Pleurodese – Dauerhafter Verschluss im Brustraum

Pleurodese – Dauerhafter Verschluss im Brustraum

05.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Pleurodese ist ein medizinisches Verfahren, bei dem der Raum zwischen Lunge und Brustwand künstlich verklebt wird, um einen wiederholten Flüssigkeits- oder Lufteintritt in diesen Bereich dauerhaft zu verhindern.

Was passiert bei einer Pleurodese?

Im Inneren des Brustkorbs gibt es einen schmalen Spalt, der sogenannte Pleuraspalt. Dieser trennt die Lunge von der Brustwand und ist normalerweise mit einer hauchdünnen Flüssigkeitsschicht gefüllt. Unter bestimmten Bedingungen, etwa bei wiederholten Ansammlungen von Flüssigkeit (Pleuraerguss) oder Luft (Pneumothorax), kann dieser Raum zum Problem werden. Die Pleurodese hat das Ziel, die beiden Schichten, das Lungenfell und das Rippenfell, miteinander zu verbinden, sodass kein Hohlraum mehr bleibt. Dadurch wird verhindert, dass sich dort erneut Flüssigkeit oder Luft ansammelt.

Das Verfahren kann auf unterschiedliche Weise durchgeführt werden. Häufig wird eine spezielle Substanz, zum Beispiel Talkum (ein feines Mineralpulver), in den Pleuraspalt eingebracht. Diese Substanz reizt die Gewebeschichten, sodass sie sich miteinander verkleben. Alternativ kann auch eine gezielte Verödung durch Medikamente oder Hitze erfolgen. Nach einigen Tagen ist der Spalt verschlossen und neue Flüssigkeits- oder Luftansammlungen werden verhindert.

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Wann wird eine Pleurodese eingesetzt?

Eine Pleurodese kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen oder wenn sich Flüssigkeit oder Luft immer wieder im Brustkorb ansammeln. Das ist zum Beispiel bei bestimmten Krebserkrankungen der Lunge oder des Rippenfells der Fall, aber auch bei wiederkehrendem Pneumothorax. Auch bei chronischen Entzündungen oder anderen Erkrankungen des Brustkorbs kann das Verfahren sinnvoll sein.

Die Entscheidung für eine Pleurodese wird immer individuell getroffen. Sie kommt meist dann ins Spiel, wenn das Risiko für erneute Beschwerden hoch ist und andere Behandlungen nicht dauerhaft helfen.

Was bedeutet das für den weiteren Verlauf?

Nach einer Pleurodese bleibt der verklebte Bereich in der Regel dauerhaft verschlossen. Das Ziel ist, erneute Beschwerden wie Atemnot, Schmerzen oder wiederkehrende Krankenhausaufenthalte zu verhindern. Meistens kann durch das Verfahren die Lebensqualität deutlich verbessert werden, insbesondere wenn wiederholte Eingriffe oder ständige Flüssigkeitsableitungen zuvor nötig waren.

Direkt nach dem Eingriff kann es zu Schmerzen oder einem Druckgefühl im Brustkorb kommen. Das ist meist vorübergehend und klingt nach einigen Tagen ab. In manchen Fällen kann es zu Fieber oder einer leichten Entzündung kommen, was jedoch gut behandelbar ist.

Häufige Sorgen und Fragen rund um die Pleurodese

Viele fragen sich, ob eine Pleurodese gefährlich ist oder ob die Lunge dadurch dauerhaft geschädigt wird. Die Methode gilt als bewährtes und sicheres Verfahren, das seit Jahrzehnten eingesetzt wird. Komplikationen sind selten, aber wie bei jedem medizinischen Eingriff können Nebenwirkungen auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Infektionen, Blutungen oder allergische Reaktionen auf die eingesetzten Substanzen.

Ein weiteres Thema ist die Angst vor Schmerzen. Während und nach dem Eingriff kann es zu Beschwerden kommen, diese lassen sich jedoch meist gut mit Schmerzmitteln behandeln. Die meisten Menschen berichten, dass die Beschwerden nach wenigen Tagen abklingen.

Auch Unsicherheit bezüglich der Atmung ist verständlich. Die Lunge kann nach einer Pleurodese weiterhin normal arbeiten. Lediglich der betroffene Bereich ist mit der Brustwand verklebt, was aber in der Regel keine Einschränkung der Lungenfunktion nach sich zieht.

Wie läuft eine Pleurodese ab?

Der Eingriff findet meist im Krankenhaus statt. Zunächst wird der betroffene Bereich betäubt oder es wird eine leichte Narkose verabreicht. Über einen kleinen Zugang wird die Substanz in den Pleuraspalt eingebracht. Danach bleibt oft für einige Tage ein dünner Schlauch (Drainage) im Brustkorb, damit restliche Flüssigkeit abfließen kann und sich die Verklebung optimal entwickeln kann. Nach wenigen Tagen kann die Drainage entfernt werden und der Aufenthalt im Krankenhaus ist in der Regel beendet.

Was ist nach der Behandlung zu beachten?

Nach einer Pleurodese ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu achten. Bei Fieber, starken Schmerzen oder Atemnot sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden. In den meisten Fällen verläuft die Heilung unkompliziert und der Alltag kann bald wieder aufgenommen werden. Sportliche Aktivitäten oder schweres Heben sollten jedoch zunächst vermieden werden, bis der Heilungsprozess abgeschlossen ist.

Eine regelmäßige Nachkontrolle beim Lungenfacharzt ist sinnvoll, um den Behandlungserfolg zu überprüfen und mögliche Spätfolgen frühzeitig zu erkennen.

Zusammengefasst

Die Pleurodese ist ein gezieltes Verfahren, um wiederkehrende Flüssigkeits- oder Luftansammlungen im Brustkorb zu verhindern. Sie wird dann eingesetzt, wenn andere Therapien nicht ausreichen oder die Beschwerden immer wiederkehren. Das Ziel ist, die Lebensqualität zu verbessern und erneute Eingriffe zu vermeiden. Das Verfahren ist gut erprobt, Nebenwirkungen sind selten und meist gut behandelbar. Wer nach dem Eingriff Beschwerden oder Unsicherheiten verspürt, sollte auf eine gute Nachsorge achten und ärztlichen Rat einholen.

Wissenschaftliche Quellen

  • Davies HE, Mishra EK, Kahan BC, Wrightson JM, Stanton AE, Guhan A, et al. Effect of an indwelling pleural catheter vs chest tube and talc pleurodesis for relieving dyspnea in patients with malignant pleural effusion: The TIME2 randomized controlled trial. JAMA. 2012;307(22):2383–2389. doi:10.1001/jama.2012.5535

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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