Peritonealdialyse ist ein medizinisches Verfahren zur Reinigung des Blutes, bei dem das Bauchfell als natürlicher Filter genutzt wird, um Abfallstoffe und überschüssiges Wasser aus dem Körper zu entfernen, wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten.
Wie funktioniert das Prinzip?
Das Grundprinzip der Peritonealdialyse beruht darauf, dass das sogenannte Bauchfell – in der Fachsprache Peritoneum genannt, als Filter dient. Dieses dünne Gewebe kleidet den gesamten Bauchraum aus und ist von vielen feinen Blutgefäßen durchzogen. Bei der Behandlung wird eine spezielle Flüssigkeit, die Dialyselösung, über einen weichen Schlauch in den Bauchraum geleitet. Dort bleibt sie für einige Stunden. Während dieser Zeit wandern Giftstoffe und überschüssiges Wasser aus dem Blut durch das Bauchfell in die Dialyselösung. Anschließend wird die gebrauchte Flüssigkeit wieder abgelassen und durch frische ersetzt.
Das Verfahren kann entweder mehrmals täglich von Hand durchgeführt werden oder mit Hilfe eines Geräts, das die Wechsel automatisch in der Nacht übernimmt. Im Gegensatz zur Hämodialyse, bei der das Blut außerhalb des Körpers gereinigt wird, geschieht die Reinigung hier im eigenen Körperinneren.
Wann kommt diese Form der Dialyse zum Einsatz?
Die Peritonealdialyse wird vor allem dann angewendet, wenn die Nieren ihre Funktion dauerhaft verloren haben. Das ist meist bei einer sogenannten chronischen Niereninsuffizienz der Fall, also einer dauerhaften Schwäche der Nieren. Sie ist eine Alternative zur Hämodialyse, die viele aus Filmen oder aus Erzählungen kennen, bei der Patientinnen und Patienten mehrmals pro Woche an eine Dialysemaschine angeschlossen werden.
Ein Vorteil der Peritonealdialyse: Sie kann zu Hause und mit etwas Übung sogar eigenständig durchgeführt werden. Das gibt mehr Freiheit im Alltag und ist besonders für Menschen geeignet, die einen flexiblen Tagesablauf brauchen oder längere Anfahrtswege zur Dialyseklinik vermeiden möchten.
Was bedeutet das für den Alltag?
Wer mit dieser Methode behandelt wird, erhält meist einen kleinen, weichen Katheter, der dauerhaft in der Bauchdecke liegt. Über diesen Zugang wird die Dialyselösung eingefüllt und abgelassen. Nach einer Einlernphase kann der Wechsel der Lösung eigenständig oder mit Unterstützung von Angehörigen erfolgen. Viele führen die Behandlung tagsüber mehrmals durch, andere nutzen ein Gerät, das nachts die Arbeit übernimmt, während geschlafen wird.
Wichtig ist, auf Hygiene zu achten, um Infektionen zu vermeiden. Die meisten gewöhnen sich nach kurzer Zeit an den Ablauf und können Arbeit, Schule oder Familie weiterhin gut organisieren. Reisen sind grundsätzlich möglich, da das nötige Material mitgenommen oder an den Urlaubsort geliefert werden kann.
Welche Risiken oder Nebenwirkungen gibt es?
Wie bei jedem medizinischen Eingriff gibt es auch bei der Peritonealdialyse mögliche Komplikationen. Die häufigste Sorge ist eine Infektion des Bauchraums, die sogenannte Peritonitis. Sie macht sich meist durch Bauchschmerzen, Fieber oder eine trübe Dialyselösung bemerkbar. In solchen Fällen ist es wichtig, schnell ärztliche Hilfe zu holen, damit die Infektion behandelt werden kann.
Manche berichten über ein Spannungsgefühl im Bauch, gelegentliche Verdauungsprobleme oder eine Gewichtszunahme, weil die Dialyselösung Zucker enthält. Auch der Katheter kann manchmal verrutschen oder verstopfen. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte erklären genau, worauf zu achten ist und wie bei Problemen vorzugehen ist.
Häufige Fragen und Ängste
Viele fragen sich, ob der Katheter im Alltag stört oder sichtbar ist. In den meisten Fällen kann er unter der Kleidung gut verborgen werden und schränkt kaum ein. Auch Sport ist mit Einschränkungen oft möglich, solange keine starken Belastungen auf den Bauchraum wirken.
Ein weiteres Thema ist die Angst vor Infektionen. Die Schulung legt großen Wert auf Hygiene, sodass das Risiko deutlich gesenkt werden kann. Wer unsicher ist, erhält jederzeit Unterstützung durch das Dialyseteam.
Die Entscheidung für diese Form der Dialyse ist sehr individuell. Für manche ist die größere Selbstständigkeit ein großer Gewinn, andere fühlen sich mit der klassischen Hämodialyse wohler. In einem ausführlichen Gespräch mit den behandelnden Fachleuten werden alle Vor und Nachteile abgewogen.
Wie läuft die Vorbereitung ab?
Vor dem Start wird ein kleiner Eingriff durchgeführt, um den Katheter in die Bauchhöhle einzusetzen. Nach einer kurzen Heilungsphase beginnt die Schulung. Dabei wird gezeigt, wie die Flüssigkeit gewechselt wird, worauf bei der Hygiene zu achten ist und wie mögliche Probleme frühzeitig erkannt werden.
Die meisten Menschen fühlen sich nach einigen Tagen sicher im Umgang mit dem Verfahren. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Nephrologen – das ist der Facharzt für Nierenerkrankungen – gehören weiterhin dazu. Bei Fragen oder Unsicherheiten steht das Dialyseteam als Ansprechpartner zur Verfügung.
Was ist das Bauchfell eigentlich?
Das Bauchfell, auch Peritoneum genannt, ist eine dünne Gewebeschicht, die die Bauchorgane umhüllt und den gesamten Bauchraum auskleidet. Es ist gut durchblutet und sorgt dafür, dass Stoffe zwischen Blut und Bauchraum ausgetauscht werden können. Deshalb eignet es sich als natürlicher Filter bei der Peritonealdialyse. Wer mehr dazu wissen möchte, findet unter intraperitoneal weitere Informationen.
Selbstbestimmt leben mit Dialyse
Die Peritonealdialyse bietet die Möglichkeit, trotz eingeschränkter Nierenfunktion ein aktives und selbstbestimmtes Leben zu führen. Mit etwas Übung und guter Unterstützung lässt sich der Alltag meist flexibel gestalten. Die Entscheidung für dieses Verfahren wird immer gemeinsam mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten getroffen, um die individuell beste Lösung zu finden.