Myofasziale Schmerzen sind Schmerzen, die von Muskeln und ihren umgebenden Bindegewebshüllen, den sogenannten Faszien, ausgehen.
Was steckt hinter dem Begriff?
Der Ausdruck stammt aus dem Griechischen und Lateinischen: „Myo“ steht für Muskel, „faszial“ bezieht sich auf die Faszien, also das Bindegewebe, das die Muskeln wie eine dünne Haut umhüllt. Gemeinsam beschreiben die beiden Teile Beschwerden, die ihren Ursprung in diesen Strukturen haben. Oft werden die Schmerzen als dumpf, ziehend oder drückend empfunden. Sie können an einer bestimmten Stelle auftreten, manchmal aber auch in andere Körperregionen ausstrahlen.
Wie äußern sich die Beschwerden?
Typisch ist, dass die betroffenen Muskeln besonders empfindlich auf Druck reagieren. Häufig lassen sich sogenannte Triggerpunkte ertasten, kleine, verhärtete Areale im Muskel, die beim Drücken Schmerzen verursachen. Diese Schmerzen können manchmal sogar in entfernte Körperbereiche „ausstrahlen“. So kann zum Beispiel eine verspannte Nackenmuskulatur Schmerzen im Kopf- oder Schulterbereich auslösen. Auch Bewegungseinschränkungen, Muskelverhärtungen oder ein Gefühl von Steifigkeit sind möglich.
Viele Menschen beschreiben die Beschwerden als belastend im Alltag. Gerade nach längerer Belastung, Stress oder einseitiger Haltung, etwa am Schreibtisch, können die Symptome stärker werden. Besonders häufig betroffen sind Nacken, Schultern und Rücken. Ein bekanntes Beispiel ist die sogenannte Myogelose im Nacken, bei der sich Muskelverhärtungen im Bereich des Nackens bilden.
Warum entstehen myofasziale Schmerzen?
Die Ursachen sind meist vielfältig. Oft spielen Überlastung, Fehlhaltungen oder mangelnde Bewegung eine Rolle. Auch Stress kann dazu beitragen, dass sich Muskeln verspannen und sogenannte Triggerpunkte entstehen. Verletzungen, etwa durch Sportunfälle, können ebenfalls Auslöser sein. Manchmal bleiben die Beschwerden auch länger bestehen, obwohl die ursprüngliche Ursache längst verschwunden ist.
Die Faszien selbst können dabei eine wichtige Rolle spielen. Werden sie durch Bewegungsmangel oder Fehlbelastung weniger elastisch, können sie die Beweglichkeit einschränken und Schmerzen verursachen. In einigen Fällen entstehen die Beschwerden auch nach Operationen oder durch Narben.
Ist das gefährlich?
Viele Betroffene machen sich Sorgen, wenn sie anhaltende Muskel- oder Faszienbeschwerden spüren. Die gute Nachricht: Myofasziale Schmerzen sind zwar oft unangenehm und können die Lebensqualität einschränken, sie sind aber in der Regel nicht gefährlich. Es handelt sich um eine funktionelle Störung der Muskulatur und des Bindegewebes – also um eine Fehlfunktion, nicht um eine schwere Krankheit oder eine dauerhafte Schädigung.
Trotzdem können die Beschwerden im Alltag stark belasten. Manche fragen sich, ob eine ernsthafte Erkrankung dahintersteckt, zum Beispiel eine Entzündung oder ein Bandscheibenvorfall. In den meisten Fällen ist das nicht der Fall. Wenn die Schmerzen jedoch ungewöhnlich stark werden, sehr plötzlich auftreten oder mit anderen Symptomen wie Taubheitsgefühlen, Lähmungen oder Fieber einhergehen, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Welche Möglichkeiten zur Behandlung gibt es?
Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen und der Ausprägung der Beschwerden. Ziel ist es, die Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern. Häufig helfen gezielte physiotherapeutische Maßnahmen, zum Beispiel Dehnübungen, Massagen oder spezielle Techniken wie die Triggerpunktbehandlung. Auch Wärme kann entspannend wirken, ebenso wie Bewegung und sanfter Sport.
Manchmal kommen auch Methoden wie Akupunktur, manuelle Therapie oder Faszientraining zum Einsatz. In bestimmten Fällen können schmerzlindernde Medikamente oder Salben vorübergehend helfen. Wichtig ist, die auslösenden Faktoren zu erkennen und wenn möglich zu vermeiden – etwa durch eine bessere Haltung, ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz oder regelmäßige Bewegungspausen.
Wer häufiger unter Muskelverhärtungen leidet, kann von Entspannungsverfahren wie Yoga, progressiver Muskelentspannung oder Atemübungen profitieren. Bei sehr ausgeprägten Beschwerden empfiehlt sich eine individuelle Beratung durch eine Fachperson, um die passende Therapie zu finden.
Was kann selbst getan werden?
Viele Maßnahmen lassen sich im Alltag umsetzen. Regelmäßige Bewegung, kurze Dehnpausen und ein bewusster Umgang mit Stress können helfen, die Beschwerden zu lindern oder ihnen vorzubeugen. Auch das gezielte Lockern verspannter Muskeln, zum Beispiel mit einer Faszienrolle oder sanften Dehnübungen, kann den Druck auf die Faszien und Muskeln verringern.
Wer viel am Schreibtisch sitzt, profitiert von kleinen Veränderungen: Eine aufrechte Sitzhaltung, häufiges Wechseln der Position und kurze Spaziergänge zwischendurch entlasten die Muskulatur. Bei akuten Verspannungen kann Wärme, etwa durch ein warmes Bad oder eine Wärmflasche, wohltuend sein.
Wann ist ärztliche Hilfe sinnvoll?
Wenn die Schmerzen länger anhalten, immer wiederkehren oder sich trotz eigener Maßnahmen nicht bessern, ist eine ärztliche Abklärung ratsam. Das gilt besonders, wenn zusätzliche Symptome wie starke Bewegungseinschränkungen, Gefühlsstörungen oder ungewöhnliche Schwäche hinzukommen. In solchen Fällen sollte eine andere Ursache ausgeschlossen werden.
Insgesamt gilt: Myofasziale Schmerzen sind zwar häufig und können hartnäckig sein – mit gezielter Unterstützung und ein wenig Geduld lassen sie sich jedoch meist gut in den Griff bekommen.