Neurodermitis lindern: Hilfe bei Juckreiz

Neurodermitis lindern: Hilfe bei Juckreiz

07.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Neurodermitis ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung, die sich durch trockene, juckende und entzündete Hautstellen bemerkbar macht.

Wenn die Haut aus dem Gleichgewicht gerät

Bei dieser Erkrankung, die auch als atopische Dermatitis bezeichnet wird, reagiert die Haut besonders empfindlich auf äußere Reize. Schon leichte Berührungen, Temperaturwechsel oder bestimmte Stoffe können das Immunsystem der Haut reizen. Die Folge sind rote, schuppige und oft stark juckende Ekzeme. Besonders häufig treten diese Veränderungen an den Ellenbeugen, Kniekehlen, am Hals oder im Gesicht auf. Doch grundsätzlich kann jede Körperstelle betroffen sein.

Wer ist betroffen und wie entsteht Neurodermitis?

Am häufigsten beginnt die Erkrankung bereits im Kindesalter, oft schon im ersten Lebensjahr. In Deutschland sind etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Kinder irgendwann von Neurodermitis betroffen. Bei Erwachsenen liegt die Zahl niedriger, aber auch hier kann die Erkrankung weiter bestehen oder erst später auftreten. Die genauen Ursachen sind nicht abschließend geklärt. Vererbung spielt eine große Rolle: Wenn ein Elternteil betroffen ist, steigt das Risiko deutlich. Hinzu kommen Umwelteinflüsse wie Allergene, Stress oder bestimmte Nahrungsmittel, die die Beschwerden verstärken können.

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Typische Symptome und Verlauf

Das auffälligste Merkmal ist der quälende Juckreiz, der oft nachts besonders stark wird. Die Haut fühlt sich trocken an, ist gerötet und kann aufreißen. Wer kratzt, verschlimmert die Entzündung meist noch. Im weiteren Verlauf können sich die betroffenen Stellen verdicken und verhornen. Gerade bei Kindern zeigen sich die Ekzeme oft im Gesicht oder an den Streckseiten der Arme und Beine. Bei Erwachsenen sind eher die Beugen, Nacken und Hände betroffen. Die Erkrankung verläuft schubweise: Es gibt Phasen mit starker Ausprägung und Zeiten, in denen die Haut fast beschwerdefrei ist.

Ist Neurodermitis gefährlich?

Die Erkrankung selbst ist nicht lebensbedrohlich, kann aber die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Der ständige Juckreiz raubt Schlaf und Nerven, die sichtbaren Hautveränderungen führen manchmal zu Scham oder Rückzug. Es besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Haut durch das ständige Kratzen mit Bakterien oder Viren infiziert wird. Auch Allergien gegen Pollen, Hausstaub oder bestimmte Lebensmittel treten bei Betroffenen häufiger auf. Viele fragen sich, ob die Erkrankung ansteckend ist, das ist sie nicht.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose erfolgt meist durch eine genaue Untersuchung der Haut und ein Gespräch über die Beschwerden. Typisch sind die immer wiederkehrenden Ekzeme an bestimmten Körperstellen und der ausgeprägte Juckreiz. Ärztinnen und Ärzte fragen nach Vorerkrankungen in der Familie, Allergien und möglichen Auslösern. In manchen Fällen werden Allergietests oder Blutuntersuchungen durchgeführt, um andere Erkrankungen auszuschließen oder Begleiterkrankungen zu erkennen.

Behandlungsmöglichkeiten und Alltagstipps

Ein Patentrezept gegen Neurodermitis gibt es nicht. Ziel der Behandlung ist es, die Haut zu beruhigen, den Juckreiz zu lindern und Entzündungen vorzubeugen. Die Basis jeder Therapie ist eine konsequente Pflege mit rückfettenden Cremes oder Salben. Sie helfen, die natürliche Schutzfunktion der Haut wiederherzustellen. In akuten Schüben kommen häufig kortisonhaltige Cremes oder Salben zum Einsatz, die Entzündungen rasch abklingen lassen. Für schwerere Verläufe stehen weitere Medikamente zur Verfügung, etwa sogenannte Calcineurininhibitoren oder moderne Biologika.

Im Alltag helfen einige Maßnahmen, die Beschwerden zu reduzieren. Lauwarmes Duschen und der Verzicht auf aggressive Seifen schonen die Haut. Baumwollkleidung reizt weniger als Wolle oder Synthetik. Auch Stressabbau spielt eine große Rolle, da seelische Belastungen die Schübe verstärken können. Bei Kindern ist es wichtig, die Fingernägel kurz zu halten, um Kratzverletzungen zu vermeiden.

Was kann selbst getan werden?

Viele Betroffene finden mit der Zeit heraus, welche Faktoren ihre Haut verschlechtern. Das können bestimmte Nahrungsmittel, Schwitzen, Pollenflug oder auch psychische Belastungen sein. Ein Tagebuch hilft, Zusammenhänge zu erkennen. Regelmäßige Pflege, ausreichend Schlaf und Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können den Verlauf positiv beeinflussen. Wer unter starkem Juckreiz leidet, kann mit kühlen Umschlägen oder feuchten Wickeln Linderung verschaffen.

Häufige Sorgen und Fragen

Die Angst, dass die Erkrankung nie wieder verschwindet, ist verständlich. Tatsächlich bessert sich Neurodermitis bei vielen Kindern im Laufe der Jahre deutlich oder verschwindet sogar ganz. Manchmal bleibt die Haut jedoch empfindlich, und es kann immer wieder zu Schüben kommen. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen und gemeinsam mit einer Fachperson die passende Behandlung zu finden. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen, etwa in Selbsthilfegruppen, kann entlastend sein.

Neurodermitis ist zwar eine dauerhafte Herausforderung, doch mit guter Pflege, dem Vermeiden individueller Auslöser und gezielter Behandlung lässt sich ein weitgehend normales Leben führen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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