Prädiabetes ist ein Warnsignal

Prädiabetes ist ein Warnsignal

16.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Prädiabetes ist ein Begriff für einen Zustand, bei dem der Blutzuckerspiegel zwar erhöht ist, aber noch nicht hoch genug, um als Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) zu gelten. Das bedeutet: Der Körper verarbeitet Zucker nicht mehr ganz so effektiv wie bei gesunden Menschen, doch es liegt noch keine richtige Zuckerkrankheit vor.

Was passiert bei Prädiabetes im Körper?

Im Normalfall hält der Körper den Blutzucker durch das Hormon Insulin in einem engen Rahmen. Bei Prädiabetes beginnt dieser Mechanismus zu schwächeln. Die Zellen reagieren weniger empfindlich auf Insulin – Mediziner nennen das Insulinresistenz. Dadurch bleibt mehr Zucker im Blut als eigentlich vorgesehen. Manchmal kann auch die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug Insulin produzieren, um den Zuckerhaushalt stabil zu halten.

Prädiabetes ist also eine Art Warnsignal: Der Stoffwechsel läuft nicht mehr rund, aber es ist noch nicht zu spät, gegenzusteuern.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Wie wird Prädiabetes festgestellt?

In der Regel wird Prädiabetes durch eine Blutuntersuchung entdeckt. Besonders häufig fällt er bei einer sogenannten Nüchternblutzucker-Messung oder beim oralen Glukosetoleranztest auf. Beim Glukosetoleranztest wird nach einer Zuckerlösung gemessen, wie stark der Blutzucker ansteigt und wie schnell er wieder abfällt. Mehr dazu gibt es im Artikel zur Glukosetoleranz.

Typische Werte bei Prädiabetes liegen beim Nüchternblutzucker zwischen 100 und 125 mg/dl (5,6–6,9 mmol/l) oder beim sogenannten HbA1c-Wert zwischen 5,7 und 6,4 Prozent. Diese Werte sind erhöht, aber noch nicht im Bereich eines manifesten Diabetes.

Ist Prädiabetes gefährlich?

Viele fragen sich, ob Prädiabetes schon eine Krankheit ist oder ob man sich Sorgen machen muss. Die Antwort ist: Prädiabetes bedeutet noch keinen Diabetes, aber das Risiko, in den nächsten Jahren tatsächlich an Diabetes Typ 2 zu erkranken, ist deutlich erhöht. Außerdem kann bereits in dieser Phase das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen leicht ansteigen.

Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lässt sich durch Veränderungen im Lebensstil verhindern, dass aus Prädiabetes ein echter Diabetes wird. Wer jetzt aktiv wird, kann den Verlauf oft noch umkehren oder zumindest stark verzögern.

Woran merkt man Prädiabetes?

Häufig bleibt Prädiabetes lange unbemerkt, weil keine typischen Beschwerden auftreten. Manche bemerken vielleicht eine leichte Müdigkeit oder ein allgemeines Unwohlsein, doch das sind sehr unspezifische Anzeichen. Meist wird der erhöhte Blutzucker eher zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt.

Erst wenn der Blutzucker weiter ansteigt und in den Diabetesbereich rutscht, können klassische Symptome wie vermehrtes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen oder unerklärlicher Gewichtsverlust auftreten.

Was kann man tun, um vorzubeugen?

Wer die Diagnose Prädiabetes erhält, fragt sich meist: Was jetzt? Muss ich Medikamente nehmen? Muss ich Angst vor Diabetes haben? Die wichtigste Maßnahme ist zunächst, den eigenen Lebensstil genauer unter die Lupe zu nehmen.

Mit diesen Veränderungen lässt sich oft viel erreichen: Eine ausgewogene Ernährung mit weniger Zucker und Weißmehl, mehr Gemüse und Ballaststoffen, regelmäßige Bewegung und das Vermeiden von Übergewicht helfen, den Blutzucker wieder in den Normalbereich zu bringen. Bereits kleine Gewichtsverluste – zum Beispiel fünf bis sieben Prozent des Körpergewichts – können einen großen Unterschied machen.

Auch auf das Rauchen zu verzichten und den Alkoholkonsum einzuschränken, wirkt sich positiv auf den Stoffwechsel aus. Wer es schafft, mehrmals pro Woche aktiv zu sein, senkt das Risiko für Diabetes erheblich.

Wann ist eine Behandlung mit Medikamenten nötig?

In den allermeisten Fällen reicht eine Umstellung der Lebensgewohnheiten aus, um Prädiabetes zu stoppen oder sogar rückgängig zu machen. Nur selten empfehlen Ärztinnen oder Ärzte Medikamente, zum Beispiel wenn das Risiko für einen Diabetes sehr hoch ist oder andere Erkrankungen hinzukommen.

Regelmäßige Kontrollen der Blutzuckerwerte sind wichtig, um den Erfolg der Maßnahmen zu überprüfen und rechtzeitig zu erkennen, falls sich doch ein Diabetes entwickelt.

Was bedeutet Prädiabetes für die Zukunft?

Prädiabetes ist kein Grund zur Panik, aber ein deutlicher Hinweis, dass der Körper Unterstützung braucht. Wer jetzt aktiv wird, kann die Entwicklung in eine positive Richtung lenken und das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich senken. Es ist nie zu spät, kleine Schritte zu machen und dem eigenen Stoffwechsel wieder auf die Sprünge zu helfen.

Weitere Informationen zum Thema Glukoseverträglichkeit und wie sich der Körper bei erhöhtem Blutzucker verhält, finden sich im Artikel zur Glukosetoleranz.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen