Peritonitis bedeutet eine Entzündung des Bauchfells, also der dünnen Gewebeschicht (Peritoneum), die die inneren Organe im Bauchraum umhüllt und schützt. Eine Bauchfellentzündung ist immer ein medizinischer Notfall, da sie unbehandelt lebensbedrohliche Folgen haben kann.
Was genau passiert bei einer Peritonitis?
Das Bauchfell, medizinisch als Peritoneum bezeichnet, ist eine feine, glatte Haut, die die Bauchorgane wie Magen, Darm, Leber und Milz umhüllt und die Bauchhöhle auskleidet. Wenn sich dieses Gewebe entzündet, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer Peritonitis. Diese Entzündung kann plötzlich und heftig verlaufen oder sich langsam entwickeln. Typischerweise treten dabei starke Bauchschmerzen auf, oft begleitet von Fieber, Übelkeit und einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Der Bauch fühlt sich manchmal hart und gespannt an, und selbst kleine Bewegungen können sehr schmerzhaft sein.
Wie entsteht eine Peritonitis?
Eine Peritonitis entsteht meist, wenn Bakterien oder andere Keime in den Bauchraum gelangen. Häufige Auslöser sind:
ein durchgebrochener Blinddarm (Appendizitis),
ein Magengeschwür, das die Magenwand perforiert,
eine Darmdurchbruch (Perforation),
Verletzungen nach Unfällen oder Operationen.
Seltener entwickelt sich eine Bauchfellentzündung bei chronischen Erkrankungen wie Leberzirrhose mit Bauchwasser (Aszites), wenn sich darin Keime ansiedeln. Auch Erkrankungen der Nieren oder gynäkologische Infektionen können das Bauchfell betreffen.
Diagnose: Wie wird eine Peritonitis festgestellt?
Die Diagnose basiert auf einer Kombination aus körperlicher Untersuchung, Laborwerten und Bildgebung.
Bei der Untersuchung zeigt sich meist ein harter, extrem druckempfindlicher Bauch.
Bluttests weisen stark erhöhte Entzündungswerte auf (CRP > 100 mg/l, Leukozyten über 12.000/µl).
Ultraschall und CT können die Ursache wie einen Darmdurchbruch sichtbar machen.
Wenn Flüssigkeit im Bauchraum vorhanden ist (Aszites), kann diese punktiert werden. Enthält sie Bakterien oder weiße Blutkörperchen, bestätigt das die Diagnose.
Ist eine Peritonitis gefährlich?
Eine Entzündung des Bauchfells ist immer ernst zu nehmen und gilt als medizinischer Notfall. Deshalb ist schnelle ärztliche Hilfe entscheidend. Wer plötzlich starke, anhaltende Bauchschmerzen, Fieber und einen harten Bauch bemerkt, sollte nicht abwarten, sondern sofort eine Notaufnahme aufsuchen.
Typische Ängste und Unsicherheiten
Die Diagnose Peritonitis löst oft große Sorgen aus. Viele fragen sich, ob eine Heilung möglich ist, wie gefährlich die Erkrankung wirklich ist und ob bleibende Schäden zurückbleiben. Die Angst vor einer Operation oder vor Komplikationen wie einer Blutvergiftung ist verständlich. Hinzu kommt die Unsicherheit, wie es nach der Behandlung weitergeht und ob langfristige Einschränkungen zu erwarten sind. Auch die Frage, ob die Ursache der Entzündung gefunden und beseitigt werden kann, beschäftigt viele.
Wie wird eine Peritonitis behandelt?
Eine Bauchfellentzündung erfordert fast immer eine sofortige Behandlung im Krankenhaus. Ziel ist es, die Ursache zu beseitigen, die Entzündung einzudämmen und Komplikationen zu verhindern.
Operation
In vielen Fällen ist eine Notoperation notwendig, etwa bei Blinddarmdurchbruch oder einer perforierten Darmwand. Dabei wird die Ursache behoben und der Bauchraum gespült, um Keime zu entfernen.
Antibiotika
Unabhängig von der Ursache erhalten Betroffene starke Antibiotika, um die Ausbreitung von Bakterien zu verhindern.
Weitere Maßnahmen
Zusätzlich werden Infusionen, Schmerzmittel und eine engmaschige Überwachung durchgeführt. In leichteren, chronischen Fällen kann manchmal auf eine Operation verzichtet und die Behandlung rein medikamentös erfolgen.
Wie sind die Aussichten?
Dank moderner Medizin und schneller Behandlung bestehen heute gute Chancen auf Heilung. Entscheidend ist, wie frühzeitig die Entzündung erkannt und behandelt wird. Bei rechtzeitiger Therapie erholen sich die meisten Menschen vollständig. Je länger jedoch gewartet wird, desto größer ist das Risiko für Komplikationen. Nach einer überstandenen Peritonitis folgt meist eine Phase der Erholung, in der der Körper wieder zu Kräften kommen muss. Je nach Ursache und Verlauf können Nachuntersuchungen oder weitere Behandlungen nötig sein, um Rückfälle oder Spätfolgen auszuschließen.
Die Sterblichkeit hängt stark vom Zeitpunkt der Behandlung ab:
Bei rechtzeitiger Therapie liegt die Sterblichkeit bei unter 10 %.
Entwickelt sich eine Sepsis oder wird die Behandlung verzögert, steigt sie auf 30–40 %.
Der stationäre Aufenthalt dauert nach einer Operation meist 7 bis 14 Tage. Die vollständige Erholung kann – je nach Schwere – mehrere Wochen bis Monate beanspruchen.
Wann sollte man an eine Peritonitis denken?
Plötzliche, starke Bauchschmerzen, die sich auch beim Liegen nicht bessern, ein harter, gespannter Bauch, Fieber und Übelkeit sind Warnzeichen, die ernst genommen werden sollten. Gerade wenn diese Beschwerden nach einer bekannten Bauch-Erkrankung, einer Operation oder Verletzung auftreten, ist Eile geboten. Lieber einmal zu früh ärztlichen Rat einholen als zu spät – denn bei einer Peritonitis zählt jede Stunde.
Was kann man selbst tun?
Vorbeugen lässt sich eine Peritonitis nur eingeschränkt, da sie fast immer Folge anderer Erkrankungen ist. Wichtig ist:
Plötzliche, starke Bauchschmerzen nicht ignorieren, besonders wenn sie länger als 6 Stunden anhalten.
Bei Kombination aus Fieber, harter Bauchdecke und Übelkeit sofort eine Notaufnahme aufsuchen.
Wer eine chronische Erkrankung wie Leberzirrhose oder Nierenversagen hat, sollte sich engmaschig ärztlich kontrollieren lassen.
Nach überstandener Peritonitis ist es wichtig, auf die Signale des Körpers zu achten, sich ausreichend zu schonen und Nachuntersuchungen wahrzunehmen.
Eine Peritonitis ist ein ernster, aber behandelbarer Notfall. Mit schneller medizinischer Versorgung sind die Heilungschancen heute sehr gut.
Wissenschaftliche Quellen
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