Pes anserinus Syndrom – Schmerzen am Kniegelenk

Pes anserinus Syndrom – Schmerzen am Kniegelenk

PD Dr. med. Witold Polanski

Das Pes anserinus Syndrom ist eine schmerzhafte Reizung oder Entzündung im Bereich des sogenannten Gänsefußes, einer Sehnenstruktur an der Innenseite des Knies.

Was steckt hinter dem Begriff?

Der Begriff „Pes anserinus“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Gänsefuß“. Gemeint ist damit eine spezielle Sehnenplatte an der Innenseite des Unterschenkels, knapp unterhalb des Kniegelenks. Hier treffen sich die Sehnen von drei Muskeln aus dem Oberschenkel – dem Sartorius, Gracilis und Semitendinosus. Gemeinsam setzen sie an einem kleinen Knochenvorsprung an, der als Sehnenansatz oder auch Insertion bezeichnet wird. Die Stelle, an der eine Sehne in den Knochen übergeht, nennt man in der Medizin übrigens Enthesis.

Beim Pes anserinus Syndrom, manchmal auch als Gänsefußsyndrom bezeichnet, entzündet sich das Gewebe rund um diese Sehnenplatte. Besonders betroffen ist oft der Schleimbeutel (Bursa), der direkt unter den Sehnen liegt und wie ein kleines Polster wirkt, um Reibung zu verhindern. Kommt es hier zu einer Entzündung, spricht man auch von einer Bursitis des Pes anserinus.

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Woran lässt sich das Syndrom erkennen?

Typisch für das Pes anserinus Syndrom sind Schmerzen an der Innenseite des Knies, meist ein bis fünf Zentimeter unterhalb des Gelenkspalts. Die Beschwerden verstärken sich oft beim Treppensteigen, beim Aufstehen aus dem Sitzen oder beim Bergabgehen. Manche spüren die Schmerzen auch nachts oder wenn das Knie länger belastet wird.

Betroffene beschreiben manchmal ein Druckgefühl oder eine leichte Schwellung an der Innenseite des Knies. Die Haut kann sich an der betroffenen Stelle wärmer anfühlen. In einigen Fällen ist auch eine leichte Bewegungseinschränkung möglich, weil die Schmerzen das Beugen oder Strecken des Knies erschweren.

Wie entsteht das Pes anserinus Syndrom?

Häufig entwickelt sich das Syndrom durch eine Überlastung oder Fehlbelastung des Kniegelenks. Besonders Menschen, die viel laufen, joggen oder Treppen steigen, sind betroffen. Auch Übergewicht, X-Beine oder eine falsche Fußstellung können das Risiko erhöhen. In manchen Fällen entsteht die Entzündung durch wiederholte kleine Verletzungen, etwa bei bestimmten Sportarten oder durch ungewohnte Bewegungen.

Mit zunehmendem Alter verlieren die Sehnen und Schleimbeutel an Elastizität, was die Entstehung eines Pes anserinus Syndroms zusätzlich begünstigen kann. Bei manchen treten die Beschwerden nach einer Knieoperation oder im Zusammenhang mit einer Arthrose auf.

Ist das gefährlich?

Viele machen sich Sorgen, wenn sie plötzlich Knieschmerzen bemerken oder in ihrem Arztbrief von einem Pes anserinus Syndrom lesen. Die gute Nachricht: Diese Entzündung ist zwar unangenehm, aber in der Regel nicht gefährlich. Es handelt sich um eine sogenannte Weichteilreizung, die meist ohne bleibende Schäden ausheilt. Nur in seltenen Fällen kann es zu chronischen Beschwerden kommen, wenn die Ursache nicht behoben wird oder die Entzündung immer wiederkehrt.

Trotzdem sollten die Symptome ernst genommen werden, vor allem wenn die Schmerzen länger anhalten oder stärker werden. In seltenen Fällen können ähnliche Beschwerden auch durch andere Erkrankungen verursacht werden, etwa durch eine Verletzung des Innenmeniskus oder eine Arthrose. Ein Arztbesuch hilft, die genaue Ursache abzuklären.

Was hilft gegen die Beschwerden?

Die Behandlung richtet sich danach, wie stark die Schmerzen sind und wodurch sie ausgelöst wurden. Im Vordergrund steht meist die Schonung des Knies, um die Reizung abklingen zu lassen. Häufig helfen einfache Maßnahmen wie das Kühlen der betroffenen Stelle, das Hochlagern des Beins und das Vermeiden von belastenden Bewegungen.

Bei stärkeren Schmerzen können entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz kommen, zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac. In manchen Fällen verschreibt der Arzt spezielle Salben oder eine Physiotherapie, um die Muskulatur zu stärken und Fehlbelastungen zu korrigieren. Gezielte Dehn- und Kräftigungsübungen helfen, die Sehnen zu entlasten und das Knie langfristig zu stabilisieren.

Selten ist eine Injektion mit Kortison direkt in den entzündeten Bereich nötig, etwa wenn die Beschwerden sehr hartnäckig sind. Eine Operation ist nur in Ausnahmefällen erforderlich, zum Beispiel wenn es zu einer dauerhaften Schädigung des Schleimbeutels kommt.

Was kann man selbst tun?

Wer das Pes anserinus Syndrom hat, kann einiges selbst zur Linderung beitragen. Es hilft, das Knie nicht übermäßig zu belasten und auf Sportarten zu verzichten, die die Beschwerden verstärken. Leichte Bewegung wie Radfahren oder Schwimmen ist meist möglich und hält das Gelenk beweglich. Das Tragen von bequemen, gut stützenden Schuhen kann die Belastung auf Knie und Sehnen verringern.

Bei Übergewicht empfiehlt sich eine langsame Gewichtsreduktion, um den Druck auf das Knie zu verringern. Auch das Erlernen von gelenkschonenden Bewegungsabläufen – etwa beim Treppensteigen oder Bücken – kann helfen, erneute Beschwerden zu verhindern.

Wann ist ärztlicher Rat gefragt?

Wenn die Schmerzen trotz Schonung und Selbstbehandlung länger als zwei Wochen bestehen, sehr stark sind oder mit Schwellung und Rötung einhergehen, ist es sinnvoll, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Das gilt auch, wenn das Knie instabil wirkt oder sich die Beweglichkeit deutlich verschlechtert. So lässt sich sicherstellen, dass keine andere Ursache hinter den Beschwerden steckt und die Behandlung optimal angepasst wird.

Das Pes anserinus Syndrom ist zwar unangenehm, aber in den allermeisten Fällen gut behandelbar und heilt meist vollständig aus. Wer die Warnzeichen des Körpers ernst nimmt und rechtzeitig gegensteuert, kann das Knie schnell wieder schmerzfrei belasten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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