Polyarthritis: Schmerzen in vielen Gelenken

Polyarthritis: Schmerzen in vielen Gelenken

22.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Polyarthritis bezeichnet eine Entzündung, die gleichzeitig mehrere Gelenke betrifft – in der Regel sind mindestens fünf Gelenke entzündet.

Was genau steckt hinter der Diagnose?

Der Begriff stammt aus dem Griechischen: „poly“ bedeutet „viel“ und „arthron“ steht für „Gelenk“. Wer die Diagnose Polyarthritis erhält, hat also keine einzelne Gelenkentzündung, sondern gleich mehrere Gelenke, die sich entzündet haben. Diese Entzündung kann sich durch Schmerzen, Schwellungen, Überwärmung und Bewegungseinschränkungen bemerkbar machen. Besonders häufig sind Hände, Finger, Knie, Füße oder Sprunggelenke betroffen, doch prinzipiell kann jedes Gelenk erkranken.

Verschiedene Ursachen und Formen

Polyarthritis ist keine eigenständige Krankheit, sondern beschreibt ein Symptom – nämlich die gleichzeitige Entzündung mehrerer Gelenke. Dahinter können verschiedene Ursachen stecken. Am bekanntesten ist die rheumatoide Arthritis, eine chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der das Immunsystem die eigenen Gelenke angreift. Aber auch Infektionen, bestimmte Viruserkrankungen, Stoffwechselstörungen wie Gicht oder Autoimmunerkrankungen können zu einer Polyarthritis führen. Sogar nach bestimmten bakteriellen Infekten kann es zu einer sogenannten reaktiven Polyarthritis kommen.

Die Beschwerden entwickeln sich manchmal schleichend, bei anderen Formen wiederum sehr plötzlich. Je nach Ursache kann die Entzündung nur vorübergehend bestehen oder chronisch werden und über viele Jahre andauern.

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Typische Beschwerden bei Polyarthritis

Die ersten Anzeichen einer Polyarthritis sind oft Schmerzen in mehreren Gelenken, die sich vor allem morgens oder nach längerer Ruhe bemerkbar machen. Viele berichten von einer Morgensteifigkeit, die sich erst nach einiger Zeit bessert. Die betroffenen Gelenke können anschwellen, sich warm anfühlen und in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sein. Im weiteren Verlauf können auch allgemeine Symptome wie Müdigkeit, leichtes Fieber oder Gewichtsverlust auftreten.

Entzündet sich die Gelenkinnenhaut – die sogenannte Synovialis – entsteht eine sogenannte Synovialitis, die für viele der Beschwerden verantwortlich ist. Unbehandelt kann sich die Entzündung auf den Knorpel und die angrenzenden Knochen ausbreiten und dort Schäden verursachen.

Ist Polyarthritis gefährlich?

Viele machen sich große Sorgen, wenn sie auf die Diagnose Polyarthritis stoßen. Die Angst vor bleibenden Schäden oder einer dauerhaften Behinderung ist weit verbreitet. Tatsächlich kann eine chronische Polyarthritis, wie sie etwa bei der rheumatoiden Arthritis vorkommt, unbehandelt zu Gelenkschäden führen. Die gute Nachricht: Mit moderner Therapie lassen sich die meisten Verläufe heute gut kontrollieren. Früh erkannt und behandelt, kann das Fortschreiten der Erkrankung oft gestoppt oder zumindest deutlich verlangsamt werden.

Wer plötzlich mehrere schmerzende, geschwollene Gelenke bemerkt, sollte das ärztlich abklären lassen. Es gibt viele verschiedene Ursachen, und nicht jede Form ist dauerhaft oder schwerwiegend. Gerade bei Infekten klingt die Polyarthritis manchmal nach einigen Wochen von selbst wieder ab.

Behandlungsmöglichkeiten – was hilft wirklich?

Die Therapie richtet sich immer nach der zugrundeliegenden Ursache. Steckt eine rheumatoide Arthritis dahinter, kommen meist sogenannte Basistherapeutika zum Einsatz. Diese Medikamente bremsen die Entzündung und verhindern, dass das Immunsystem weiter die Gelenke angreift. Zusätzlich können entzündungshemmende Medikamente wie Kortison oder nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) helfen, Schmerzen und Schwellungen zu lindern. Bei akuten Schüben werden manchmal auch gezielt einzelne Gelenke behandelt, etwa durch Injektionen.

Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle, um die Beweglichkeit zu erhalten und Muskeln zu stärken. Auch Ergotherapie kann helfen, den Alltag trotz Einschränkungen besser zu bewältigen. In manchen Fällen ist eine Umstellung der Ernährung sinnvoll, vor allem wenn Stoffwechselerkrankungen wie Gicht beteiligt sind.

Bei infektiösen Ursachen stehen Antibiotika oder antivirale Mittel im Vordergrund. Ist die Polyarthritis Folge einer anderen Grunderkrankung, wird diese gezielt behandelt.

Leben mit Polyarthritis – was bedeutet das im Alltag?

Eine Polyarthritis kann den Alltag spürbar beeinflussen. Viele fragen sich, ob sie weiterhin arbeiten können, wie stark die Beweglichkeit eingeschränkt sein wird und ob Sport noch möglich ist. Die Antwort hängt stark von der Ursache und vom Verlauf ab. Bei vielen gelingt es, mit einer passenden Therapie und regelmäßiger Bewegung die Beschwerden gut zu kontrollieren. Wichtig ist, die Gelenke nicht dauerhaft zu schonen, sondern sie gezielt zu bewegen – natürlich ohne Überlastung.

Manchmal sind Anpassungen im Alltag nötig, etwa spezielle Hilfsmittel oder ergonomische Werkzeuge. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen, mit der Diagnose umzugehen und praktische Tipps zu bekommen.

Wichtige Hinweise zur Abgrenzung

Nicht jede Gelenkentzündung ist automatisch eine Polyarthritis. Sind nur ein oder zwei Gelenke betroffen, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer Oligoarthritis oder Monoarthritis. Erst wenn mindestens fünf Gelenke gleichzeitig entzündet sind, wird die Bezeichnung Polyarthritis verwendet.

Wer den Begriff in einem Befund oder Arztbrief liest, sollte immer auch auf den Zusammenhang und mögliche Zusatzdiagnosen achten. Die genaue Ursache und der weitere Verlauf lassen sich nur im ärztlichen Gespräch und mit gezielten Untersuchungen klären.

Polyarthritis ist also keine einzelne Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Formen der Mehrgelenkentzündung. Die Prognose hängt stark davon ab, wie früh die Behandlung beginnt und welche Ursache zugrunde liegt. Bei Unsicherheiten lohnt sich immer das Gespräch mit einer Fachperson, um gezielt auf die eigene Situation eingehen zu können.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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