen, doch sie ist kein unausweichliches Schicksal. Mit Geduld, Verständnis und der passenden Behandlung gelingt es vielen, wieder Stabilität zu gewinnen und den Alltag zu bewältigen. Auch Rückfälle lassen sich mit einer guten Nachsorge oft verhindern. Es ist hilfreich, Frühwarnzeichen zu kennen und bei ersten Anzeichen rechtzeitig Unterstützung zu suchen. Das Umfeld kann durch Verständnis, Geduld und offene Gespräche dazu beitragen, den Weg zurück in ein normales Leben zu erleichtern.

Psychosen gehören zu den häufigeren schweren seelischen Erkrankungen: Schätzungen zufolge erleben etwa ein bis drei von hundert Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens eine psychotische Episode. Das Wissen darum hilft, sich nicht allein zu fühlen und sich Unterstützung zu holen, wenn sie gebraucht wird.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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