Overwhelming Post-Splenectomy Infection und ihre Folgen

Overwhelming Post-Splenectomy Infection und ihre Folgen

05.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Overwhelming Post-Splenectomy Infection, kurz OPSI, bezeichnet eine besonders schwere, rasch verlaufende Infektion, die nach Entfernung der Milz auftreten kann.

Was steckt hinter dem Begriff?

Die Milz ist ein Organ im linken Oberbauch, das eine wichtige Rolle im Immunsystem spielt. Sie hilft dabei, bestimmte Bakterien aus dem Blut zu filtern und Infektionen abzuwehren. Wenn die Milz entfernt werden muss – etwa wegen Verletzungen, Blutkrankheiten oder seltenen Tumoren – spricht man von einer Splenektomie. Nach diesem Eingriff besteht ein erhöhtes Risiko für schwere Infektionen, weil der Körper weniger gut gegen bestimmte Krankheitserreger geschützt ist.

Mit Overwhelming Post-Splenectomy Infection ist eine Infektion gemeint, die nach dem Verlust der Milz besonders plötzlich und heftig auftritt. Sie wird von Bakterien ausgelöst, gegen die das Immunsystem ohne Milz weniger wirksam vorgehen kann. Besonders gefährlich sind dabei sogenannte bekapselte Bakterien wie Pneumokokken, Meningokokken oder Haemophilus influenzae.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Wie zeigt sich eine OPSI?

Das Tückische an einer Overwhelming Post-Splenectomy Infection ist, dass sie sehr plötzlich beginnt und sich innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich verschlimmern kann. Meistens startet alles mit unspezifischen Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost, Unwohlsein oder Muskel- und Gliederschmerzen. Diese Symptome ähneln anfangs einer gewöhnlichen Grippe oder Erkältung.

Innerhalb kurzer Zeit kann sich der Zustand stark verschlechtern. Es kann zu Kreislaufproblemen, Bewusstseinsstörungen, Atemnot oder sogar einem Schock kommen. Manchmal treten auch Hautveränderungen auf, etwa kleine Einblutungen oder fleckige Rötungen. Ohne rasche Behandlung kann eine OPSI zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen und lebensbedrohlich werden.

Warum ist das Risiko nach einer Milzentfernung erhöht?

Die Milz ist darauf spezialisiert, bestimmte Bakterien unschädlich zu machen, die von einer schützenden Hülle – einer Kapsel – umgeben sind. Fehlt die Milz, können sich diese Erreger leichter im Blut ausbreiten. Besonders Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae sind gefürchtet, weil sie schwere Infektionen wie Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung auslösen können.

Das Risiko für eine Overwhelming Post-Splenectomy Infection bleibt ein Leben lang erhöht, ist aber in den ersten zwei Jahren nach der Operation am größten. Kinder und ältere Menschen sind besonders gefährdet.

Ist eine OPSI häufig und wie gefährlich ist sie?

Eine Overwhelming Post-Splenectomy Infection ist insgesamt selten, aber sehr ernst zu nehmen. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 1 bis 5 Prozent der Menschen ohne Milz im Laufe ihres Lebens eine solche Infektion entwickeln. Die Gefahr liegt in der Geschwindigkeit und Schwere des Verlaufs: Innerhalb weniger Stunden kann der Zustand lebensbedrohlich werden.

Viele fragen sich, ob sie nach einer Milzentfernung ständig Angst vor Infektionen haben müssen. Die meisten Menschen leben nach einer Splenektomie ohne größere Probleme, solange sie bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beachten. Dennoch ist es wichtig, die Symptome einer schweren Infektion zu kennen und im Notfall schnell zu handeln.

Was kann vorbeugend getan werden?

Damit es gar nicht erst zu einer Overwhelming Post-Splenectomy Infection kommt, gibt es verschiedene Schutzmaßnahmen. Besonders wichtig sind Impfungen gegen die wichtigsten Erreger. Dazu zählen Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae. Diese Impfungen werden meist schon vor der Operation oder spätestens kurz danach verabreicht und in bestimmten Abständen aufgefrischt.

In manchen Fällen empfehlen Ärztinnen und Ärzte eine vorbeugende Antibiotikatherapie, vor allem bei kleinen Kindern oder in den ersten Jahren nach der Milzentfernung. Auch auf Reisen in Regionen mit erhöhtem Infektionsrisiko kann eine solche Prophylaxe sinnvoll sein.

Wichtig ist, immer einen Notfallausweis dabei zu haben, der auf die fehlende Milz hinweist. So wissen Ärztinnen und Ärzte im Ernstfall sofort Bescheid und können gezielt handeln.

Was tun, wenn Symptome auftreten?

Nach einer Milzentfernung gilt: Bei Fieber, Schüttelfrost oder plötzlichem Unwohlsein lieber einmal zu viel als zu wenig zum Arzt gehen. Schon bei ersten Anzeichen einer Infektion sollte sofort medizinische Hilfe gesucht werden. Je schneller eine Behandlung beginnt, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Genesung.

Im Notfall kann es sinnvoll sein, ein Notfall-Antibiotikum bereitzuhalten, das nach Rücksprache mit dem Arzt direkt eingenommen werden darf, falls schnelle ärztliche Hilfe nicht erreichbar ist. Das genaue Vorgehen sollte immer individuell mit einer Fachperson besprochen werden.

Leben ohne Milz: Worauf achten?

Das Leben nach einer Splenektomie erfordert etwas mehr Aufmerksamkeit, ist aber in den meisten Fällen gut zu bewältigen. Impfungen, ein wacher Blick auf Infektionssymptome und ein Notfallausweis bieten Sicherheit im Alltag. Wer sich unsicher fühlt oder Fragen hat, sollte das Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen. Wissen und Vorbereitung helfen, das Risiko einer Overwhelming Post-Splenectomy Infection möglichst gering zu halten und sorgen für ein gutes Gefühl im täglichen Leben.

Wissenschaftliche Quellen

  • Waghorn DJ. Overwhelming infection in asplenic patients: current best practice preventive measures are not being followed. J Clin Pathol. 2001;54(3):214-218. doi:10.1136/jcp.54.3.214 - doi:10.1136/jcp.54.3.214

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen