Polymyalgie bezeichnet eine Erkrankung, bei der mehrere Muskelgruppen – vor allem im Schulter- und Hüftbereich – gleichzeitig schmerzen und sich steif anfühlen.
Wenn plötzlich alles weh tut
Bei einer Polymyalgie, manchmal auch als Polymyalgia rheumatica bezeichnet, handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung, die vor allem Menschen ab dem mittleren Lebensalter betrifft. Das Hauptmerkmal ist ein ausgeprägter Muskel- und Gelenkschmerz, der meist über Nacht beginnt und sich besonders morgens zeigt. Die Beschwerden sitzen typischerweise in Schultern, Nacken, Oberarmen, Hüften oder Oberschenkeln. Oft fühlen sich die betroffenen Körperregionen zusätzlich steif an, sodass alltägliche Bewegungen wie das Anziehen oder Aufstehen schwerfallen.
Die Ursache liegt in einer Entzündung der sogenannten Schleimbeutel, Sehnen und Muskeln im Bereich der großen Gelenke. Warum das Immunsystem diese Entzündungsreaktion auslöst, ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass sowohl genetische Faktoren als auch äußere Einflüsse eine Rolle spielen.
Typische Symptome und Verlauf
Das auffälligste Symptom ist der plötzlich auftretende, starke Schmerz in mehreren Muskelgruppen. Besonders nach dem Aufwachen sind die Beschwerden am schlimmsten und bessern sich im Laufe des Tages meist etwas. Zusätzlich zur Steifigkeit können auch allgemeine Symptome wie Abgeschlagenheit, leichtes Fieber, Nachtschweiß oder ein ungewollter Gewichtsverlust auftreten. In manchen Fällen kommen Konzentrationsstörungen oder ein allgemeines Krankheitsgefühl dazu.
Viele fragen sich, ob die Schmerzen dauerhaft bleiben. Häufig wechseln sich Phasen mit stärkeren Beschwerden und Zeiten mit weniger Symptomen ab. Unbehandelt kann die Polymyalgie aber über Monate oder sogar Jahre bestehen bleiben.
Ist Polymyalgie gefährlich?
Die Diagnose löst oft Unsicherheit aus: Ist das bedrohlich? Muss mit bleibenden Schäden gerechnet werden? Die gute Nachricht ist, dass Polymyalgie zwar sehr unangenehm sein kann, aber normalerweise nicht zu bleibenden Schäden an Muskeln oder Gelenken führt. Allerdings können die Beschwerden ohne Behandlung den Alltag stark einschränken und die Lebensqualität mindern.
Ein wichtiger Punkt: In seltenen Fällen kann sich hinter den Beschwerden eine sogenannte Riesenzellarteriitis verbergen – eine Entzündung der Schläfenarterien, die unbehandelt zu ernsten Komplikationen führen kann. Deshalb ist eine genaue ärztliche Untersuchung sinnvoll, um andere Erkrankungen auszuschließen und die richtige Therapie einzuleiten.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Der Weg zur Diagnose beginnt meistens beim Hausarzt oder einer Fachärztin für Rheumatologie. Die Beschwerden und ihre Verteilung geben erste Hinweise. Blutuntersuchungen zeigen oft erhöhte Entzündungswerte. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT können helfen, andere Ursachen auszuschließen. Manchmal werden auch bestimmte Antikörper im Blut getestet, um andere rheumatische Erkrankungen abzugrenzen.
Es gibt keinen einzelnen Test, der die Polymyalgie eindeutig beweist. Vielmehr ergibt sich das Bild aus den typischen Beschwerden, den Laborwerten und dem Ausschluss anderer Erkrankungen.
Behandlungsmöglichkeiten und Alltag
Die wichtigste Säule der Behandlung sind sogenannte Glukokortikoide, besser bekannt als Kortison. Schon eine niedrige Dosis sorgt meist für eine schnelle Besserung der Schmerzen und der Steifigkeit. Die Therapie wird in der Regel über mehrere Monate langsam ausgeschlichen, um Rückfälle zu vermeiden. Während der Behandlung kontrolliert die Ärztin oder der Arzt regelmäßig die Entzündungswerte und das Befinden.
Manchmal kommen weitere Medikamente zum Einsatz, wenn das Absetzen des Kortisons zu erneuten Beschwerden führt oder Nebenwirkungen auftreten. Ergänzend können Physiotherapie, gezielte Bewegung und eine ausgewogene Ernährung helfen, die Muskulatur zu stärken und Nebenwirkungen der Medikamente abzufedern.
Viele fragen sich, ob die Erkrankung wieder ganz verschwindet. In den meisten Fällen klingt die Polymyalgie nach ein bis zwei Jahren vollständig ab. Rückfälle sind möglich, aber mit einer guten ärztlichen Begleitung gut behandelbar.
Was tun bei Unsicherheit und Schmerzen?
Die Diagnose kann beängstigen – vor allem, wenn die Schmerzen den Alltag bestimmen und die Ursache zunächst unklar bleibt. Wichtig ist, die Beschwerden ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen. Mit der richtigen Therapie lassen sich die Symptome meist gut kontrollieren. Auch wenn die Diagnose zunächst belastend wirkt: Dauerhafte Schäden sind selten, und die Lebensqualität lässt sich mit einer passenden Behandlung oft rasch verbessern.
Manchmal taucht die Sorge auf, ob hinter den Schmerzen eine andere, schwerwiegendere Erkrankung steckt. Gerade deshalb ist es wichtig, nicht zu lange zu warten und bei anhaltenden Beschwerden einen Arztbesuch einzuplanen.
Weitere Informationen und verwandte Themen
Wer sich für das Thema Schmerzen im Allgemeinen interessiert oder wissen möchte, wie Schmerzen entstehen und behandelt werden können, findet hier weiterführende Informationen zum Schmerzsyndrom.
Polymyalgie ist zwar eine Herausforderung, aber mit der richtigen Behandlung und etwas Geduld lässt sich der Alltag meist wieder gut bewältigen.