Myopathie – Wenn Muskeln schwächer werden

Myopathie – Wenn Muskeln schwächer werden

09.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Myopathie bezeichnet eine Erkrankung oder Schädigung der Muskulatur, bei der die Muskelfasern selbst betroffen sind und dadurch ihre Funktion eingeschränkt wird.

Was genau steckt hinter dem Begriff?

Der Ausdruck stammt aus dem Griechischen: „myo“ steht für Muskel, „-pathie“ bedeutet Krankheit oder Leiden. Myopathien sind also Muskelerkrankungen, bei denen die Ursache direkt im Muskelgewebe liegt – im Gegensatz zu anderen Störungen, bei denen etwa Nerven oder die Verbindung zwischen Nerv und Muskel (wie bei der Myasthenie) betroffen sind. Die Beschwerden entstehen, weil die Muskelfasern nicht mehr so arbeiten, wie sie sollten.

Wie zeigt sich eine Myopathie?

Typisch für Myopathien ist eine Muskelschwäche, die sich meist schleichend entwickelt. Häufig sind die Muskeln an Armen, Beinen, Hüften und Schultern betroffen. Es fällt zunehmend schwer, alltägliche Bewegungen auszuführen – zum Beispiel Treppensteigen, Aufstehen aus dem Sitzen oder das Heben von Gegenständen. Auch schnelle Ermüdung, Muskelkrämpfe oder Schmerzen können auftreten. In manchen Fällen bemerkt man Muskelabbau, weil die geschwächten Muskeln dünner werden. Seltener kommt es zu Problemen beim Schlucken oder Sprechen, wenn die Muskulatur im Halsbereich betroffen ist.

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Welche Ursachen gibt es?

Myopathien können sehr unterschiedliche Auslöser haben. Es gibt angeborene Formen, bei denen Veränderungen im Erbgut die Muskelstruktur beeinträchtigen. Dazu zählen zum Beispiel die Muskeldystrophien. Daneben existieren entzündliche Myopathien, bei denen das Immunsystem irrtümlich Muskelzellen angreift. Auch Stoffwechselstörungen, bestimmte Medikamente (wie Kortison oder Cholesterinsenker) oder ein Mangel an wichtigen Mineralstoffen können die Muskulatur schädigen. Manchmal bleibt die genaue Ursache trotz intensiver Untersuchungen unklar.

Ist eine Myopathie gefährlich?

Die Diagnose Myopathie kann verunsichern, weil sie sehr unterschiedlich verlaufen kann. Viele Betroffene fragen sich, ob die Erkrankung fortschreitet, ob sie zu bleibenden Behinderungen führt oder ob Organe wie Herz oder Lunge betroffen sein könnten. Tatsächlich hängt die Prognose stark von der jeweiligen Form ab. Manche Myopathien schreiten langsam voran und lassen sich gut behandeln, andere verlaufen schwerer oder sind chronisch. Eine frühzeitige Abklärung ist wichtig, um die richtige Therapie zu finden und Komplikationen zu vermeiden.

Wie wird eine Myopathie festgestellt?

Die Diagnose beginnt meist mit einer genauen Befragung zu den Beschwerden und einer körperlichen Untersuchung. Ärztinnen oder Ärzte prüfen, welche Muskeln betroffen sind und wie stark die Schwäche ausgeprägt ist. Blutuntersuchungen helfen, Hinweise auf Entzündungen oder Veränderungen im Muskelstoffwechsel zu finden. Oft werden auch spezielle Laborwerte wie das „Kreatinkinase“ (CK) bestimmt, die bei Muskelschädigungen erhöht sein können. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT liefern weitere Informationen über die Struktur der Muskulatur. In manchen Fällen ist eine Muskelbiopsie nötig, bei der eine kleine Gewebeprobe entnommen und unter dem Mikroskop untersucht wird.

Behandlungsmöglichkeiten bei Myopathie

Die Therapie richtet sich nach der Ursache der Erkrankung. Liegt eine entzündliche Myopathie vor, kommen häufig Medikamente zum Einsatz, die das Immunsystem dämpfen – zum Beispiel Kortison oder andere Immunsuppressiva. Bei Stoffwechselstörungen kann es helfen, fehlende Enzyme oder Vitamine zu ersetzen. Wenn Medikamente die Auslöser sind, wird versucht, diese abzusetzen oder umzustellen. Krankengymnastik und gezieltes Muskeltraining sind in fast allen Fällen wichtig, um Beweglichkeit und Kraft zu erhalten. Je nach Verlauf können auch Ergotherapie, Hilfsmittel oder eine Anpassung des Alltags notwendig werden.

Was tun bei Sorgen und Unsicherheiten?

Viele Menschen mit der Diagnose Myopathie haben Angst vor einem Verlust der Selbstständigkeit oder davor, auf Hilfe angewiesen zu sein. Die Unsicherheit über den Verlauf ist belastend, zumal viele Formen selten sind und nicht immer eindeutige Prognosen möglich sind. Es ist ratsam, sich bei Fragen oder Unsicherheiten an eine Fachärztin oder einen Facharzt für Neurologie oder eine Muskelambulanz zu wenden. Dort gibt es meist auch Informationen zu Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen, die im Alltag unterstützen können.

Leben mit einer Myopathie

Mit der richtigen Behandlung und einer guten Begleitung lässt sich der Alltag häufig lange aktiv gestalten. Wichtig sind regelmäßige Kontrollen, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Bewegung, gesunde Ernährung und das Vermeiden von Überlastung helfen, die Muskulatur möglichst lange funktionsfähig zu halten. Auch psychische Unterstützung kann sinnvoll sein, wenn die Erkrankung belastet oder zu Einschränkungen im sozialen Leben führt.

Myopathie ist ein Sammelbegriff für viele verschiedene Muskelerkrankungen – wie schwer sie verläuft und welche Therapie sinnvoll ist, hängt immer von der genauen Diagnose ab. Ein offenes Gespräch mit der behandelnden Fachperson hilft, den eigenen Weg im Umgang mit der Erkrankung zu finden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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