Protrusion LWS: Wenn die Bandscheibe vorwölbt

Protrusion LWS: Wenn die Bandscheibe vorwölbt

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Protrusion LWS?

Protrusion LWS beschreibt das Hervortreten einer Bandscheibe im Bereich der Lendenwirbelsäule, also dem unteren Rücken. Der Ausdruck setzt sich aus „Protrusion“ (lat. protrudere = hervorstoßen) und der Abkürzung „LWS“ für Lendenwirbelsäule zusammen. Gemeint ist damit, dass sich eine Bandscheibe zwischen den Wirbeln im unteren Rücken nach außen wölbt, ohne dass sie dabei ganz einreißt oder Material austritt.

Die Lendenwirbelsäule und ihre Bandscheiben

Die Lendenwirbelsäule bildet den unteren Abschnitt der Wirbelsäule und besteht aus fünf kräftigen Wirbeln. Zwischen diesen Wirbeln liegen die Bandscheiben, die wie kleine Stoßdämpfer wirken. Sie bestehen aus einem weichen Kern und einem festeren Faserring. Im Alltag sind diese Bandscheiben ständig Belastungen ausgesetzt – beim Sitzen, Heben, Bücken oder Drehen.

Mit zunehmendem Alter oder durch wiederholte Belastung kann der äußere Faserring der Bandscheibe schwächer werden. Dann kommt es manchmal dazu, dass sich die Bandscheibe nach außen vorwölbt. Diese Vorwölbung, die noch nicht mit einem vollständigen Einriss oder Austritt von Gewebe verbunden ist, wird als Protrusion bezeichnet.

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Was heißt das konkret?

Eine Protrusion im Bereich der Lendenwirbelsäule bedeutet, dass die Bandscheibe an einer Stelle nach außen gedrückt wird. Sie bleibt dabei aber intakt – im Gegensatz zu einem Bandscheibenvorfall, bei dem der weiche Kern durch den Faserring hindurchtritt. Die Vorwölbung kann auf umliegende Strukturen wie Nerven drücken und dadurch Beschwerden verursachen. Häufig bleibt sie aber auch unbemerkt und wird zufällig bei einer Bildgebung, etwa im MRT, entdeckt.

Die Begriffe „Bandscheibenprotrusion LWS“, „Bandscheibenvorwölbung Lendenwirbelsäule“ oder einfach „Protrusion Lws“ meinen im Wesentlichen dasselbe. Manchmal wird auch die genaue Position genannt, etwa „mediolaterale Protrusion“, was bedeutet, dass die Vorwölbung zwischen der Mitte und der Seite der Bandscheibe liegt. Mehr dazu findet sich unter Mediolateral Bandscheibenprotrusion.

Typische Symptome – muss das immer weh tun?

Nicht jede Protrusion in der LWS macht sich bemerkbar. Viele Menschen haben eine solche Bandscheibenvorwölbung, ohne je Beschwerden zu spüren. Erst wenn die vorgewölbte Bandscheibe auf einen Nerv drückt, kann es zu Schmerzen im unteren Rücken kommen. Diese Schmerzen können ausstrahlen, zum Beispiel ins Gesäß oder Bein. In manchen Fällen treten Taubheitsgefühle, Kribbeln oder eine leichte Muskelschwäche auf.

Die Beschwerden hängen davon ab, wie stark die Protrusion ist und ob Nerven betroffen sind. Meist sind die Symptome weniger ausgeprägt als bei einem echten Bandscheibenvorfall.

Ist eine Protrusion in der LWS gefährlich?

Der Fund einer Protrusion in der Lendenwirbelsäule klingt zunächst beunruhigend, ist aber nicht automatisch ein Grund zur Sorge. Sehr häufig handelt es sich um einen altersbedingten Verschleiß, der keine weiteren Folgen hat. Viele Protrusionen werden nur zufällig entdeckt und bleiben ohne Bedeutung.

Erst wenn die Vorwölbung Druck auf einen Nerv ausübt und Beschwerden verursacht, sollte genauer hingeschaut werden. In den meisten Fällen lassen sich die Symptome mit einfachen Maßnahmen gut in den Griff bekommen. Nur selten entwickelt sich aus einer Protrusion ein Bandscheibenvorfall oder eine schwerere Nervenschädigung.

Wie wird eine Protrusion festgestellt?

Eine Protrusion der LWS wird meist im Rahmen einer Bildgebung entdeckt, zum Beispiel durch eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT). Ärztinnen und Ärzte erkennen dabei die Vorwölbung der Bandscheibe auf den Aufnahmen. Die Diagnose wird häufig gestellt, wenn jemand über Rückenschmerzen klagt und eine genauere Untersuchung nötig ist.

Was kann man tun, wenn Beschwerden auftreten?

Die Behandlung hängt davon ab, wie stark die Beschwerden sind. In den allermeisten Fällen reicht es, den Rücken zu schonen, sich aber weiterhin zu bewegen. Schmerzmittel, Wärme und gezielte Physiotherapie können helfen, die Symptome zu lindern. Auch Rückenübungen zur Stärkung der Muskulatur sind sinnvoll.

Nur wenn die Beschwerden sehr stark sind oder Lähmungen auftreten, kommt eine weiterführende Behandlung infrage. Das kann zum Beispiel eine gezielte Injektion oder in seltenen Fällen eine Operation sein. In der Regel lassen sich die meisten Protrusionen in der Lws aber ohne Eingriff behandeln.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Wenn plötzlich starke Schmerzen auftreten, die ins Bein ausstrahlen, oder wenn Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Muskelschwäche dazukommen, ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll. Auch bei Problemen mit der Blasen- oder Darmkontrolle sollte rasch gehandelt werden.

Im Normalfall ist eine Protrusion der Lws aber kein Grund zur Panik. Oft genügt es, die Ursache der Beschwerden zu kennen und gezielt gegenzusteuern.

Weitere Begriffe und Abkürzungen

Im Zusammenhang mit Protrusionen der LWS tauchen manchmal weitere Begriffe auf, wie „mediane Protrusion“ (mittig), „laterale Protrusion“ (seitlich) oder „mediolaterale Protrusion“ (zwischen Mitte und Seite). Die genaue Lage kann für die Behandlung bedeutsam sein, ändert aber am Grundprinzip der Vorwölbung nichts. Wer mehr über spezielle Formen erfahren möchte, findet weiterführende Informationen etwa zur Mediolateral Bandscheibenprotrusion.

Die Abkürzung „LWS“ steht immer für die Lendenwirbelsäule. In seltenen Fällen kann sie auch für „Lumbalwirbelsäule“ verwendet werden, was aber dasselbe meint. Abkürzungen sollten immer im Zusammenhang mit dem übrigen Befund betrachtet werden, um Missverständnisse zu vermeiden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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