Perioperative Komplikationen und ihr Risiko

Perioperative Komplikationen und ihr Risiko

PD Dr. med. Witold Polanski

Perioperative Komplikationen sind unerwünschte Ereignisse oder Probleme, die im Zusammenhang mit einer Operation auftreten können – und zwar sowohl während des Eingriffs selbst als auch davor oder danach, also im gesamten Zeitraum rund um die Operation.

Was umfasst der Begriff?

Der Ausdruck „perioperativ“ setzt sich aus den Worten „peri-“ (bedeutet „um ... herum“ oder „im Umfeld von“) und „operativ“ (bezieht sich auf die Operation) zusammen. Gemeint ist damit der Zeitraum vor, während und nach einer Operation, meist von der unmittelbaren Vorbereitung bis zu den ersten Tagen oder Wochen nach dem Eingriff. Komplikationen sind dabei alle unvorhergesehenen oder unerwünschten Ereignisse, die den normalen Verlauf stören oder zu Problemen führen können.

Im medizinischen Bericht oder Arztbrief taucht der Begriff oft auf, wenn im Zusammenhang mit einer geplanten oder durchgeführten Operation etwas nicht wie erwartet verlaufen ist. Das kann von kleineren Zwischenfällen bis hin zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen reichen.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Welche perioperativen Komplikationen gibt es?

Das Spektrum an möglichen Komplikationen ist breit und hängt stark von der Art der Operation, dem allgemeinen Gesundheitszustand und weiteren Risikofaktoren ab. Zu den häufigsten zählen Infektionen im Wundbereich, Blutungen oder Nachblutungen, Störungen der Wundheilung sowie Probleme mit der Narkose. Ebenfalls möglich sind Thrombosen (Blutgerinnsel in den Venen), Lungenentzündungen oder auch Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen, Blutdruckschwankungen oder im seltenen Fall ein Herzinfarkt.

Kleinere Komplikationen können zum Beispiel leichte Nachblutungen, vorübergehende Kreislaufprobleme oder Übelkeit nach der Narkose sein. Schwere Komplikationen sind hingegen selten, können aber im Einzelfall auftreten und eine gezielte Behandlung erforderlich machen.

Warum treten Komplikationen auf?

Mehrere Faktoren spielen eine Rolle, ob und welche Komplikationen auftreten. Der allgemeine Gesundheitszustand, das Alter, bestehende Vorerkrankungen wie Diabetes, Herz- oder Lungenerkrankungen, aber auch die Art und der Umfang des Eingriffs beeinflussen das Risiko. Längere und größere Operationen bringen meist ein etwas höheres Risiko mit sich als kleine, kurze Eingriffe.

Auch äußere Einflüsse wie Rauchen, starkes Übergewicht oder eine schlechte Ernährungslage können das Komplikationsrisiko erhöhen. Manchmal lassen sich Komplikationen trotz bester Vorbereitung und größter Sorgfalt nicht vollständig vermeiden, da jeder Mensch unterschiedlich auf eine Operation reagiert.

Was bedeutet das für den weiteren Verlauf?

Nicht jede perioperative Komplikation ist automatisch ein Grund zur Sorge. Viele Probleme lassen sich frühzeitig erkennen und gut behandeln. Beispielsweise können Infektionen durch gezielte Antibiotikagabe oder Wundversorgung in den Griff bekommen werden. Blutungen werden meist noch während des Eingriffs oder kurz danach gestoppt. Bei Kreislaufproblemen sorgen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte für eine engmaschige Überwachung und rasche Gegenmaßnahmen.

In den meisten Fällen sind kleinere Komplikationen vorübergehend und beeinträchtigen den Heilungsverlauf nur wenig. Schwere Komplikationen, die zu bleibenden Schäden führen, sind selten. Das Ziel des gesamten Operationsteams ist es, Risiken im Vorfeld zu minimieren und auf auftretende Probleme schnell zu reagieren.

Ist das schlimm? Was tun bei Angst vor Komplikationen?

Die Sorge vor Komplikationen ist verständlich, besonders wenn eine größere Operation ansteht oder bereits ein unerwartetes Problem aufgetreten ist. Viele fragen sich: Wie wahrscheinlich ist es, dass etwas passiert? Was bedeutet das für die Genesung? Kann das gefährlich werden?

Grundsätzlich gilt: Das Risiko für Komplikationen lässt sich durch eine sorgfältige Vorbereitung, eine gute ärztliche Betreuung und eine enge Überwachung deutlich senken. Moderne Operations- und Narkoseverfahren sind heute sehr sicher. Im Aufklärungsgespräch vor einer Operation werden individuelle Risiken besprochen und Maßnahmen erläutert, wie Komplikationen vermieden oder frühzeitig erkannt werden.

Sollte im Befund oder Arztbrief von perioperativen Komplikationen die Rede sein, bedeutet das nicht automatisch ein schwerwiegendes Problem. Oft handelt es sich um kleinere, gut behandelbare Ereignisse, die dokumentiert werden, um den Verlauf nachvollziehbar zu machen.

Wie werden perioperative Komplikationen behandelt?

Die Behandlung richtet sich immer nach der Art und Schwere der Komplikation. Infektionen benötigen meist eine gezielte Antibiotikatherapie und eine sorgfältige Wundkontrolle. Blutungen werden, je nach Ausmaß, entweder direkt gestoppt oder durch Bluttransfusionen ausgeglichen. Thrombosen werden mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt, um das Risiko für Embolien zu verringern. Kreislauf- oder Atemprobleme erfordern eine engmaschige Überwachung und gegebenenfalls eine medikamentöse Unterstützung.

Meistens werden diese Maßnahmen direkt im Krankenhaus umgesetzt, sodass auf Veränderungen des Gesundheitszustands schnell reagiert werden kann. Nach der Entlassung ist es wichtig, auf Warnzeichen wie starke Schmerzen, Fieber, Rötungen oder Schwellungen im Wundbereich zu achten und diese umgehend ärztlich abklären zu lassen.

Was kann im Vorfeld selbst getan werden?

Eine gute Vorbereitung hilft, das Risiko für Komplikationen zu senken. Dazu zählt, alle Medikamente und Vorerkrankungen offen zu besprechen, den Anweisungen zur Nüchternheit vor der OP zu folgen, und – wenn möglich – auf das Rauchen zu verzichten. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte diese mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten absprechen, um Wechselwirkungen oder Risiken zu vermeiden.

Eine ausgewogene Ernährung und Bewegung vor dem Eingriff stärken den Körper und fördern die Heilung. Nach der Operation unterstützt das Einhalten der ärztlichen Empfehlungen – etwa zur Wundpflege, Bewegung oder Medikamenteneinnahme – den Heilungsverlauf und hilft, Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Perioperative Komplikationen sind also ein Sammelbegriff für alle unerwarteten Probleme rund um eine Operation. Die meisten lassen sich gut behandeln oder sogar ganz vermeiden, wenn im Vorfeld und während des gesamten Eingriffs sorgfältig auf Sicherheit geachtet wird.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen