Ein Pleuraerguss bezeichnet eine Ansammlung von Flüssigkeit zwischen Lunge und Brustwand, genauer gesagt im sogenannten Pleuraspalt. Diese Flüssigkeit befindet sich normalerweise nur in sehr geringer Menge dort und sorgt dafür, dass die Lunge beim Atmen reibungslos an der Brustwand entlanggleiten kann. Kommt es jedoch zu einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung, spricht man von einem Pleuraerguss.
Was passiert bei einem Pleuraerguss?
Im Normalzustand ist der Pleuraspalt, also der schmale Raum zwischen Lunge und Brustkorb, fast leer und enthält nur einen dünnen Flüssigkeitsfilm. Das ermöglicht die Bewegung der Lunge beim Ein- und Ausatmen. Bei einem Pleuraerguss sammelt sich dort jedoch deutlich mehr Flüssigkeit an als üblich. Diese zusätzliche Flüssigkeit kann die Lunge daran hindern, sich vollständig auszudehnen. Das führt oft zu Beschwerden wie Atemnot, einem Druckgefühl im Brustkorb oder Schmerzen beim Atmen.
Ein Pleuraerguss ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das auf verschiedene Ursachen zurückgehen kann. Die genaue Ursache herauszufinden, ist für die weitere Behandlung entscheidend.
Mögliche Ursachen und Formen
Die Gründe für einen Pleuraerguss sind vielfältig. Häufig entsteht er im Rahmen anderer Erkrankungen. Zu den häufigsten Auslösern zählen Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Entzündungen der Lunge oder des Rippenfells (Pleuritis), Lungenentzündungen, Tumorerkrankungen der Lunge oder des Rippenfells, Verletzungen, aber auch Leber- oder Nierenerkrankungen. Bei manchen Menschen kommt es durch eine Thrombose oder eine Embolie zu einem Pleuraerguss.
Je nach Art der Flüssigkeit und Ursache unterscheiden Fachleute zwischen verschiedenen Formen. Ein sogenannter „transsudativer“ Erguss entsteht meist durch einen erhöhten Druck in den Blutgefäßen, wie bei einer Herzschwäche. Ein „exsudativer“ Erguss dagegen entsteht häufiger durch Entzündungen oder Tumoren und enthält mehr Eiweiß oder auch Zellen.
Welche Beschwerden können auftreten?
Nicht immer macht sich ein Pleuraerguss sofort bemerkbar. Kleine Ergüsse bleiben manchmal unentdeckt, weil sie keine Beschwerden verursachen. Nimmt die Flüssigkeitsmenge jedoch zu, kann das Atmen schwerfallen. Typisch ist eine zunehmende Kurzatmigkeit, vor allem bei Belastung. Auch ein Druck- oder Engegefühl im Brustkorb sowie Schmerzen beim tiefen Einatmen sind möglich. Bei größeren Ergüssen kann es sogar zu Husten oder einer bläulichen Verfärbung der Lippen und Fingernägel kommen, weil der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.
Ist ein Pleuraerguss gefährlich?
Ob ein Pleuraerguss gefährlich ist, hängt stark von seiner Ursache und Ausprägung ab. Die Flüssigkeit selbst ist selten das eigentliche Problem, sondern vielmehr das zugrunde liegende Geschehen. Eine Herzschwäche, eine Infektion oder eine Krebserkrankung können jeweils unterschiedlich schwer verlaufen. Ein kleiner Erguss, der keine Beschwerden macht, muss nicht immer behandelt werden. Größere Ergüsse sollten ärztlich abgeklärt werden, um die Ursache zu finden und gegebenenfalls zu behandeln.
Viele Menschen machen sich Sorgen, wenn sie die Diagnose Pleuraerguss auf einem Befund lesen. Die Angst vor einer schweren Erkrankung, vor einer Operation oder vor bleibenden Schäden ist verständlich. Wichtig ist zu wissen, dass ein Pleuraerguss in den meisten Fällen gut behandelbar ist, sobald die Ursache gefunden wurde. Nicht jeder Pleuraerguss bedeutet automatisch eine lebensbedrohliche Erkrankung.
Wie wird ein Pleuraerguss festgestellt?
Meistens wird ein Pleuraerguss im Rahmen einer körperlichen Untersuchung oder durch bildgebende Verfahren entdeckt. Ein Röntgenbild des Brustkorbs zeigt häufig schon eine typische Verschattung, die auf Flüssigkeit im Pleuraspalt hindeutet. Auch Ultraschalluntersuchungen sind sehr hilfreich, um die Menge und Lage der Flüssigkeit genau zu bestimmen. In manchen Fällen wird zusätzlich eine Computertomografie (CT) durchgeführt.
Um die genaue Ursache herauszufinden, kann es notwendig sein, etwas von der Flüssigkeit mit einer feinen Nadel zu entnehmen. Dieses Verfahren nennt sich Pleurapunktion. Die entnommene Flüssigkeit wird anschließend im Labor untersucht. So lässt sich feststellen, ob es sich um eine Entzündung, eine Infektion, eine Tumorerkrankung oder eine andere Ursache handelt.
Behandlungsmöglichkeiten bei Pleuraerguss
Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache des Ergusses und dem Ausmaß der Beschwerden. Wenn die Flüssigkeitsansammlung sehr groß ist oder starke Atemnot verursacht, wird sie manchmal durch eine Punktion abgelassen. Das verschafft rasch Erleichterung. In vielen Fällen steht jedoch die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund – zum Beispiel die Einstellung einer Herzschwäche mit speziellen Medikamenten, die Therapie einer Lungenentzündung mit Antibiotika oder die Behandlung einer Tumorerkrankung.
Bei wiederkehrenden oder sehr großen Ergüssen kann es notwendig sein, einen kleinen Schlauch (Drainage) einzulegen, damit die Flüssigkeit kontinuierlich abfließen kann. In seltenen Fällen wird das Rippenfell verödet, um einen erneuten Erguss zu verhindern.
Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?
Ein Pleuraerguss kann beängstigend wirken, vor allem wenn er plötzlich festgestellt wird. Viele fragen sich, wie es nun weitergeht und ob bleibende Schäden zu erwarten sind. Die gute Nachricht ist: In den meisten Fällen bessern sich die Beschwerden rasch, sobald die Ursache behandelt wird. Wichtig ist, die zugrunde liegende Erkrankung nicht aus den Augen zu verlieren und die ärztlichen Empfehlungen zu befolgen.
Wer unter Atemnot oder Brustschmerzen leidet, sollte zeitnah ärztlichen Rat suchen. Bei bekannten Vorerkrankungen wie Herzschwäche, Krebs oder Nierenproblemen ist besondere Aufmerksamkeit wichtig. Ein Pleuraerguss ist meist ein Warnsignal des Körpers, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Er kann aber mit der richtigen Behandlung gut in den Griff bekommen werden.
Wissenschaftliche Quellen
Rahman NM, Maskell NA, West A, Teoh R, Arnold A, Mackinlay C, et al. Intrapleural use of tissue plasminogen activator and DNase in pleural infection. N Engl J Med. 2011;365:518–526. doi:10.1056/NEJMoa1012740