Polyposis bezeichnet das gehäufte Auftreten von Polypen, also gutartigen Gewebewucherungen, an Schleimhäuten – meist im Darm, aber auch in anderen Organen wie dem Magen oder der Nase.
Was sind Polypen überhaupt?
Polypen sind kleine Ausstülpungen der Schleimhaut, die wie winzige Knötchen oder Pilze aussehen können. Sie entstehen, wenn sich Zellen an bestimmten Stellen ungewöhnlich vermehren. Im Darm sitzen Polypen meist an der Innenseite des Dickdarms. Dort bleiben sie oft lange unbemerkt, weil sie zunächst keine Beschwerden verursachen. Erst wenn sie größer werden oder viele davon auftreten, können sie Probleme machen.
Polyposis: Wenn Polypen gehäuft auftreten
Von Polyposis spricht man, wenn besonders viele Polypen in einem Organ vorkommen. Im medizinischen Alltag ist damit meistens die Polyposis im Darm gemeint. Hier gibt es verschiedene Formen, die sich in Ursache, Verlauf und Risiko unterscheiden. Besonders bekannt ist die sogenannte familiäre adenomatöse Polyposis (FAP). Dabei handelt es sich um eine seltene, vererbbare Erkrankung, bei der sich schon in jungen Jahren Hunderte bis Tausende Polypen im Dickdarm bilden.
Es gibt aber auch andere Polyposis-Formen, etwa im Magen oder in den Nasennebenhöhlen. Meist ist mit dem Begriff jedoch die Darmpolyposis gemeint, weil sie medizinisch besonders bedeutsam ist.
Welche Beschwerden können auftreten?
Oft bleibt Polyposis lange symptomlos. Erst wenn die Polypen sehr zahlreich oder groß werden, können sie sich bemerkbar machen. Mögliche Anzeichen sind Blut im Stuhl, Schleimausscheidungen, wiederkehrende Bauchschmerzen oder Veränderungen beim Stuhlgang. Bei sehr ausgeprägter Polyposis kann es auch zu Gewichtsverlust oder Blutarmut kommen. In vielen Fällen wird die Diagnose aber zufällig gestellt – etwa bei einer Darmspiegelung im Rahmen der Krebsvorsorge.
Ist Polyposis gefährlich?
Viele Menschen erschrecken, wenn sie den Befund „Polyposis“ lesen. Die Sorge: Könnten die Polypen bösartig werden? Tatsächlich gilt, dass einzelne Polypen meist harmlos sind. Bei Polyposis – also sehr vielen Polypen – steigt jedoch das Risiko, dass sich daraus im Laufe der Zeit Darmkrebs entwickelt. Besonders bei erblichen Formen wie der familiären adenomatösen Polyposis ist das Risiko stark erhöht. Ohne Behandlung entsteht fast immer ein bösartiger Tumor, meist schon in jungen Jahren.
Auch andere Polyposis-Formen können das Krebsrisiko erhöhen, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei der FAP. Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle wichtig, damit auffällige Polypen frühzeitig entfernt werden können.
Wie wird Polyposis festgestellt?
Die wichtigste Methode, um Polypen im Darm aufzuspüren, ist die Darmspiegelung (Koloskopie). Dabei kann die Ärztin oder der Arzt die komplette Darmschleimhaut einsehen und Polypen sofort erkennen. Häufig werden diese während der Untersuchung direkt entfernt und anschließend feingeweblich untersucht. Bei Verdacht auf eine erbliche Polyposis empfiehlt sich oft auch eine genetische Beratung, um das genaue Risiko für Betroffene und deren Familien abzuklären.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Bei Polyposis im Darm ist das Ziel, möglichst alle Polypen zu entfernen, bevor sie zu Krebs entarten können. Je nach Anzahl und Größe der Polypen geschieht das meist im Rahmen von regelmäßigen Darmspiegelungen. Sind extrem viele Polypen vorhanden, kann es in besonderen Fällen notwendig werden, einen Teil des Darms operativ zu entfernen. Bei bestimmten erblichen Polyposis-Syndromen ist das sogar die Standardtherapie.
Neben der Entfernung der Polypen ist eine engmaschige Nachsorge entscheidend. So lassen sich neu entstehende Polypen rechtzeitig erkennen und behandeln. In manchen Fällen kommen auch Medikamente zum Einsatz, um das Wachstum der Polypen zu bremsen. Welche Therapie im Einzelfall sinnvoll ist, hängt von der Form der Polyposis, dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab.
Was bedeutet Polyposis für den Alltag?
Die Diagnose Polyposis kann zunächst verunsichern. Die Angst vor Krebs, wiederkehrenden Eingriffen oder einer Operation ist verständlich. Wichtig zu wissen: Mit einer guten medizinischen Begleitung und regelmäßigen Kontrollen lässt sich das Risiko deutlich senken. Viele Menschen mit Polyposis führen ein ganz normales Leben, wenn sie die empfohlenen Untersuchungen wahrnehmen.
Wer eine erbliche Form der Polyposis hat, sollte auch an die Familie denken. Oft ist es sinnvoll, dass nahe Verwandte ebenfalls untersucht werden, um frühzeitig reagieren zu können. Ein spezialisiertes Behandlungsteam kann dabei unterstützen, alle notwendigen Schritte zu planen und zu begleiten.
Polyposis ist kein Grund zur Panik, aber ein ernstzunehmender Befund, der Aufmerksamkeit verdient. Regelmäßige Kontrollen, die Entfernung auffälliger Polypen und eine gute Nachsorge sorgen dafür, dass Komplikationen und das Krebsrisiko so gering wie möglich bleiben.