Pankreastransplantation: Neue Hoffnung für Diabetes-Betroffene

Pankreastransplantation: Neue Hoffnung für Diabetes-Betroffene

10.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Pankreastransplantation ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem eine kranke oder nicht mehr funktionierende Bauchspeicheldrüse durch ein gesundes Organ eines Spenders ersetzt wird. Die Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt, ist ein lebenswichtiges Organ, das unter anderem Insulin produziert und so den Blutzuckerspiegel reguliert.

Wann kommt eine Pankreastransplantation infrage?

Am häufigsten wird eine Pankreastransplantation bei Menschen mit schwerem Typ 1 Diabetes durchgeführt, deren eigene Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert. Besonders dann, wenn trotz moderner Insulintherapie immer wieder lebensbedrohliche Unterzuckerungen auftreten oder andere schwere Komplikationen wie Nierenschäden bestehen. In manchen Fällen erfolgt der Eingriff gleichzeitig mit einer Nierentransplantation, weil Diabetes oft beide Organe schädigt. Seltener wird die Transplantation auch bei bestimmten Tumoren oder anderen Erkrankungen nötig.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Wie läuft eine Pankreastransplantation ab?

Zunächst wird ein passendes Spenderorgan benötigt. Die Spender stammen meist von verstorbenen Personen, deren Organe für eine Transplantation freigegeben wurden. Das gespendete Organ, auch Transplantat genannt, wird in einer mehrstündigen Operation eingesetzt. Die neue Bauchspeicheldrüse wird meist im Unterbauch platziert und mit Blutgefäßen sowie dem Verdauungstrakt verbunden. Die eigene, erkrankte Bauchspeicheldrüse bleibt meist im Körper, da ihre Entfernung zusätzliche Risiken birgt.

Nach der Operation ist eine intensive Überwachung in einer spezialisierten Klinik nötig. Die neue Bauchspeicheldrüse beginnt in der Regel sofort damit, Insulin zu produzieren, sodass oft keine oder deutlich weniger Insulinspritzen mehr nötig sind.

Welche Chancen und Risiken gibt es?

Eine Pankreastransplantation kann die Lebensqualität erheblich verbessern. Viele Menschen können nach dem Eingriff auf Insulinspritzen verzichten und erleben eine stabile Blutzuckereinstellung. Auch das Risiko für schwere Unterzuckerungen sinkt deutlich. Zudem kann sich die Funktion anderer Organe, wie der Nieren, stabilisieren oder verbessern.

Allerdings ist der Eingriff mit gewissen Risiken verbunden. Wie bei jeder größeren Operation können Komplikationen wie Blutungen, Infektionen oder Wundheilungsstörungen auftreten. Das größte Risiko besteht jedoch darin, dass das Immunsystem das neue Organ als fremd erkennt und abstößt. Um dies zu verhindern, müssen lebenslang Medikamente eingenommen werden, die das Immunsystem unterdrücken. Diese sogenannten Immunsuppressiva erhöhen allerdings die Anfälligkeit für Infektionen und können andere Nebenwirkungen haben.

Auch das neue Organ kann mit der Zeit seine Funktion verlieren. Manchmal kommt es zu einer Abstoßung, die trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht immer verhindert werden kann.

Was bedeutet die Diagnose für das Leben danach?

Nach einer erfolgreichen Pankreastransplantation verändert sich das Leben spürbar. Viele erleben wieder mehr Freiheit im Alltag, weil sie keine ständigen Blutzuckerkontrollen oder Insulinspritzen mehr benötigen. Die Angst vor plötzlichen Unterzuckerungen nimmt ab. Dennoch bleibt die regelmäßige ärztliche Kontrolle wichtig. Blutwerte, Organfunktion und die Wirkung der Medikamente werden engmaschig überwacht. Auch die eigene Aufmerksamkeit für mögliche Infektionszeichen ist gefragt, da das Immunsystem gezielt abgeschwächt wird.

Nicht jeder Mensch mit Diabetes kommt für eine Pankreastransplantation infrage. Die Entscheidung wird immer individuell getroffen. Faktoren wie das Alter, der allgemeine Gesundheitszustand und das Vorliegen anderer Erkrankungen spielen eine wichtige Rolle.

Häufige Fragen und Sorgen

Viele Menschen fragen sich, wie hoch die Überlebenschancen nach einer Pankreastransplantation sind. Statistisch gesehen funktioniert das neue Organ im ersten Jahr nach der Operation bei etwa 85 bis 90 Prozent der Empfänger zuverlässig. Auch nach fünf Jahren ist bei mehr als der Hälfte der Transplantierten die neue Bauchspeicheldrüse noch aktiv. Die Überlebensrate der Empfänger selbst ist nach einer erfolgreichen Transplantation vergleichbar mit der von anderen Organtransplantationen.

Ein weiteres Thema ist die Wartezeit auf ein passendes Organ. Sie kann mehrere Monate bis Jahre betragen, da Spenderorgane knapp sind und viele Faktoren wie Blutgruppe und Gewebetyp übereinstimmen müssen.

Die Angst vor einer Abstoßung oder Komplikationen beschäftigt viele. Moderne Medikamente und die enge Betreuung durch spezialisierte Teams haben die Prognose in den letzten Jahren jedoch deutlich verbessert. Wichtig ist, alle Kontrolltermine wahrzunehmen und die verordneten Medikamente zuverlässig einzunehmen.

Was kann man selbst tun?

Nach einer Pankreastransplantation ist ein gesunder Lebensstil besonders wichtig. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Rauchen unterstützen das neue Organ und das Immunsystem. Alkohol sollte nur in Maßen konsumiert werden, da er die Leber und das Immunsystem zusätzlich belasten kann. Eine gute Mundhygiene und der Schutz vor Infektionen, etwa durch Händewaschen und Impfungen, spielen ebenfalls eine große Rolle.

Auch die seelische Gesundheit verdient Aufmerksamkeit. Gespräche mit anderen Betroffenen, Selbsthilfegruppen oder psychologische Unterstützung können helfen, die neue Lebenssituation zu verarbeiten und Ängste abzubauen.

Zusammenfassung

Eine Pankreastransplantation ist eine anspruchsvolle, aber oft lebensverändernde Behandlung für Menschen mit schwerem Diabetes oder anderen schweren Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse. Sie bietet die Chance auf ein insulinfreies Leben, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich. Die Entscheidung für oder gegen den Eingriff wird immer gemeinsam mit erfahrenen Ärztinnen und Ärzten getroffen. Wer sich gut informiert und eng mit dem Behandlungsteam zusammenarbeitet, kann die Chancen optimal nutzen und Risiken möglichst gering halten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Simply Onno

Datenschutz

Impressum

AGB