Nuklearmedizin ist ein medizinisches Fachgebiet, das radioaktive Stoffe nutzt, um Krankheiten im Körper sichtbar zu machen oder gezielt zu behandeln. Die eingesetzten Substanzen geben Strahlen ab, die mit speziellen Kameras aufgezeichnet werden können. So lassen sich beispielsweise Stoffwechselvorgänge in Organen, Tumoren oder Entzündungsherden erkennen, die mit anderen Methoden oft verborgen bleiben.
Wie funktioniert nuklearmedizinische Diagnostik?
Im Zentrum der nuklearmedizinischen Diagnostik steht die sogenannte Szintigrafie. Dabei wird eine schwach radioaktive Substanz, meist über eine Vene, in den Körper eingebracht. Diese Substanz verteilt sich gezielt in bestimmten Organen oder Geweben, etwa in der Schilddrüse, dem Herzmuskel oder den Knochen. Die abgegebene Strahlung wird von einer speziellen Kamera, der sogenannten Gammakamera, erfasst und anschließend am Computer zu Bildern verarbeitet.
Im Unterschied zu klassischen Röntgenaufnahmen zeigt die Nuklearmedizin nicht nur die Form, sondern vor allem die Funktion eines Organs. Das bedeutet: Es wird sichtbar, wie aktiv ein Gewebe ist, wie gut es arbeitet oder ob irgendwo im Körper ein krankhafter Prozess abläuft. Häufig eingesetzte Verfahren sind die Schilddrüsenszintigrafie, die Knochenszintigrafie oder die Myokardszintigrafie zur Untersuchung des Herzens.
Wann kommt Nuklearmedizin zum Einsatz?
Nuklearmedizinische Untersuchungen werden in vielen Bereichen der Medizin eingesetzt. Besonders häufig ist das Fachgebiet bei der Abklärung von Schilddrüsenerkrankungen gefragt. So lässt sich zum Beispiel feststellen, ob eine Schilddrüse übermäßig aktiv ist oder ob sich Knoten gebildet haben, die genauer untersucht werden müssen.
Auch bei unklaren Knochenschmerzen, Verdacht auf Tumoren oder Entzündungen kann eine Szintigrafie helfen, die Ursache aufzuspüren. In der Kardiologie, also bei Herzkrankheiten, liefert die Nuklearmedizin wichtige Hinweise darauf, wie gut der Herzmuskel durchblutet wird. Ein weiteres Einsatzgebiet ist die sogenannte PET-CT, eine Kombination aus Positronen-Emissions-Tomografie und Computertomografie. Sie wird vor allem in der Krebsmedizin verwendet, um Tumoren aufzuspüren, deren Ausbreitung zu beurteilen oder den Erfolg einer Therapie zu überprüfen.
Ist die Strahlenbelastung gefährlich?
Viele Menschen haben Sorgen, wenn sie hören, dass radioaktive Stoffe im Spiel sind. Die Strahlenmenge, die bei nuklearmedizinischen Untersuchungen verwendet wird, ist jedoch sehr gering und wird so ausgewählt, dass sie für den Körper möglichst unbedenklich ist. In der Regel liegt die Belastung im Bereich oder sogar unterhalb der Dosis, die bei einer normalen Röntgenuntersuchung anfällt.
Zudem werden die eingesetzten Substanzen vom Körper schnell wieder ausgeschieden – meist über die Nieren mit dem Urin. Dennoch gilt: Schwangere und stillende Frauen sollten vor einer nuklearmedizinischen Untersuchung immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten, um Risiken zu vermeiden. Auch bei Kindern wird besonders sorgfältig abgewogen, ob und wie eine Untersuchung notwendig ist.
Nuklearmedizinische Therapie – mehr als nur Diagnostik
Neben der Diagnostik bietet die Nuklearmedizin auch gezielte Behandlungen an. Hier spricht man von der sogenannten Radiojodtherapie oder von nuklearmedizinischer Therapie. Bei dieser Methode werden radioaktive Substanzen eingesetzt, um krankhaft verändertes Gewebe gezielt zu zerstören. Das bekannteste Beispiel ist die Behandlung von Schilddrüsenüberfunktion oder bestimmten Schilddrüsentumoren mit radioaktivem Jod. Das Jod reichert sich in der Schilddrüse an und zerstört dort gezielt die erkrankten Zellen, während das umliegende Gewebe weitgehend geschont bleibt.
Auch bei bestimmten Krebserkrankungen, wie etwa Prostatakrebs oder neuroendokrinen Tumoren, kommen spezielle radioaktive Medikamente zum Einsatz, die direkt an die Tumorzellen andocken und diese von innen heraus bekämpfen.
Vorbereitung, Ablauf und Nachsorge
Für viele nuklearmedizinische Untersuchungen ist keine besondere Vorbereitung nötig. Manchmal wird jedoch empfohlen, nüchtern zu erscheinen oder bestimmte Medikamente für kurze Zeit abzusetzen. Nach der Untersuchung kann der Alltag meist ganz normal weitergehen. Nur in wenigen Fällen, etwa nach einer Radiojodtherapie, kann es sinnvoll sein, für kurze Zeit engen Kontakt zu Schwangeren oder Kleinkindern zu vermeiden, bis die Strahlung aus dem Körper ausgeschieden ist.
Nach einer nuklearmedizinischen Behandlung erfolgen regelmäßige Kontrollen, um den Therapieerfolg zu überprüfen und mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Die behandelnden Fachärzte informieren genau, worauf im Einzelfall zu achten ist.
Sicherheit und Nutzen im Blick
Die Nuklearmedizin ist heute ein wichtiger Bestandteil der modernen Medizin. Sie hilft, Krankheiten frühzeitig zu erkennen, gezielt zu behandeln und den Verlauf einer Therapie zu überwachen. Die eingesetzten Techniken und Substanzen werden ständig weiterentwickelt und unterliegen strengen Kontrollen, um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Wer eine nuklearmedizinische Untersuchung oder Behandlung erhält, kann sich darauf verlassen, dass Nutzen und Risiken sorgfältig abgewogen werden.