Pseudarthrose – Ursachen, Symptome und Chancen

Pseudarthrose – Ursachen, Symptome und Chancen

29.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Pseudarthrose bezeichnet eine Situation, in der ein gebrochener Knochen nach langer Zeit nicht richtig zusammenwächst und an der Bruchstelle eine Art „falsches Gelenk“ entsteht.

Was steckt hinter dem Begriff?

Normalerweise heilt ein Knochenbruch, indem sich an der Bruchstelle neues Knochengewebe bildet und die beiden Bruchenden wieder fest miteinander verbunden werden. Manchmal bleibt diese Heilung jedoch aus, entweder weil die Knochenenden nicht stabil genug aufeinanderliegen, die Durchblutung gestört ist oder andere Faktoren die Heilung behindern. Statt einer festen Verbindung bleibt zwischen den Bruchstücken eine bewegliche Lücke bestehen. Diese Bewegung erinnert an ein echtes Gelenk, obwohl dort eigentlich keines hingehört. Daher stammt auch der Name: „Pseudo“ bedeutet „falsch“, „Arthrose“ steht für „Gelenk“. Im Befund oder Arztbrief taucht dafür manchmal auch die Bezeichnung „Falschgelenk“ auf.

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Wie macht sich eine Pseudarthrose bemerkbar?

Eine solche Störung fällt oft erst nach einigen Monaten auf. Typisch ist, dass die Schmerzen an der Bruchstelle nicht verschwinden oder sogar zunehmen, obwohl der Bruch eigentlich längst verheilt sein sollte. Häufig bleibt die betroffene Stelle druckempfindlich oder es kommt zu einer sichtbaren Schwellung. In manchen Fällen ist auch eine abnorme Beweglichkeit im Bereich des Bruchs zu spüren, das heißt, der Knochen lässt sich an einer Stelle bewegen, an der es eigentlich gar nicht möglich sein sollte. Das kann die Funktion des betroffenen Körperteils deutlich einschränken. Meist sind die Beschwerden beim Gehen, Heben oder anderen alltäglichen Bewegungen spürbar.

Warum heilt der Knochen nicht?

Die Ursachen für eine Pseudarthrose sind vielfältig. Oft spielen mehrere Dinge zusammen. Ein häufiger Grund ist, dass die Bruchenden bei der Erstversorgung nicht stabil genug fixiert wurden, etwa weil die Schiene verrutscht ist oder die Knochen durch zu frühe Belastung wieder auseinandergezogen wurden. Auch Durchblutungsstörungen, Infektionen, Rauchen oder bestimmte Grunderkrankungen wie Diabetes können die Knochenheilung verzögern. In manchen Fällen bleibt die Ursache unklar. Besonders kompliziert wird es, wenn der Bruch in einem Bereich liegt, der ohnehin schlecht durchblutet ist, etwa am Schaft des Oberschenkels oder am Unterarm.

Mehr zur Entstehung eines Knochenbruchs und zur Frakturlinie findest du in einem eigenen Artikel.

Ist das schlimm?

Viele, die die Diagnose Pseudarthrose lesen, sind zunächst verunsichert oder sogar erschrocken. Die Vorstellung, dass der Knochen „nicht mehr zusammenwächst“, wirkt bedrohlich. Tatsächlich ist eine Pseudarthrose eine ernstzunehmende Komplikation. Sie kann zu dauerhaften Schmerzen, eingeschränkter Beweglichkeit und sogar zu einer Instabilität des betroffenen Körperteils führen. In manchen Fällen ist es ohne Behandlung nicht mehr möglich, das Bein oder den Arm normal zu belasten. Wichtig ist: Eine Pseudarthrose ist kein persönliches Versagen und auch kein Zeichen dafür, dass „etwas falsch gemacht“ wurde. Sie kann selbst bei optimaler Behandlung auftreten und lässt sich in den meisten Fällen mit gezielter Therapie wieder in den Griff bekommen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich nach der Art und Ausprägung der Pseudarthrose. In manchen Fällen genügt eine längere Ruhigstellung oder eine Nachbehandlung mit speziellen Verfahren, zum Beispiel mit Stoßwellen oder Ultraschall, um die Heilung doch noch anzuregen. Häufig ist jedoch ein operativer Eingriff nötig. Dabei werden die Bruchenden erneut freigelegt, von störendem Gewebe befreit und fest miteinander verbunden, oft mit Hilfe von Metallplatten, Schrauben oder Nägeln. Manchmal wird zusätzlich ein Stück Knochen aus einem anderen Bereich des Körpers transplantiert, um die Heilung zu unterstützen. In seltenen Fällen kommen auch sogenannte Knochentransplantate aus künstlichem Material zum Einsatz.

Nach der Operation folgt meist eine Phase der Schonung und Physiotherapie, um die Beweglichkeit wiederherzustellen und die Muskulatur zu stärken. Die Heilung dauert oft länger als bei einem „normalen“ Bruch, mit Geduld und gezielter Behandlung sind die Aussichten aber in vielen Fällen gut.

Was tun bei Unsicherheit oder Angst?

Wer mit der Diagnose Pseudarthrose konfrontiert wird, fragt sich oft: Werde ich wieder vollständig gesund? Wie lange dauert die Behandlung? Was passiert, wenn es wieder nicht heilt? Solche Gedanken sind ganz normal. Entscheidend ist, die Ursache für die gestörte Heilung möglichst genau zu klären und gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt die beste Therapie zu finden. Eine offene Kommunikation hilft, Sorgen zu besprechen und Missverständnisse zu vermeiden. Je nach Lage und Schweregrad der Pseudarthrose kann der Weg zurück zur vollen Belastbarkeit unterschiedlich lang sein, Unterstützung durch Physiotherapie, Geduld und das Einhalten der ärztlichen Empfehlungen sind dabei wichtige Bausteine.

Wann ist besondere Aufmerksamkeit gefragt?

Nicht jeder Knochenschmerz nach einem Bruch bedeutet gleich eine Pseudarthrose. Wenn die Beschwerden jedoch über Wochen oder Monate nicht besser werden, die Beweglichkeit eingeschränkt bleibt oder sogar eine ungewöhnliche Beweglichkeit an der Bruchstelle spürbar ist, sollte das unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder eine Computertomografie helfen, die Situation genau einzuschätzen und die richtige Behandlung einzuleiten.

Eine Pseudarthrose ist also eine spezielle Form der Knochenheilungsstörung, die zwar ernst genommen werden muss, aber mit moderner Medizin und etwas Geduld oft gut behandelbar ist.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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