Ovarialtorsion: Warnzeichen und Folgen

Ovarialtorsion: Warnzeichen und Folgen

14.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ovarialtorsion bedeutet, dass sich ein Eierstock um seine eigene Achse dreht und dadurch die Blutzufuhr abgeschnürt wird.

Was genau passiert bei einer Ovarialtorsion?

Bei dieser seltenen, aber ernsten Erkrankung verdreht sich der Eierstock (Ovar) zusammen mit angrenzenden Strukturen wie dem Eileiter. Dadurch werden die Blutgefäße, die den Eierstock versorgen, abgeklemmt. Das führt dazu, dass weniger oder gar kein Blut mehr ankommt. Die Folge: Das Gewebe kann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und beginnt, Schaden zu nehmen. In den meisten Fällen passiert das auf einer Seite, also entweder rechts oder links im Unterbauch.

Der Begriff setzt sich aus „Ovar“ (lateinisch für Eierstock) und „Torsion“ (Verdrehung) zusammen. Im medizinischen Alltag wird manchmal auch von einer Adnex-Torsion gesprochen, weil meist nicht nur der Eierstock, sondern auch der Eileiter betroffen ist. Mehr zu den sogenannten Adnexen (Eileiter und Eierstöcke) findest du hier.

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Wer ist besonders betroffen?

Eine Ovarialtorsion kann grundsätzlich bei jeder Person mit Eierstöcken auftreten, egal ob im Kindes-, Jugend- oder Erwachsenenalter. Besonders häufig trifft es jedoch Frauen im gebärfähigen Alter. Ein erhöhtes Risiko besteht, wenn der Eierstock durch eine Zyste oder einen Tumor vergrößert ist. Auch nach bestimmten Fruchtbarkeitsbehandlungen, bei denen die Eierstöcke stimuliert werden, kann das Risiko steigen. In seltenen Fällen kann es sogar während der Schwangerschaft passieren.

Welche Beschwerden treten auf?

Typisch für eine Ovarialtorsion ist ein plötzlich einsetzender, meist sehr starker Schmerz im Unterbauch. Oft ist er einseitig, also nur rechts oder links zu spüren. Der Schmerz kann so heftig sein, dass Übelkeit und Erbrechen dazukommen. Manche berichten auch von Kreislaufproblemen oder Schweißausbrüchen. Die Beschwerden ähneln manchmal anderen akuten Bauchschmerzen, etwa einer Blinddarmentzündung. Deshalb ist eine genaue ärztliche Abklärung wichtig, um die Ursache zu finden.

Ist eine Ovarialtorsion gefährlich?

Die Verdrehung des Eierstocks ist ein medizinischer Notfall. Wenn die Blutzufuhr länger unterbrochen bleibt, kann das Gewebe absterben. Das kann nicht nur zu starken Schmerzen, sondern auch zu Entzündungen und im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung führen. Wird die Ovarialtorsion frühzeitig erkannt und behandelt, lässt sich der Eierstock oft retten. Bleibt sie jedoch unbehandelt, kann es nötig sein, den Eierstock operativ zu entfernen.

Viele Betroffene machen sich Sorgen, ob eine solche Diagnose die Fruchtbarkeit beeinträchtigt oder zu langfristigen Problemen führt. Die gute Nachricht: Wird schnell gehandelt, ist es häufig möglich, den Eierstock zu erhalten. Nur in seltenen Fällen, wenn das Gewebe bereits abgestorben ist, muss er entfernt werden. Auch mit nur einem Eierstock ist eine Schwangerschaft weiterhin möglich.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Beschwerden ähneln oft anderen Erkrankungen im Unterbauch, deshalb ist eine schnelle und genaue Untersuchung entscheidend. Ärztinnen und Ärzte nutzen meist eine Ultraschalluntersuchung, um den Eierstock und die Durchblutung zu beurteilen. Manchmal sind weitere bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) nötig. Die sichere Diagnose wird aber oft erst während einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) gestellt – dabei kann der Eierstock direkt betrachtet und gleichzeitig behandelt werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Eine Ovarialtorsion wird in der Regel operativ behandelt. Ziel ist es, die Verdrehung schnell aufzuheben, damit das Gewebe wieder durchblutet wird. Das geschieht meist minimal-invasiv, also über eine Bauchspiegelung. In vielen Fällen kann der Eierstock erhalten bleiben, wenn die Durchblutung nach der Entdrehung wieder einsetzt. Nur wenn das Gewebe bereits stark geschädigt ist, muss der Eierstock entfernt werden.

Nach dem Eingriff bleibt meist eine kurze Beobachtungszeit im Krankenhaus. Die Heilung verläuft in der Regel unkompliziert, wenn rechtzeitig operiert wurde.

Was tun bei Verdacht auf Ovarialtorsion?

Starke, plötzlich auftretende Unterbauchschmerzen sollten immer ernst genommen werden – besonders, wenn sie von Übelkeit, Erbrechen oder Kreislaufproblemen begleitet werden. In solchen Fällen ist es wichtig, so schnell wie möglich ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine rasche Behandlung erhöht die Chancen, den Eierstock zu erhalten und Komplikationen zu vermeiden.

Wie kann man vorbeugen?

Eine gezielte Vorbeugung gegen Ovarialtorsion gibt es nicht. Wer weiß, dass er Zysten an den Eierstöcken hat oder eine Fruchtbarkeitsbehandlung bekommt, sollte auf ungewöhnliche Unterbauchschmerzen achten und diese frühzeitig ärztlich abklären lassen. Regelmäßige gynäkologische Untersuchungen helfen, Veränderungen an den Eierstöcken frühzeitig zu entdecken.

Eine Ovarialtorsion ist selten, aber ernst zu nehmen. Wer die Warnzeichen kennt und schnell reagiert, hat die besten Chancen auf eine unkomplizierte Genesung.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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