Die Patellasehne ist eine kräftige Sehne an der Vorderseite des Knies. Sie verbindet die Kniescheibe (Patella) mit dem Schienbein (Tibia) und spielt eine zentrale Rolle bei der Streckung des Beins. Ohne sie wäre Gehen, Treppensteigen oder Springen kaum möglich.
Aufbau und Funktion der Patellasehne
Die Patellasehne, auch Ligamentum patellae oder Kniescheibensehne genannt, besteht aus festem, faserigem Bindegewebe. Sie setzt an der Unterkante der Kniescheibe an und verläuft von dort schräg nach unten bis zu einem knöchernen Vorsprung am Schienbein, der sogenannten Tuberositas tibiae.
Gemeinsam mit der Kniescheibe und dem kräftigen Oberschenkelmuskel (Quadrizeps) bildet sie den sogenannten Streckapparat des Knies. Wenn der Quadrizeps sich zusammenzieht, überträgt die Patellasehne die Kraft auf das Schienbein – das Bein streckt sich. Dieser Mechanismus ist bei nahezu jeder Bewegung im Alltag aktiv: beim Gehen, Aufstehen, Laufen oder Springen.
Damit diese Kraftübertragung reibungslos funktioniert, ist die Sehne extrem belastbar. Bei sportlichen Bewegungen können Kräfte wirken, die dem Mehrfachen des eigenen Körpergewichts entsprechen.
Lage und Aufbau im Detail
Die Patellasehne liegt direkt unterhalb der Kniescheibe und ist von außen leicht tastbar, besonders wenn das Bein gestreckt ist. Zwischen der Sehne und dem Schienbein liegt ein kleiner Schleimbeutel (Bursa infrapatellaris), der als Gleitlager dient und Reibung vermindert.
Im Durchschnitt ist die Patellasehne etwa vier bis fünf Zentimeter lang und ein bis zwei Zentimeter breit. Ihre Fasern sind parallel angeordnet und verleihen ihr eine enorme Zugfestigkeit. In Ruhe ist sie weich und elastisch, unter Belastung wird sie straff wie ein Seil.
Durch diese anatomische Anordnung leitet sie die Muskelkraft präzise weiter und stabilisiert das Kniegelenk bei jeder Bewegung.
Bedeutung im medizinischen Alltag
Im medizinischen Kontext wird die Patellasehne häufig erwähnt – sei es in Arztbriefen, Befunden oder Operationsberichten. Besonders bei Knieverletzungen, sportlichen Überlastungen oder nach Operationen spielt sie eine wichtige Rolle.
Bei Kreuzbandrekonstruktionen dient oft ein Teil der Patellasehne als körpereigenes Transplantat. Das mittlere Drittel der Sehne wird dabei entnommen, um ein neues Kreuzband zu ersetzen. Dieses Verfahren gilt als sehr stabil und bewährt sich vor allem bei sportlich aktiven Menschen.
Auch in der Diagnostik von Knieschmerzen ist die Patellasehne regelmäßig Gegenstand der Untersuchung, da sie empfindlich auf Fehlbelastung, Übertraining oder strukturelle Veränderungen reagieren kann.
Häufige Erkrankungen und Verletzungen
Eine der häufigsten Erkrankungen ist die Patellasehnenentzündung, medizinisch Patellatendinopathie genannt. Sie entsteht meist durch wiederholte Belastung, etwa bei Sprung- oder Laufsportarten, und wird daher umgangssprachlich als „Springerknie“ bezeichnet. Typisch sind Schmerzen unterhalb der Kniescheibe, die zunächst nur bei Belastung auftreten, später aber auch in Ruhe spürbar sein können.
Eine Teilruptur (Teilriss) oder ein kompletter Riss der Patellasehne ist seltener, tritt aber häufig nach plötzlichen, starken Belastungen auf – etwa beim Abspringen oder Landen aus großer Höhe. In diesem Fall kann das Bein nicht mehr aktiv gestreckt werden, und das Knie verliert seine Stabilität. Eine operative Versorgung ist dann meist notwendig.
Auch degenerative Veränderungen, etwa durch altersbedingten Verschleiß oder Stoffwechselstörungen, können die Sehne schwächen und ihre Belastbarkeit verringern.
Diagnostik bei Patellasehnenbeschwerden
Wenn Schmerzen im Bereich der Kniescheibe auftreten, untersuchen Ärztinnen und Ärzte die Patellasehne gezielt. Zunächst erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Sehne abgetastet und auf Druckempfindlichkeit geprüft wird.
Je nach Befund kommen bildgebende Verfahren hinzu. Eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) kann Entzündungen, Flüssigkeitsansammlungen oder Teilrisse sichtbar machen. Bei unklaren Fällen liefert eine Magnetresonanztomografie (MRT) detaillierte Informationen über Strukturveränderungen der Sehne und benachbarter Gewebe.
Diese Untersuchungen helfen, zwischen akuten Verletzungen, chronischer Überlastung und degenerativen Veränderungen zu unterscheiden – eine wichtige Grundlage für die richtige Behandlung.
Was steht im Befund?
Wenn in einem Arztbrief oder MRT-Befund die Patellasehne erwähnt wird, handelt es sich meist um eine Beschreibung ihres Zustands. Steht dort, dass die Sehne „unauffällig“ ist, bedeutet das, dass keine Entzündung, Verdickung oder Schädigung festgestellt wurde.
Formulierungen wie „Verdickung der Patellasehne“, „signalvermehrt im Ansatzbereich“ oder „degenerative Veränderungen“ weisen auf Reizungen oder Überlastungen hin, die meist durch Training, Fehlbelastung oder Alterungsprozesse entstehen. Nur selten liegt ein akuter Riss oder eine schwerwiegende Verletzung vor. Die genaue Bedeutung hängt immer vom Zusammenhang ab – insbesondere davon, welche Beschwerden bestehen und ob ein Unfall vorausgegangen ist.
Behandlung und Selbsthilfe
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Bei einer Entzündung oder Reizung helfen Schonung, Kühlung und entzündungshemmende Medikamente. Ergänzend werden häufig Physiotherapie und Dehnübungen eingesetzt, um den Muskel-Sehnen-Apparat zu entlasten. Eine zu frühe Belastung kann die Heilung verzögern, während gezieltes Training den Heilungsprozess unterstützt.
Nach einer Operation, etwa bei einem Sehnenriss oder einer Kreuzbandrekonstruktion, ist ein strukturiertes Rehabilitationsprogramm entscheidend, um Kraft, Beweglichkeit und Stabilität wiederherzustellen. Auch vorbeugend lässt sich viel tun: Regelmäßiges Dehnen der Oberschenkelmuskulatur, Aufwärmen vor dem Sport und das Tragen geeigneter Schuhe können das Risiko einer Patellasehnenüberlastung deutlich verringern.
Zusammengefasst
Die Patellasehne ist ein wichtiger Bestandteil des Kniegelenks und sorgt dafür, dass das Bein gestreckt werden kann. Sie verbindet die Kniescheibe mit dem Schienbein und spielt bei vielen alltäglichen Bewegungen eine zentrale Rolle. In medizinischen Texten taucht der Begriff oft im Zusammenhang mit Untersuchungen, Verletzungen oder Operationen am Knie auf. Solange keine Beschwerden oder Auffälligkeiten bestehen, gibt es keinen Anlass zur Sorge – die Patellasehne ist dann einfach ein Teil des normalen anatomischen Aufbaus des Knies.
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