Otosklerose bezeichnet eine krankhafte Veränderung im Bereich des Innenohrs, bei der es zu einer Verknöcherung rund um die Gehörknöchelchen kommt und dadurch das Hörvermögen langsam abnimmt.
Was passiert bei Otosklerose im Ohr?
Im menschlichen Ohr gibt es drei winzige Knochen – Hammer, Amboss und Steigbügel –, die gemeinsam dafür sorgen, dass Schallwellen aus der Umgebung in elektrische Signale umgewandelt werden. Bei einer Otosklerose bildet sich an bestimmten Stellen der knöchernen Kapsel um das Innenohr neues, aber fehlerhaftes Knochengewebe. Besonders häufig ist dabei der Steigbügel betroffen, der dann allmählich im Knochen „einwächst“ und sich nicht mehr frei bewegen kann. Das führt dazu, dass die Schallübertragung gestört ist und Geräusche leiser oder dumpfer wahrgenommen werden.
Typische Anzeichen und Verlauf
Die Otosklerose entwickelt sich meist schleichend. Anfangs fällt oft nur auf, dass Gespräche in lauter Umgebung schwerer zu verstehen sind oder dass leise Geräusche nicht mehr so gut wahrgenommen werden. Betroffene bemerken häufig, dass sie den Fernseher oder das Radio lauter stellen als früher. Mit der Zeit kann das Hörvermögen auf einem oder beiden Ohren immer weiter nachlassen. Manchmal treten zusätzlich Ohrgeräusche, also Tinnitus, auf.
Unbehandelt schreitet die Erkrankung meist langsam voran. In seltenen Fällen kann es auch zu einer plötzlichen Verschlechterung des Hörens kommen. Otosklerose tritt häufig zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf, Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. In manchen Familien gibt es eine Häufung, was auf eine erbliche Komponente hindeutet.
Ist Otosklerose gefährlich?
Die Erkrankung betrifft ausschließlich das Hörvermögen. Schmerzen, Schwindel oder andere Beschwerden treten normalerweise nicht auf. Die größte Sorge ist meist, dass das Hören immer schlechter wird und irgendwann gar nichts mehr verstanden wird. Eine vollständige Taubheit ist bei Otosklerose jedoch selten. Trotzdem kann ein fortschreitender Hörverlust den Alltag stark beeinträchtigen – Gespräche, Musik oder Alltagsgeräusche werden immer weniger wahrgenommen, was zu Unsicherheit und sozialem Rückzug führen kann.
Viele fragen sich, ob Otosklerose „heilbar“ ist oder ob ein Hörverlust dauerhaft bleibt. Die gute Nachricht: Es gibt heute wirksame Behandlungsmöglichkeiten, mit denen das Hörvermögen oft deutlich verbessert werden kann.
Untersuchungen und Diagnose
Um eine Otosklerose festzustellen, erfolgt zunächst eine genaue HNO-ärztliche Untersuchung. Das Hörvermögen wird mit speziellen Tests überprüft, bei denen festgestellt wird, ob der Hörverlust durch eine Schallleitungsstörung (also ein Problem bei der Übertragung im Mittelohr) oder eine Schallempfindungsstörung (eine Störung im Innenohr selbst) verursacht wird. Auch bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie können eingesetzt werden, um die Veränderungen im Knochen sichtbar zu machen.
Typisch für Otosklerose ist eine sogenannte „Schallleitungsschwerhörigkeit“, bei der vor allem die Übertragung der Schallwellen im Mittelohr gestört ist. Im weiteren Verlauf kann auch das Innenohr betroffen sein, was zu einer zusätzlichen Verschlechterung führt.
Möglichkeiten der Behandlung
Die Behandlung richtet sich danach, wie stark das Hören bereits beeinträchtigt ist und wie schnell die Erkrankung fortschreitet. In vielen Fällen ist eine Operation sinnvoll, bei der der festgewachsene Steigbügel durch ein kleines Implantat – eine sogenannte Prothese – ersetzt wird. Dieser Eingriff wird als Stapesplastik oder Stapedotomie bezeichnet. Nach der Operation kann das Hörvermögen oft deutlich verbessert werden, viele können wieder normal hören oder benötigen nur noch eine geringe Unterstützung.
Wenn eine Operation nicht möglich oder nicht gewünscht ist, können auch Hörgeräte helfen, den Hörverlust auszugleichen. Moderne Hörsysteme sind klein und unauffällig, sie verstärken gezielt die Frequenzen, die schwerer gehört werden. In manchen Fällen werden auch Medikamente eingesetzt, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, allerdings ist deren Wirksamkeit begrenzt.
Leben mit Otosklerose
Mit der Diagnose sind oft Unsicherheiten verbunden. Viele machen sich Sorgen, wie sich der Alltag verändert oder ob sie irgendwann gar nichts mehr hören werden. Es ist wichtig zu wissen, dass Otosklerose nicht lebensbedrohlich ist und dass es gute Möglichkeiten gibt, das Hörvermögen zu erhalten oder zu verbessern. Wer frühzeitig eine HNO-Ärztin oder einen HNO-Arzt aufsucht, kann gemeinsam besprechen, welche Behandlung am besten geeignet ist.
Auch nach einer erfolgreichen Operation oder mit einem Hörgerät ist ein weitgehend normales Leben möglich. Regelmäßige Kontrollen sorgen dafür, dass das Hörvermögen bestmöglich erhalten bleibt. Ein offener Umgang mit der Diagnose, das Nachfragen bei Unklarheiten und die Nutzung moderner Hilfsmittel helfen, Unsicherheiten abzubauen und die Lebensqualität zu erhalten.