Parotitis: Wenn das Ohr anschwillt

Parotitis: Wenn das Ohr anschwillt

16.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Parotitis ist eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse, die meist durch Viren oder Bakterien verursacht wird und zu Schmerzen, Schwellungen sowie weiteren Beschwerden im Bereich vor und unter dem Ohr führen kann.

Was steckt hinter der Diagnose?

Die Ohrspeicheldrüse, medizinisch auch Parotis genannt, ist die größte Speicheldrüse des Menschen und liegt direkt vor dem Ohr. Wenn sich diese Drüse entzündet, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer Parotitis. Die Entzündung kann einseitig oder auf beiden Seiten auftreten. Typische Anzeichen sind eine deutliche Schwellung, Rötung und Schmerzen im Bereich vor dem Ohr, manchmal auch bis zum Kieferwinkel. Häufig fühlt sich die betroffene Stelle druckempfindlich an und reagiert beim Kauen besonders schmerzhaft. In manchen Fällen kann die Haut über der Drüse glänzen oder überwärmt sein. Auch Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl und Schluckbeschwerden gehören zu den möglichen Begleiterscheinungen.

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Ursachen und Auslöser

Die häufigste Form ist die sogenannte akute Parotitis. Meist steckt hier eine Infektion mit Viren dahinter, allen voran das Mumpsvirus. Mumps war früher eine typische Kinderkrankheit, kommt heute aber dank Impfung seltener vor. Auch andere Viren können die Entzündung auslösen. Neben viralen Auslösern gibt es auch bakterielle Infektionen, die vor allem bei älteren Menschen, geschwächtem Immunsystem oder nach längerer Mundtrockenheit auftreten. Bakterien dringen meist über den Ausführungsgang der Drüse ein und führen dort zu einer eitrigen Entzündung. Seltener sind chronische Formen, die wiederholt oder über längere Zeit bestehen und oft mit anderen Erkrankungen der Speicheldrüsen zusammenhängen.

Ist das gefährlich?

Viele Menschen erschrecken, wenn sie plötzlich eine schmerzhafte Schwellung am Ohr bemerken und im Arztbrief von einer Parotitis lesen. Die Sorge, dass es sich um etwas Ernstes handeln könnte, ist verständlich. In den meisten Fällen heilt eine Parotitis jedoch ohne bleibende Schäden aus, insbesondere wenn sie rechtzeitig behandelt wird. Komplikationen sind selten, können aber auftreten, wenn die Entzündung nicht abheilt oder sich ausbreitet. Bei bakteriellen Infektionen besteht das Risiko, dass sich ein Abszess bildet – also eine Eiteransammlung, die manchmal operativ entleert werden muss. Unbehandelt könnte sich die Entzündung auch auf umliegende Gewebe ausweiten. Bei Mumps kann es in seltenen Fällen zu weiteren Komplikationen wie einer Entzündung der Hirnhäute, Bauchspeicheldrüse oder Hoden kommen. Die meisten Betroffenen erholen sich jedoch vollständig.

Wie wird Parotitis behandelt?

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Bei einer viralen Parotitis, wie sie durch das Mumpsvirus ausgelöst wird, steht die Linderung der Beschwerden im Vordergrund. Das bedeutet: Schonung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, weiche Kost und schmerzlindernde Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen. Kühlende Umschläge können die Schwellung und Schmerzen zusätzlich lindern. Eine gezielte Therapie gegen das Virus gibt es nicht, das Immunsystem bekämpft die Infektion selbst.

Handelt es sich um eine bakterielle Entzündung, verschreibt die Ärztin oder der Arzt meist ein Antibiotikum. Auch hier helfen kühlende Maßnahmen und eine gute Mundhygiene. Wichtig ist, die Speichelproduktion anzuregen, etwa durch das Lutschen von Bonbons oder das Kauen von Kaugummi, sofern das Kauen nicht zu schmerzhaft ist. In seltenen Fällen, wenn sich ein Abszess bildet oder die Beschwerden nicht besser werden, kann ein kleiner chirurgischer Eingriff nötig sein, um das Eiter zu entfernen.

Worauf solltest du achten?

Viele stellen sich die Frage, ob Parotitis ansteckend ist. Das kommt auf die Ursache an: Eine virale Parotitis, wie bei Mumps, ist tatsächlich ansteckend und wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. In diesem Fall sollte der Kontakt zu anderen, vor allem zu Menschen ohne Impfschutz, vermieden werden. Eine bakterielle Parotitis ist dagegen meist nicht direkt übertragbar, da sie häufig durch körpereigene Bakterien ausgelöst wird, die bei bestimmten Bedingungen in die Drüse gelangen.

Es ist sinnvoll, bei anhaltender oder zunehmender Schwellung, starken Schmerzen, hohem Fieber oder Eiterbildung zeitnah ärztlichen Rat einzuholen. Gerade bei Kindern, älteren Personen oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollte nicht abgewartet werden.

Wie kann man vorbeugen?

Einem Großteil der viralen Parotitis-Fälle, insbesondere Mumps, kann durch eine Impfung vorgebeugt werden. Die MMR-Impfung (Masern, Mumps, Röteln) gehört zum Standardimpfschutz für Kinder und wird auch Erwachsenen empfohlen, die keinen Impfschutz haben. Um das Risiko für eine bakterielle Parotitis zu verringern, hilft eine gute Mundhygiene. Ausreichendes Trinken und regelmäßiges Kauen regen den Speichelfluss an und verhindern, dass sich Bakterien in den Speicheldrüsen ansiedeln.

Wer zu Mundtrockenheit neigt, etwa durch bestimmte Medikamente oder chronische Erkrankungen, sollte besonders auf eine feuchte Mundschleimhaut achten. In seltenen Fällen können auch Speichelsteine oder Verengungen der Ausführungsgänge eine Parotitis begünstigen. Hier kann eine gezielte Behandlung durch die HNO-Ärztin oder den HNO-Arzt notwendig sein.

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Die meisten Menschen können nach einer Parotitis ihren gewohnten Alltag rasch wieder aufnehmen. Während der akuten Phase empfiehlt sich jedoch körperliche Schonung. Bei Mumps besteht eine Ansteckungsgefahr, sodass eine Krankschreibung und das Fernbleiben von Gemeinschaftseinrichtungen wie Kita, Schule oder Arbeitsplatz notwendig sein können. Nach Abklingen der Beschwerden ist in der Regel keine weitere Behandlung erforderlich. Nur in seltenen chronischen Fällen oder bei wiederkehrender Parotitis sind weitere Untersuchungen und eine spezielle Therapie nötig.

Eine Parotitis ist in den allermeisten Fällen gut behandelbar und heilt folgenlos aus. Die wichtigste Maßnahme ist, bei den ersten Anzeichen nicht zu zögern und eine ärztliche Abklärung einzuholen. Mit der richtigen Behandlung verschwinden Beschwerden und Schwellung meist innerhalb weniger Tage bis Wochen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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