Die Papille ist ein medizinischer Begriff für eine kleine, meist warzen- oder knospenförmige Erhebung im Körper, die an verschiedenen Stellen auftreten kann und jeweils unterschiedliche Funktionen hat.
Verschiedene Bedeutungen im Körper
Im medizinischen Alltag taucht das Wort Papille in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen auf. Besonders häufig ist damit die sogenannte Sehnervenpapille im Auge gemeint. Sie wird auch als „blinder Fleck“ bezeichnet und ist die Stelle, an der der Sehnerv in die Netzhaut eintritt. Dort fehlen Sinneszellen, sodass an dieser Stelle keine Bildinformation wahrgenommen wird. Trotzdem ist diese kleine Erhebung für die Funktion des Sehens äußerst wichtig, weil sie die Verbindung zwischen dem Auge und dem Gehirn herstellt.
Neben dem Auge gibt es Papillen aber auch an anderen Stellen im Körper. Auf der Zunge etwa befinden sich zahlreiche Zungenpapillen, die für den Geschmackssinn und das Tastempfinden verantwortlich sind. In der Haut wiederum gibt es sogenannte Dermalpapillen, die an der Bildung von Fingerabdrücken beteiligt sind und feine Nervenenden enthalten. Auch im Bereich des Darms oder der Niere finden sich Papillen, jeweils mit speziellen Aufgaben.
Die Sehnervenpapille im Fokus
Wenn im medizinischen Bericht von „Papille“ die Rede ist, ist meist die Sehnervenpapille gemeint. Sie spielt eine zentrale Rolle bei vielen Augenuntersuchungen, da Veränderungen an dieser Stelle Hinweise auf Erkrankungen geben können. Augenärztinnen und Augenärzte schauen sich die Papille bei der sogenannten Funduskopie, also der Betrachtung des Augenhintergrunds, genau an. Dabei wird beurteilt, ob sie normal aussieht oder Auffälligkeiten zeigt.
Eine gesunde Sehnervenpapille erscheint meist rundlich bis oval und hat eine blassrosa Farbe. Sie ist klar begrenzt und hebt sich gut vom umliegenden Gewebe der Netzhaut ab. Veränderungen der Papille, wie eine Schwellung (Papillenödem) oder eine blasse Färbung, können Hinweise auf Erkrankungen des Sehnervs, auf erhöhten Hirndruck oder andere Störungen geben. In den meisten Fällen ist mit dem Begriff jedoch einfach die normale anatomische Struktur gemeint.
Papillen an anderen Orten
Auf der Zunge sind Papillen für das Schmecken und Tasten zuständig. Diese kleinen Erhebungen sorgen dafür, dass verschiedene Geschmacksrichtungen unterschieden werden können. Es gibt unterschiedliche Typen von Zungenpapillen, zum Beispiel die sogenannten „Pilzpapillen“ oder „Wallpapillen“. Sie sind ein normaler Bestandteil der Mundschleimhaut und erfüllen wichtige Aufgaben im Alltag.
Auch in der Haut, besonders an den Fingerkuppen, gibt es Papillen. Diese Dermalpapillen bilden die Grundlage für individuelle Fingerabdrücke und tragen dazu bei, dass Berührungen und Druck gut wahrgenommen werden.
Wann ist eine Papille krankhaft?
Der Begriff Papille beschreibt in erster Linie eine normale, anatomische Struktur. Erst wenn von einer Erkrankung oder einer Veränderung der Papille die Rede ist, kann das medizinisch bedeutsam werden. So kann zum Beispiel eine Schwellung der Sehnervenpapille (Papillenödem) ein Hinweis auf erhöhten Druck im Schädelinneren sein. Auch andere Veränderungen, etwa eine blasse oder eingesunkene Papille, können auf Erkrankungen des Sehnervs oder der Netzhaut hindeuten. In solchen Fällen wird im Befund aber meist eine genauere Beschreibung oder ein Zusatz angegeben, zum Beispiel „Papillenödem“ oder „atrophische Papille“.
Außerhalb des Auges sind krankhafte Veränderungen an Papillen eher selten und werden meist im Zusammenhang mit speziellen Erkrankungen oder Verletzungen besprochen. Im Normalfall handelt es sich bei einer Papille einfach um eine normale Erhebung im Gewebe, die keine Beschwerden verursacht und keine Behandlung erfordert.
Bedeutung im medizinischen Befund
Steht im Arztbrief oder Befund einfach nur der Begriff Papille, ist damit meist die normale anatomische Struktur gemeint. Erst durch Zusätze oder genauere Beschreibungen wird deutlich, ob eine Auffälligkeit vorliegt. Wer den Begriff liest, muss sich also keine Sorgen machen, solange nicht von einer krankhaften Veränderung oder einem auffälligen Befund die Rede ist.
Papillen sind normale Bestandteile des Körpers, die an vielen Stellen wichtige Aufgaben übernehmen – vom Sehen über das Schmecken bis hin zum Tastsinn. Nur bei zusätzlichen Hinweisen auf eine Erkrankung bekommt der Begriff eine besondere Bedeutung.