Eine Nasennebenhöhlenentzündung, auch Sinusitis genannt, ist eine Entzündung der Schleimhaut in den luftgefüllten Hohlräumen rund um die Nase. Diese Hohlräume stehen über kleine Kanäle mit der Nasenhöhle in Verbindung und sorgen im Normalfall für eine gute Belüftung und den Abfluss von Sekret.
Schätzungen zufolge erkranken in Deutschland jedes Jahr rund zehn bis fünfzehn Prozent der Erwachsenen an einer akuten oder chronischen Form der Sinusitis. Die meisten Fälle treten im Rahmen einer Erkältung auf und heilen ohne Komplikationen wieder ab.
Was passiert bei einer Entzündung der Nasennebenhöhlen?
Die Nasennebenhöhlen sind mit einer feinen Schleimhaut ausgekleidet, die täglich kleine Mengen Sekret produziert. Dieses Sekret hält die Atemwege feucht und transportiert Staub und Krankheitserreger nach außen.
Bei einer Sinusitis entzündet sich diese Schleimhaut. Sie schwillt an, produziert mehr Schleim, und die kleinen Verbindungsgänge zur Nase verengen sich oder werden ganz blockiert. Dadurch kann das Sekret nicht mehr richtig abfließen. In den Nebenhöhlen entsteht ein feuchtwarmes Milieu, in dem sich Krankheitserreger leicht vermehren können.
In den meisten Fällen sind Viren die Auslöser, die auch eine normale Erkältung verursachen. Nur etwa fünf bis zehn Prozent der Sinusitiden werden durch Bakterien hervorgerufen. Pilze als Ursache sind sehr selten und betreffen meist Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem.
Man unterscheidet zwei Formen:
Die akute Sinusitis beginnt plötzlich, dauert meist eine bis zwei Wochen und klingt vollständig ab.
Die chronische Sinusitis hält länger als zwölf Wochen an oder kehrt immer wieder. Sie betrifft etwa fünf Prozent der Bevölkerung.
Typische Symptome und Beschwerden
Eine Nasennebenhöhlenentzündung macht sich meist durch ein dumpfes Druckgefühl im Gesicht bemerkbar. Typisch sind Schmerzen im Bereich der Stirn, der Wangen oder hinter den Augen, die sich beim Bücken, Husten oder schnellen Bewegen verstärken.
Weitere häufige Symptome sind:
Verstopfte Nase und erschwertes Atmen
Zähes, gelbliches oder grünliches Nasensekret
Kopfschmerzen oder ein Gefühl von „Druck im Kopf“
Verminderter Geruchs- und Geschmackssinn
Müdigkeit und Abgeschlagenheit
Gelegentlich Fieber oder Zahnschmerzen im Oberkiefer
Husten und Halsschmerzen treten oft begleitend auf, weil das Sekret aus den Nebenhöhlen in den Rachen läuft. Besonders bei einer Stirnhöhlenentzündung sind die Schmerzen im oberen Gesichtsbereich deutlich ausgeprägt und können pulsierend oder bohrend sein.
Ist eine Nasennebenhöhlenentzündung ansteckend?
Viele fragen sich, ob sie mit einer Sinusitis andere anstecken können. Die Entzündung selbst ist nicht direkt ansteckend, aber die Viren, die sie auslösen, schon. Gerade in den ersten Tagen, wenn die Beschwerden beginnen, kann das Risiko bestehen, dass sich Mitmenschen durch Tröpfcheninfektion – etwa beim Niesen oder Husten – mit den Erkältungsviren anstecken. Die eigentliche Entzündung der Nebenhöhlen entwickelt sich dann häufig als Folge einer normalen Erkältung, muss aber nicht zwangsläufig bei jeder angesteckten Person auftreten.
