Narbenhernie – Wenn Narben zur Schwachstelle werden

Narbenhernie – Wenn Narben zur Schwachstelle werden

31.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Narbenhernie ist eine Ausstülpung von Bauchinhalt durch eine Schwachstelle in der Bauchwand, die nach einer früheren Operation an dieser Stelle entstanden ist. Das bedeutet, dass sich im Bereich einer Operationsnarbe im Bauchbereich eine Lücke gebildet hat, durch die zum Beispiel Darm oder Fettgewebe nach außen drängen können.

Wie entsteht eine Narbenhernie?

Nach einer Operation am Bauch verheilt die Bauchdecke meist stabil, doch manchmal bleibt das Gewebe im Bereich der Narbe geschwächt. Verschiedene Gründe können dazu führen, dass diese Stelle nicht so fest zusammenwächst, wie sie sollte. Wundheilungsstörungen, Infektionen oder eine hohe Belastung der Bauchwand direkt nach der Operation spielen dabei eine Rolle. Auch Übergewicht, chronischer Husten oder starkes Pressen beim Stuhlgang können das Risiko erhöhen, weil sie Druck auf die Narbe ausüben.

Im Laufe der Zeit kann sich an dieser Schwachstelle eine kleine Lücke bilden. Durch diese Lücke schiebt sich dann Gewebe aus dem Bauchraum nach außen, das ist die eigentliche Hernie. Oft fällt zuerst eine kleine Vorwölbung im Bereich der alten Narbe auf, die beim Husten oder Pressen größer wird und im Liegen manchmal wieder verschwindet.

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Welche Beschwerden können auftreten?

Nicht jede Narbenhernie verursacht direkt Schmerzen. Häufig macht sich die Ausstülpung erst durch eine weiche, tastbare Beule bemerkbar, die beim Stehen oder Husten sichtbarer wird. Manchmal bleibt sie lange Zeit schmerzlos und wird nur zufällig entdeckt. Mit der Zeit kann es jedoch zu Druckgefühl, Ziehen oder Schmerzen kommen, besonders wenn die Hernie größer wird oder sich darin Darmanteile einklemmen.

In seltenen Fällen kann es passieren, dass sich der Inhalt der Hernie nicht mehr zurückschieben lässt. Dann besteht die Gefahr, dass Darm oder anderes Gewebe abgeklemmt wird. Das kann zu starken Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und im schlimmsten Fall zu einem Darmverschluss führen. In so einer Situation ist rasches ärztliches Handeln notwendig.

Ist eine Narbenhernie gefährlich?

Viele Menschen fragen sich, ob eine Narbenhernie ein Grund zur Sorge ist. Grundsätzlich gilt: Solange sich der Bauchinhalt leicht zurückschieben lässt und keine Schmerzen oder Beschwerden auftreten, besteht meist keine akute Gefahr. Dennoch sollte jede neu entdeckte Vorwölbung im Bereich einer Operationsnarbe ärztlich abgeklärt werden.

Das Risiko steigt, wenn die Hernie größer wird oder Schmerzen bereitet. Besonders aufmerksam sollte man sein, wenn die Vorwölbung hart wird, sich nicht mehr zurückdrücken lässt oder plötzlich starke Schmerzen auftreten. Dann besteht der Verdacht, dass sich Gewebe eingeklemmt hat. Das ist ein absoluter Notfall.

Wie wird eine Narbenhernie behandelt?

Die Behandlung hängt von der Größe der Hernie, den Beschwerden und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab. Bei kleinen, beschwerdefreien Narbenhernien kann es ausreichen, die Stelle regelmäßig zu kontrollieren und auf Veränderungen zu achten. Sobald Beschwerden auftreten oder die Hernie größer wird, wird in der Regel eine Operation empfohlen.

Bei der Operation wird die Lücke in der Bauchwand wieder verschlossen. Oft wird zusätzlich ein Netz aus Kunststoff eingesetzt, um die Bauchdecke zu verstärken und das Risiko eines erneuten Auftretens zu verringern. Die Wahl des Verfahrens – ob offen oder minimal-invasiv („Schlüsselloch-Technik“) – richtet sich nach der individuellen Situation.

Häufige Sorgen und Fragen

Viele Betroffene machen sich Sorgen, ob eine erneute Operation sicher ist, wie lange die Heilung dauert oder ob die Hernie wiederkommen kann. Die meisten Eingriffe verlaufen heutzutage sicher und mit guten Ergebnissen. Trotzdem ist es wichtig, nach der Operation Belastungen der Bauchdecke zu vermeiden, um die Heilung nicht zu gefährden.

Oft taucht die Frage auf, ob eine Narbenhernie von allein wieder verschwinden kann. Das ist nicht der Fall – die Lücke in der Bauchdecke heilt nicht spontan zu. Deshalb ist es sinnvoll, bei Unsicherheit oder Beschwerden ärztlichen Rat einzuholen.

Was kann man selbst tun?

Nach einer Bauchoperation hilft es, sich an die Empfehlungen zur Nachsorge zu halten. Schonung in den ersten Wochen, das Vermeiden von schwerem Heben und eine gesunde Lebensweise unterstützen die Wundheilung. Wer übergewichtig ist, kann durch Gewichtsabnahme das Risiko senken, dass sich eine Narbenhernie bildet oder vergrößert.

Bei bestehenden Narbenhernien empfiehlt es sich, auf Warnzeichen wie plötzliche Schmerzen, Verhärtung oder Rötung zu achten und im Zweifel ärztlich abklären zu lassen. So lassen sich Komplikationen frühzeitig vermeiden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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