Pleurakarzinose: Wenn Krebs das Rippenfell erreicht

Pleurakarzinose: Wenn Krebs das Rippenfell erreicht

26.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Pleurakarzinose bezeichnet das Vorhandensein von Tumorzellen in der Pleura, also dem dünnen Gewebe, das die Lunge und die Innenseite des Brustkorbs auskleidet. In einfachen Worten: Hierbei haben sich Krebszellen in diesem Bereich angesiedelt und können dort wachsen oder Flüssigkeit bilden.

Was passiert bei einer Pleurakarzinose?

Normalerweise sorgt die Pleura dafür, dass sich die Lunge beim Atmen reibungslos ausdehnen und zusammenziehen kann. Sie besteht aus zwei feinen Häuten, zwischen denen sich ein schmaler Spalt befindet. Dieser ist normalerweise mit nur wenig Flüssigkeit gefüllt. Bei einer Pleurakarzinose gelangen Tumorzellen, meist aus einer anderen Krebserkrankung wie Lungen-, Brust- oder Magenkrebs, in diesen Raum. Dort können sie sich ausbreiten, das Gewebe befallen und die Funktion der Pleura stören.

Oft bildet sich dabei eine größere Menge Flüssigkeit, was als Pleuraerguss bezeichnet wird. Diese Flüssigkeitsansammlung kann das Atmen erschweren und zu Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Husten oder Schmerzen im Brustbereich führen.

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Wie entsteht eine Pleurakarzinose?

In den meisten Fällen handelt es sich nicht um einen eigenständigen Krebs der Pleura, sondern um eine sogenannte Absiedlung (Metastase) von Tumoren aus anderen Organen. Besonders häufig stammen die Zellen aus Lungenkrebs, Brustkrebs oder Tumoren im Magen-Darm-Trakt. Die Krebszellen gelangen über das Blut oder die Lymphbahnen in die Pleura und siedeln sich dort an. Seltener kann auch ein Tumor direkt aus dem Rippenfell entstehen, dann spricht man von einem Pleuramesotheliom, was jedoch eine andere Erkrankung ist.

Typische Beschwerden und mögliche Anzeichen

Die Symptome einer Pleurakarzinose entwickeln sich meist schleichend. Am Anfang bleibt sie oft unbemerkt, da kleine Tumorherde keine Beschwerden verursachen. Mit zunehmender Ausbreitung oder bei Flüssigkeitsansammlung treten Beschwerden wie Atemnot, trockener Husten oder ein Druckgefühl im Brustkorb auf. Auch Schmerzen können vorkommen, vor allem beim tiefen Einatmen oder Husten. In manchen Fällen fällt die Erkrankung erst auf, wenn im Röntgenbild oder bei einer Ultraschalluntersuchung ein Pleuraerguss entdeckt wird.

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Die Diagnose Pleurakarzinose ist für viele ein Schock, denn sie weist darauf hin, dass sich der ursprüngliche Tumor bereits im Körper ausgebreitet hat. Häufig tauchen Fragen auf wie: Wie schlimm ist das jetzt? Was passiert als Nächstes? Kann ich wieder gesund werden? Es ist verständlich, dass diese Unsicherheit belastend ist.

Wichtig zu wissen: Die Pleurakarzinose ist ein Zeichen dafür, dass Krebszellen gestreut haben. Das bedeutet, dass die Erkrankung in einem fortgeschrittenen Stadium ist. Die Beschwerden hängen davon ab, wie viel Flüssigkeit sich gebildet hat und wie stark das Rippenfell betroffen ist. Viele fühlen sich durch die Atemnot im Alltag eingeschränkt. Schon kurze Wege oder Treppensteigen können schwerfallen.

Wie sieht die Behandlung aus?

Die Therapie richtet sich nach der Art des ursprünglichen Tumors, dem allgemeinen Gesundheitszustand und den Beschwerden. Ziel ist es meist, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Dazu kann die Flüssigkeit aus dem Brustkorb abgelassen werden, was das Atmen erleichtert. In manchen Fällen wird ein kleiner Schlauch (Drainage) gelegt, damit die Flüssigkeit immer wieder abfließen kann.

Manche erhalten zusätzlich Medikamente, die das Wachstum der Tumorzellen bremsen oder die Neubildung von Flüssigkeit verhindern sollen. Dazu zählen Chemotherapien, zielgerichtete Therapien oder Immuntherapien – je nachdem, um welche Krebsart es sich handelt. Manchmal wird das Rippenfell auch mit einer speziellen Substanz behandelt, die die beiden Blätter verkleben lässt (Pleurodese), sodass weniger Flüssigkeit nachläuft.

Die Wahl der Behandlung hängt immer von der individuellen Situation ab. Oft arbeiten verschiedene Fachrichtungen wie Onkologie, Lungenheilkunde und Palliativmedizin zusammen, um die bestmögliche Unterstützung zu bieten.

Umgang mit Sorgen und Ängsten

Die Diagnose Pleurakarzinose wirft viele Fragen auf und kann Angst machen. Was bedeutet das für die eigene Zukunft? Wie lange bleibt noch Zeit? Kann die Luftnot gelindert werden? Es ist ganz normal, sich Sorgen zu machen oder sich hilflos zu fühlen. Viele erleben die Situation als Kontrollverlust. Es hilft, offen mit dem Behandlungsteam über die eigenen Sorgen zu sprechen. Auch psychoonkologische Unterstützung kann helfen, mit der neuen Lebenssituation umzugehen.

Im Vordergrund steht, die Beschwerden zu lindern, das Atmen zu erleichtern und möglichst viel Lebensqualität zu erhalten. Niemand muss mit diesen Sorgen allein bleiben – Unterstützung gibt es sowohl medizinisch als auch psychologisch.

Was kommt nach der Diagnose?

Nach der Diagnose folgt meist eine genaue Abklärung, wie weit sich die Tumorzellen ausgebreitet haben und welche Behandlungsmöglichkeiten infrage kommen. Die Therapie wird individuell abgestimmt. Je nach Verlauf können weitere Maßnahmen nötig werden, etwa wiederholtes Ablassen der Flüssigkeit oder Anpassung der Medikamente.

Viele Fragen lassen sich erst im Gespräch mit dem Behandlungsteam klären, das die persönliche Situation am besten einschätzen kann. Auch wenn die Diagnose belastend ist, stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung, die Beschwerden zu lindern und den Alltag besser zu bewältigen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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