Ossäre Metastasen: Wenn Krebs im Knochen streut

Ossäre Metastasen: Wenn Krebs im Knochen streut

29.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ossäre Metastasen sind Tochtergeschwülste, die sich im Knochengewebe ausbreiten, nachdem Zellen eines bösartigen Tumors von ihrem Ursprungsort in andere Körperregionen gestreut haben. Der Begriff „ossär“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „den Knochen betreffend“. Im medizinischen Alltag taucht diese Bezeichnung oft in Befunden, Arztbriefen oder radiologischen Berichten auf, wenn Veränderungen am Skelettsystem festgestellt werden, die auf eine Krebserkrankung zurückzuführen sind.

Was passiert im Knochen?

Bei ossären Metastasen handelt es sich um Krebszellen, die sich im Knochen ansiedeln und dort vermehren. Am häufigsten betroffen sind Wirbelsäule, Becken, Rippen und die langen Röhrenknochen wie Oberschenkel oder Oberarm. Ursprünglich stammen diese Tumorzellen meist von Krebserkrankungen wie Brustkrebs, Prostatakrebs oder Lungenkrebs. Über das Blut- oder Lymphsystem gelangen sie in das Knochenmark und beginnen, das gesunde Knochengewebe zu verändern.

Diese Veränderungen können auf unterschiedliche Weise verlaufen. Manche Metastasen bauen den Knochen ab und machen ihn brüchiger (osteolytisch), andere regen das Knochenwachstum an, sodass verhärtete, verdichtete Bereiche entstehen (osteoblastisch). Häufig treten Mischformen auf. Mehr dazu, welche Veränderungen im Knochen auftreten können, findest du auch im Artikel zu ossären Läsionen.

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Symptome und mögliche Beschwerden

Ossäre Metastasen bleiben nicht immer unbemerkt. Typisch sind Schmerzen im betroffenen Knochenbereich, die zunächst nur bei Belastung, später auch in Ruhe auftreten können. Manchmal führen sie zu einer erhöhten Bruchgefahr, weil das Knochengewebe an Stabilität verliert. In manchen Fällen können auch Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen auftreten. Befinden sich die Metastasen in der Wirbelsäule, besteht das Risiko, dass Nerven eingeklemmt werden – das kann zu Taubheitsgefühlen, Lähmungen oder Problemen mit der Blasen- und Darmfunktion führen.

Nicht immer sind die Beschwerden eindeutig einem Tumor zuzuordnen. Gerade in frühen Stadien können die Symptome auch mit anderen Erkrankungen verwechselt werden, etwa mit Verschleißerscheinungen oder Osteoporose.

Wie werden ossäre Metastasen festgestellt?

Die Diagnose erfolgt meist durch bildgebende Verfahren wie Röntgen, Knochenszintigrafie, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT). In manchen Fällen wird zusätzlich eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen, um sicherzugehen, dass es sich tatsächlich um eine Metastase handelt und nicht um eine andere Veränderung des Knochens.

Oft werden ossäre Metastasen im Rahmen von Nachsorgeuntersuchungen entdeckt, wenn bereits eine Krebserkrankung bekannt ist. Manchmal sind sie aber auch der erste Hinweis auf einen bislang unentdeckten Tumor.

Ist das gefährlich?

Die Feststellung von ossären Metastasen ist für viele Betroffene ein schwerer Moment. Die Diagnose bedeutet, dass sich die Krebserkrankung über den Ursprungsort hinaus im Körper ausgebreitet hat. Das kann die Prognose beeinflussen und macht eine gezielte Behandlung notwendig. Die Beschwerden, die durch Knochenmetastasen entstehen, können die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen – etwa durch Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder die Angst vor Knochenbrüchen.

Viele fragen sich: Wie schnell schreitet das voran? Wie stark werden die Schmerzen? Was bedeutet das konkret für den Alltag? Die Antworten darauf hängen von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Art des ursprünglichen Tumors, der Anzahl und dem Ort der Metastasen sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand.

Behandlungsmöglichkeiten bei ossären Metastasen

Die Therapie von ossären Metastasen verfolgt mehrere Ziele: Schmerzen lindern, Knochenbrüche verhindern, die Beweglichkeit erhalten und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Dafür stehen verschiedene Behandlungswege zur Verfügung.

Schmerzmedikamente spielen eine zentrale Rolle, oft ergänzt durch sogenannte Bisphosphonate oder Denosumab. Diese Wirkstoffe können den Knochenabbau bremsen und das Risiko für Brüche verringern. In bestimmten Fällen kommt eine gezielte Bestrahlung des betroffenen Knochens in Frage, um Schmerzen zu lindern oder das Wachstum der Metastase zu stoppen.

Wenn einzelne Knochen stark geschwächt sind oder bereits ein Bruch droht, kann ein operativer Eingriff notwendig werden. Dabei werden die betroffenen Knochen stabilisiert, zum Beispiel durch Platten, Schrauben oder Knochenzement.

Auch die Behandlung des ursprünglichen Tumors bleibt wichtig. Je nach Krebsart können Chemotherapie, Hormontherapie oder moderne zielgerichtete Medikamente helfen, das Tumorwachstum insgesamt zu bremsen.

Leben mit der Diagnose

Die Diagnose ossäre Metastasen löst verständlicherweise viele Sorgen aus. Wie lässt sich der Alltag bewältigen? Was ist mit Sport, Arbeit oder Hobbys? Viele Betroffene haben Angst vor Schmerzen, vor dem Verlust an Selbstständigkeit oder davor, auf Hilfe angewiesen zu sein. Es ist wichtig zu wissen, dass es heute viele Möglichkeiten gibt, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten. Schmerztherapie, Physiotherapie und Hilfsmittel wie Gehhilfen oder Orthesen können unterstützen, die Beweglichkeit so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.

Oft hilft es, sich mit anderen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Psychoonkologische Beratung, Selbsthilfegruppen oder Gespräche mit Fachleuten können dabei unterstützen, mit der Diagnose umzugehen und neue Perspektiven zu finden.

Worauf achten im Alltag?

Bei ossären Metastasen sollte auf eine möglichst gelenkschonende und sichere Umgebung geachtet werden, um Stürze und damit Knochenbrüche zu vermeiden. Das bedeutet zum Beispiel, Stolperfallen zu beseitigen, rutschfeste Matten zu verwenden und bei Bedarf Hilfsmittel zu nutzen. Regelmäßige Bewegung ist wichtig, sollte aber an die Belastbarkeit angepasst werden. Bei Schmerzen oder Unsicherheiten empfiehlt es sich, frühzeitig Rücksprache mit dem behandelnden Team zu halten.

Weitere Informationen zu Veränderungen im Knochen findest du auch im Artikel über ossäre Läsionen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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