Stirnhöhlenentzündung – eine besondere Form der Sinusitis
Die Stirnhöhlenentzündung ist eine spezielle Variante der Nasennebenhöhlenentzündung. Hier sind die sogenannten Stirnhöhlen betroffen, die sich oberhalb der Augenbrauen befinden. Die Symptome unterscheiden sich kaum von anderen Formen, allerdings stehen starke, drückende Schmerzen im Stirnbereich im Vordergrund. Diese können sich beim Vorbeugen oder Husten deutlich verstärken. Auch hier gilt: Die Ursache sind meist Viren, seltener Bakterien. Bei sehr starken oder lang anhaltenden Beschwerden, Fieber oder einer Verschlechterung des Allgemeinzustands sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Muss man sich Sorgen machen?
Eine akute Nasennebenhöhlenentzündung ist unangenehm, aber in der Regel harmlos. Meist heilt sie innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst aus.
Ernsthafte Komplikationen, wie eine Ausbreitung der Entzündung auf das Auge oder Gehirn, sind sehr selten und betreffen fast ausschließlich Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem oder Vorerkrankungen.
Trotzdem sollte man aufmerksam bleiben. Eine ärztliche Untersuchung ist ratsam, wenn:
die Beschwerden länger als zwei Wochen anhalten
starke Schmerzen oder hohes Fieber auftreten
die Gesichtshaut anschwillt oder gerötet ist
Sehstörungen oder Schwindel dazukommen
Wiederkehrende oder chronische Entzündungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden, um anatomische Ursachen wie Nasenscheidewandverkrümmungen oder Polypen auszuschließen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Beschwerden.
Bei akuter, viraler Sinusitis
In den meisten Fällen helfen einfache Maßnahmen:
Viel trinken, um den Schleim flüssiger zu machen
Inhalationen mit warmem Dampf oder Kochsalzlösungen, um die Schleimhäute zu befeuchten
Nasenduschen oder isotonische Salzsprays, um Sekret abzuleiten
Abschwellende Nasensprays, um den Sekretabfluss zu erleichtern (nicht länger als 7 Tage)
Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol, um Druck und Schmerzen zu lindern
Bei bakterieller Sinusitis
Nur wenn sich die Symptome nach etwa einer Woche deutlich verschlimmern oder hohes Fieber hinzukommt, kann ein Antibiotikum sinnvoll sein. Bei über 80 Prozent der Fälle ist das nicht erforderlich, weil die Entzündung viral bedingt ist.
Bei chronischer Sinusitis
Wenn die Schleimhäute dauerhaft geschwollen sind oder Polypen den Abfluss behindern, kommen kortisonhaltige Nasensprays zum Einsatz. In seltenen Fällen ist eine operative Erweiterung der Nebenhöhlen nötig, um die Belüftung wiederherzustellen.
Was kann man selbst tun?
Wer die Heilung unterstützen möchte, kann mit einfachen Hausmitteln und Alltagsmaßnahmen viel erreichen:
Ausreichend trinken: Zwei bis drei Liter Wasser oder Kräutertee täglich helfen, das Sekret dünnflüssig zu halten.
Regelmäßige Nasenspülungen: Eine Salzlösung reinigt die Schleimhäute und fördert die Heilung.
Wärme: Ein warmes Körnerkissen oder feuchtwarme Umschläge auf Stirn und Wangen lösen Schmerzen und fördern die Durchblutung.
Rauch und trockene Luft vermeiden: Beides reizt die Schleimhäute. Besser ist feuchte Raumluft, zum Beispiel durch einen Luftbefeuchter.
Schlaf und Erholung: Der Körper braucht Ruhe, um Infektionen wirksam zu bekämpfen.
Immunabwehr stärken: Frische Luft, regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf reduzieren das Risiko neuer Infekte.
Wer zu wiederkehrenden Nebenhöhlenentzündungen neigt, kann zusätzlich durch allergologische Abklärung, Zahnkontrolle und gegebenenfalls HNO-Vorstellung die Ursachen gezielt behandeln lassen.
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