Nierenbeckenektasie und ihre Folgen

Nierenbeckenektasie und ihre Folgen

08.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Nierenbeckenektasie beschreibt eine Erweiterung des Nierenbeckens, also des Bereichs in der Niere, der den Urin sammelt, bevor er in den Harnleiter weitergeleitet wird.

Was passiert bei einer Nierenbeckenektasie?

Das Nierenbecken ist wie ein Sammelbecken innerhalb der Niere, in dem sich der frisch gebildete Urin zunächst ansammelt. Von dort fließt er durch den Harnleiter in die Blase. Bei einer Nierenbeckenektasie ist dieses Sammelbecken weiter als normal. Die Wand des Nierenbeckens dehnt sich also aus, weil mehr Flüssigkeit als üblich darin Platz findet oder weil der Abfluss behindert ist.

Diese Erweiterung kann ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Manchmal ist sie nur leicht und wird zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. In anderen Fällen ist das Nierenbecken deutlich vergrößert und fällt durch Beschwerden oder Veränderungen im Urinbild auf.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Mögliche Ursachen einer Erweiterung

Eine Nierenbeckenektasie entsteht meist, weil der Abfluss des Urins irgendwo gestört ist. Das kann verschiedene Gründe haben. Häufig liegt eine Engstelle im Bereich des Harnleiters vor, direkt dort, wo das Nierenbecken in den Harnleiter übergeht. In der Fachsprache heißt das „Ureterabgangsenge“. Auch Harnsteine, die im Harnleiter stecken, können den Abfluss behindern und so zu einer Erweiterung führen.

Bei Kindern, insbesondere bei ungeborenen Babys, wird eine Nierenbeckenektasie manchmal schon während der Schwangerschaft im Ultraschall festgestellt. In vielen Fällen verschwindet sie nach der Geburt von allein, weil sich das Harnsystem weiterentwickelt und die Engstelle sich zurückbildet. Manchmal bleibt die Erweiterung aber bestehen oder wird mit der Zeit sogar stärker.

Auch Entzündungen, Tumoren oder Fehlbildungen im Bereich der Harnwege können eine Nierenbeckenektasie verursachen. Seltener steckt eine angeborene Besonderheit dahinter, bei der das Nierenbecken einfach etwas größer gebaut ist, ohne dass eine echte Abflussstörung besteht.

Symptome – wann macht sich die Nierenbeckenektasie bemerkbar?

Oft bleibt eine Nierenbeckenektasie lange unbemerkt, da sie keine Beschwerden verursacht. Viele Menschen erfahren erst durch eine Ultraschalluntersuchung zufällig davon. Treten doch Symptome auf, können diese sehr unterschiedlich sein. Möglich sind Flankenschmerzen, ein dumpfes Druckgefühl in der Seite oder wiederkehrende Harnwegsinfekte. Wenn der Urin nicht richtig abfließen kann, steigt das Risiko, dass sich Keime ansiedeln und eine Entzündung entsteht. In manchen Fällen kommt es zu Fieber, Übelkeit oder sogar sichtbarem Blut im Urin.

Wird die Erweiterung sehr ausgeprägt, kann sie die Nierenfunktion beeinträchtigen, weil der Urin sich staut und das empfindliche Nierengewebe unter Druck gerät. Das passiert aber meist erst, wenn die Nierenbeckenektasie schon länger besteht oder der Urinabfluss vollständig blockiert ist.

Ist eine Nierenbeckenektasie gefährlich?

Die Diagnose einer Nierenbeckenektasie sorgt oft zunächst für Unsicherheit. Viele fragen sich, ob das für die Gesundheit bedrohlich ist oder ob die Niere dauerhaft Schaden nehmen kann. In den meisten Fällen ist eine leichte Erweiterung des Nierenbeckens harmlos und bedarf lediglich einer Kontrolle. Besonders bei Kindern, bei denen die Nierenbeckenektasie schon im Mutterleib entdeckt wird, bildet sich das Problem häufig von selbst zurück.

Wird jedoch der Urinabfluss stärker behindert oder treten immer wieder Infektionen auf, kann die Niere mit der Zeit Schaden nehmen. Deshalb ist es wichtig, die Ursache genau abzuklären und regelmäßig zu überwachen, ob die Erweiterung fortschreitet oder Beschwerden auftreten.

Wie wird eine Nierenbeckenektasie festgestellt?

Am häufigsten wird die Erweiterung des Nierenbeckens im Ultraschall erkannt. Diese Untersuchung ist schmerzlos und gibt einen guten Überblick über die Größe der Nieren und des Nierenbeckens. Wenn der Verdacht auf eine Abflussstörung besteht, können weitere Untersuchungen folgen. Dazu zählen zum Beispiel eine spezielle Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel, eine sogenannte Nierenfunktionsszintigrafie oder eine Blasenspiegelung. Mit diesen Methoden lässt sich klären, wo genau die Engstelle liegt und wie gut die Niere noch arbeitet.

Was passiert nach der Diagnose?

Ob und wie eine Nierenbeckenektasie behandelt werden muss, hängt stark von der Ursache und dem Ausmaß ab. Ist die Erweiterung nur gering und verursacht keine Beschwerden, genügt es meist, regelmäßig per Ultraschall zu kontrollieren, ob sich etwas verändert.

Wenn der Urinabfluss gestört ist und die Niere dadurch gefährdet wird, kann ein Eingriff nötig werden. Je nach Ursache kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht. Bei einer Engstelle am Übergang vom Nierenbecken in den Harnleiter kann eine Operation helfen, um die Passage zu erweitern. Steckt ein Harnstein fest, muss dieser entfernt werden, damit der Urin wieder frei abfließen kann. Bei wiederkehrenden Infektionen oder wenn die Nierenfunktion nachlässt, ist eine rasche Behandlung besonders wichtig, um bleibende Schäden zu verhindern.

Gerade bei Kindern wird häufig zunächst abgewartet und regelmäßig kontrolliert, da sich viele Engstellen mit dem Wachstum von selbst bessern. Nur wenn die Erweiterung zunimmt oder Beschwerden auftreten, wird eine weitergehende Therapie erwogen.

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Eine Nierenbeckenektasie ist kein Grund zur Panik. In vielen Fällen bleibt sie folgenlos und hat keine Auswirkungen auf das tägliche Leben. Wichtig ist, auf mögliche Anzeichen wie Schmerzen, Fieber oder veränderten Urin zu achten und bei Auffälligkeiten ärztlichen Rat einzuholen. Regelmäßige Kontrollen helfen, frühzeitig zu erkennen, ob sich die Situation verändert.

Mit einer guten Betreuung und rechtzeitigen Maßnahmen lässt sich das Risiko für Komplikationen in den meisten Fällen deutlich senken. Die Niere kann ihre Funktion oft vollständig erhalten, solange der Urinabfluss nicht dauerhaft gestört ist und Entzündungen vermieden werden.

So bleibt die Nierenbeckenektasie in vielen Fällen ein harmloser Zufallsbefund – und sollte sie doch Probleme machen, gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten, gezielt zu helfen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen