Nosokomiale Infektion: Risiken und Schutzmöglichkeiten

Nosokomiale Infektion: Risiken und Schutzmöglichkeiten

05.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine nosokomiale Infektion ist eine Infektion, die im Zusammenhang mit einem Aufenthalt in einer medizinischen Einrichtung wie einem Krankenhaus, einer Reha oder einem Pflegeheim entsteht. Das bedeutet, die Erkrankung wurde dort entweder erworben oder ist während der Behandlung ausgebrochen, obwohl sie bei der Aufnahme noch nicht vorhanden war.

Wie entstehen Infektionen im Krankenhaus?

Ein Aufenthalt im Krankenhaus, in einer Reha oder im Pflegeheim bringt immer ein gewisses Risiko für zusätzliche Infektionen mit sich. Der Grund dafür liegt darin, dass viele Menschen mit unterschiedlichen Erkrankungen auf engem Raum zusammenkommen und medizinische Eingriffe durchgeführt werden. Dabei können Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze leichter übertragen werden als im Alltag. Besonders häufig entstehen solche Infektionen an Orten, an denen der Körper besonders anfällig ist, zum Beispiel an Kathetern, Operationswunden, Atemwegen oder Harnwegen.

Häufig sind es Keime, die im Krankenhaus oder Pflegeheim besonders häufig vorkommen. Manche davon sind gegen gängige Antibiotika unempfindlich, was die Behandlung erschweren kann. Ein bekanntes Beispiel ist der sogenannte MRSA, ein Bakterium, das oft in Krankenhäusern auftritt und gegen viele Antibiotika resistent ist.

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Wer ist besonders gefährdet?

Nicht jeder Mensch, der in eine Klinik kommt, hat das gleiche Risiko für eine nosokomiale Infektion. Besonders gefährdet sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, ältere Personen, Neugeborene oder Menschen mit schweren Grunderkrankungen. Auch Patienten, die lange im Krankenhaus bleiben oder viele medizinische Maßnahmen benötigen, sind häufiger betroffen. Zu den typischen Risikofaktoren zählen künstliche Beatmung, das Legen von Kathetern oder größere Operationen.

Typische Beschwerden und Anzeichen

Nosokomiale Infektionen können ganz unterschiedliche Beschwerden verursachen, je nachdem, welches Organ betroffen ist. Häufig entstehen Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte oder Wundinfektionen nach Operationen. Typische Anzeichen sind Fieber, Schmerzen, Rötungen, Schwellungen oder Eiter an Wunden. Manchmal treten auch Husten, Atemnot oder Schmerzen beim Wasserlassen auf. In seltenen Fällen kann es zu einer schweren Blutvergiftung kommen.

Wichtig zu wissen ist, dass die Symptome oft erst einige Tage nach dem Aufenthalt oder Eingriff auftreten. Deshalb ist es sinnvoll, bei neuen Beschwerden nach einem Aufenthalt in einer medizinischen Einrichtung immer an eine solche Infektion zu denken und rechtzeitig ärztlichen Rat einzuholen.

Wie werden nosokomiale Infektionen festgestellt?

Um eine nosokomiale Infektion zu erkennen, achten Ärztinnen und Ärzte auf die typischen Symptome und fragen nach dem zeitlichen Zusammenhang zum Aufenthalt in der Klinik oder im Heim. Oft werden zusätzlich Proben wie Blut, Urin, Abstriche von Wunden oder Atemwegen entnommen und im Labor auf Krankheitserreger untersucht. Je nach Art der Infektion können weitere Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall oder eine Computertomografie notwendig sein.

Ist das gefährlich?

Viele Menschen machen sich Sorgen, wenn sie hören, dass sie eine nosokomiale Infektion haben. Tatsächlich sind solche Infektionen manchmal schwer zu behandeln, vor allem wenn resistente Keime beteiligt sind. In den meisten Fällen können sie jedoch erfolgreich therapiert werden, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Wichtig ist, die Behandlung nicht zu verzögern und die Anweisungen der Ärztinnen und Ärzte genau zu befolgen. Besonders bei älteren oder schwer kranken Menschen kann eine zusätzliche Infektion aber zu Komplikationen führen und den Heilungsverlauf verzögern.

Behandlungsmöglichkeiten und was selbst getan werden kann

Die Behandlung richtet sich immer nach dem Erreger und der betroffenen Körperregion. Häufig werden gezielt Antibiotika, antivirale Medikamente oder Mittel gegen Pilze eingesetzt. In manchen Fällen kann es nötig sein, Katheter oder andere Hilfsmittel zu entfernen oder zu wechseln. Bei Wundinfektionen ist eine sorgfältige Reinigung und Pflege wichtig.

Wer selbst betroffen ist, kann zur Genesung beitragen, indem ärztliche Anweisungen befolgt werden, Medikamente regelmäßig eingenommen und auf eine gute Hygiene geachtet wird. Wichtig ist auch, sich bei neuen oder sich verschlechternden Beschwerden sofort wieder an die behandelnden Fachkräfte zu wenden.

Vorbeugung: Wie lässt sich das Risiko senken?

Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen arbeiten mit strengen Hygieneregeln, um das Risiko für Infektionen so gering wie möglich zu halten. Händedesinfektion, das Tragen von Schutzkleidung und die regelmäßige Reinigung von Geräten und Flächen gehören dazu. Auch Besucher werden oft gebeten, sich die Hände zu desinfizieren. Wer selbst im Krankenhaus oder Heim ist, kann aktiv mithelfen, indem regelmäßig die Hände gewaschen oder desinfiziert werden und Wunden sauber gehalten werden. Fragen nach Hygienemaßnahmen sind immer erlaubt und werden von Personal gern beantwortet.

Wie häufig sind solche Infektionen?

In Deutschland erkranken nach Schätzungen des Robert Koch Instituts jedes Jahr etwa 400.000 bis 600.000 Menschen an einer nosokomialen Infektion. Das klingt viel, ist aber im Verhältnis zur Gesamtzahl der Behandlungen immer noch ein eher kleiner Anteil. Trotzdem wird viel getan, um die Zahlen weiter zu senken und die Sicherheit für alle zu erhöhen.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Nach einem Aufenthalt im Krankenhaus, einer Reha oder im Pflegeheim ist es wichtig, auf neue Beschwerden zu achten. Fieber, starke Schmerzen, Rötungen an Wunden, Atemnot oder Probleme beim Wasserlassen sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Je früher eine Infektion erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Weiterführende Informationen zu Infektionen allgemein gibt es im Artikel Infekt.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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