Procalcitonin und erhöhte Blutwerte einfach erklärt

Procalcitonin und erhöhte Blutwerte einfach erklärt

PD Dr. med. Witold Polanski

Procalcitonin ist ein körpereigenes Eiweiß, das im Blut gemessen werden kann und vor allem als Hinweis auf bakterielle Infektionen dient.

Was steckt hinter dem Begriff?

Im medizinischen Alltag taucht Procalcitonin oft in Laborbefunden auf, meist abgekürzt als „PCT“. Im gesunden Zustand ist dieser Wert im Blut kaum nachweisbar. Steigt er jedoch deutlich an, kann das ein Zeichen für eine schwere bakterielle Entzündung im Körper sein. Besonders bei Verdacht auf eine Blutvergiftung (Sepsis) oder bei unklaren Infektionen hilft dieser Wert, die Ursache besser einzugrenzen. Das macht Procalcitonin zu einem wichtigen Hilfsmittel, um schnell zwischen bakteriellen und anderen Entzündungsursachen zu unterscheiden.

Warum wird der Wert bestimmt?

Wenn im Körper eine Infektion entsteht, schüttet das Immunsystem verschiedene Botenstoffe aus. Procalcitonin wird normalerweise in der Schilddrüse gebildet, bleibt dort aber bei gesunden Menschen fast vollständig verborgen. Erst wenn der Körper mit bestimmten Bakterien zu kämpfen hat, gelangt das Eiweiß in größeren Mengen ins Blut. Viren hingegen führen meist nicht zu einem Anstieg. Deshalb nutzen Ärztinnen und Ärzte diesen Laborwert, um zu entscheiden, ob eine bakterielle Infektion wahrscheinlich ist und ob eventuell eine Behandlung mit Antibiotika nötig sein könnte.

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Was bedeutet ein erhöhter Procalcitonin-Wert?

Ein auffällig hoher Wert kann darauf hindeuten, dass eine schwere bakterielle Infektion vorliegt. Besonders bei Verdacht auf eine Sepsis – also eine lebensbedrohliche Entzündungsreaktion des Körpers – ist ein steigendes Procalcitonin ein Warnsignal. Auch bei Lungenentzündungen, Harnwegsinfekten oder nach Operationen kann der Wert ansteigen, wenn Bakterien im Spiel sind. Manchmal sind die Werte auch leicht erhöht, ohne dass eine schwerwiegende Erkrankung dahintersteckt, etwa bei kleineren bakteriellen Infektionen oder nach größeren Verletzungen. Bei viralen Infekten wie einer Grippe bleibt Procalcitonin meist niedrig.

Muss man sich bei einem erhöhten Wert Sorgen machen?

Ein erhöhter Procalcitonin-Wert allein ist noch kein Grund zur Panik. Er liefert einen Hinweis, ist aber nie die einzige Entscheidungsgrundlage. Ärztinnen und Ärzte betrachten immer das Gesamtbild: Symptome, andere Laborwerte und den Verlauf der Beschwerden. Manchmal kann der Wert auch durch andere Faktoren beeinflusst werden, zum Beispiel nach größeren Operationen oder bei schweren Verletzungen. Wichtig ist, dass der Wert regelmäßig kontrolliert wird, um Veränderungen zu erkennen und die Behandlung anzupassen.

Wie geht es nach dem Befund weiter?

Je nach Höhe des Procalcitonins und dem klinischen Eindruck entscheiden Mediziner, ob weitere Untersuchungen oder eine gezielte Behandlung nötig sind. Oft hilft der Wert auch dabei, den Einsatz von Antibiotika besser zu steuern. Sinkt das Procalcitonin im Verlauf, spricht das meist für eine Besserung der Infektion. Bleibt es hoch oder steigt sogar weiter an, kann das ein Zeichen sein, dass die Entzündung fortbesteht oder sich verschlimmert.

Wann ist der Wert besonders wichtig?

Vor allem auf Intensivstationen und bei schwer kranken Menschen spielt Procalcitonin eine große Rolle. Hier hilft es, gefährliche bakterielle Infektionen frühzeitig zu erkennen und die Behandlung schnell einzuleiten. Auch bei unklaren Fieberzuständen oder wenn nicht sicher ist, ob eine Antibiotikatherapie nötig ist, liefert der Wert wertvolle Hinweise.

Gibt es andere Gründe für eine Erhöhung?

Neben bakteriellen Infektionen kann Procalcitonin auch durch andere Auslöser geringfügig ansteigen. Dazu gehören zum Beispiel schwere Verletzungen, größere Operationen, Verbrennungen oder bestimmte chronische Erkrankungen. Auch bei Neugeborenen kann der Wert in den ersten Lebenstagen physiologisch erhöht sein, ohne dass eine Infektion vorliegt. Deshalb ist immer der gesamte klinische Zusammenhang entscheidend.

Zusammengefasst

Procalcitonin ist ein Laborwert, der hilft, schwere bakterielle Infektionen von anderen Entzündungen zu unterscheiden. Ein erhöhter Wert bedeutet nicht automatisch eine schwere Erkrankung, sondern muss immer im Zusammenhang mit anderen Befunden betrachtet werden. Die Bestimmung dieses Wertes unterstützt Ärztinnen und Ärzte dabei, schnell die richtige Behandlung einzuleiten und unnötige Antibiotikagaben zu vermeiden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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