Polyarthrose – Ursachen, Symptome und Alltagstipps

Polyarthrose – Ursachen, Symptome und Alltagstipps

02.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Polyarthrose bezeichnet eine Form der Arthrose, bei der mehrere Gelenke gleichzeitig von Verschleißerscheinungen betroffen sind.

Was steckt hinter dem Begriff?

Der Begriff setzt sich aus „poly“, was „viel“ oder „mehrere“ bedeutet, und „Arthrose“ zusammen. Arthrose beschreibt den fortschreitenden Abbau des Gelenkknorpels, der normalerweise wie ein Stoßdämpfer zwischen den Knochen wirkt. Bei Polyarthrose sind also nicht nur ein einzelnes Gelenk, sondern gleich mehrere, häufig Hände, Knie, Hüften oder auch die kleinen Wirbelgelenke, betroffen. Die Beschwerden entstehen, weil die schützende Knorpelschicht dünner wird, sich verändert oder sogar ganz verschwindet. Dadurch reiben die Knochen aneinander, was Schmerzen, Steifigkeit und manchmal auch Schwellungen verursachen kann.

Wer die Diagnose Polyarthrose in einem Arztbericht liest, fragt sich oft, was das für den Alltag bedeutet. Viele sind verunsichert, weil gleich mehrere Gelenke betroffen sind und sie nicht wissen, wie sich die Krankheit weiterentwickelt.

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Wie macht sich Polyarthrose bemerkbar?

Die Veränderungen in den Gelenken entwickeln sich meist schleichend. Typisch sind Schmerzen, die anfangs vor allem bei Belastung auftreten, etwa beim Treppensteigen oder längeren Gehen. Mit der Zeit können die Beschwerden auch in Ruhe auftreten. Besonders morgens nach dem Aufstehen fühlen sich die betroffenen Gelenke oft steif an. Dieses Gefühl verschwindet meist nach kurzer Bewegung, kann aber im Verlauf immer länger anhalten.

Im weiteren Verlauf kann es zu sichtbaren Veränderungen kommen. An den Fingern beispielsweise bilden sich manchmal kleine Knoten an den Gelenken, sogenannte Heberden- oder Bouchard-Knoten. Auch Schwellungen oder eine leichte Rötung sind möglich. Die Beweglichkeit der Gelenke nimmt ab, alltägliche Tätigkeiten wie das Öffnen von Flaschen, das Anziehen oder das Treppensteigen können mühsamer werden.

Entstehung und Risikofaktoren

Polyarthrose entsteht meist nicht plötzlich, sondern entwickelt sich über Jahre. Der Hauptgrund ist eine Abnutzung des Gelenkknorpels, die mit dem Älterwerden zunimmt. Doch es gibt noch andere Faktoren, die das Risiko erhöhen. Übergewicht belastet die Gelenke zusätzlich, besonders Knie und Hüfte. Auch eine erbliche Veranlagung spielt eine Rolle: Wenn Eltern oder Großeltern betroffen waren, ist die Wahrscheinlichkeit höher, selbst an Polyarthrose zu erkranken.

Hinzu kommen frühere Verletzungen, Fehlstellungen der Beine oder Arme und bestimmte Berufe oder Hobbys, bei denen die Gelenke immer wieder stark beansprucht werden. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Gicht können ebenfalls die Entstehung begünstigen.

Ist Polyarthrose gefährlich?

Viele Menschen erschrecken, wenn sie die Diagnose erhalten. Die Sorge, irgendwann im Alltag stark eingeschränkt zu sein oder sogar auf Hilfe angewiesen zu sein, ist verständlich. Polyarthrose ist zwar nicht lebensbedrohlich, kann aber die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen, vor allem wenn mehrere Gelenke gleichzeitig schmerzen oder ihre Beweglichkeit verlieren.

Die Erkrankung verläuft meist in Schüben: Es gibt Phasen, in denen die Beschwerden stärker sind, und Zeiten, in denen sie kaum spürbar sind. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Veränderungen entwickeln, ist sehr unterschiedlich. Manche Menschen haben über Jahre nur leichte Beschwerden, bei anderen schreitet die Krankheit schneller voran. Wichtig zu wissen: Polyarthrose ist zwar nicht heilbar, aber es gibt viele Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten zu bremsen.

Was hilft bei Polyarthrose?

Das Ziel der Behandlung ist es, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu erhalten und den Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten. Bewegung spielt dabei eine zentrale Rolle. Regelmäßige, gelenkschonende Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren oder spezielle Gymnastik helfen, die Muskulatur zu stärken und die Gelenke beweglich zu halten. Ruhigstellen ist meist keine gute Idee, weil die Gelenke dann noch steifer werden.

Physiotherapie kann gezielt dabei unterstützen, Bewegungsabläufe zu verbessern und Fehlbelastungen zu vermeiden. Auch Wärme- oder Kälteanwendungen, Massagen und bestimmte Stromtherapien können die Beschwerden lindern.

Bei Bedarf kommen Schmerzmittel zum Einsatz, meist in Form von Tabletten oder Salben. In manchen Fällen spritzt die Ärztin oder der Arzt entzündungshemmende Medikamente direkt ins Gelenk. Hilfreich sind manchmal auch spezielle Bandagen oder Schienen, die die Gelenke entlasten.

Übergewicht abzubauen entlastet besonders die Knie- und Hüftgelenke. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und wenig tierischen Fetten unterstützt die Gelenkgesundheit.

Wenn die Beschwerden trotz aller Maßnahmen sehr stark sind und die Beweglichkeit stark eingeschränkt bleibt, kann in seltenen Fällen auch eine Operation sinnvoll sein. Dabei wird zum Beispiel das Gelenk teilweise oder ganz durch eine Prothese ersetzt.

Mehr Informationen zum Thema Arthrose finden sich auch hier.

Alltag mit Polyarthrose

Die Diagnose bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein aktives Leben nicht mehr möglich ist. Viele Menschen lernen, mit der Erkrankung umzugehen und ihren Alltag entsprechend anzupassen. Kleine Hilfsmittel, etwa spezielle Flaschenöffner, ergonomische Schuhe oder rutschfeste Matten, können das Leben erleichtern. Es kann helfen, die Tätigkeiten im Alltag gut zu planen, Pausen einzubauen und Überlastungen zu vermeiden.

Entscheidend ist, die Gelenke regelmäßig zu bewegen, aber Überanstrengungen zu vermeiden. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen, kann entlasten und Mut machen.

Polyarthrose ist zwar eine dauerhafte Erkrankung, aber sie lässt sich mit dem richtigen Wissen und einer guten Behandlung oft gut in den Griff bekommen. Das Ziel bleibt immer, so lange wie möglich beweglich und selbstständig zu bleiben.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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