Myelon – Die Auswirkungen von Veränderungen

Myelon – Die Auswirkungen von Veränderungen

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Das Myelon, auch als Rückenmark bezeichnet, ist ein essenzieller Teil des zentralen Nervensystems. Es verläuft innerhalb der Wirbelsäule und dient als Verbindungsstelle zwischen Gehirn und peripherem Nervensystem. Es steuert Bewegungen, sensorische Reize, Reflexe und vegetative Funktionen. Veränderungen oder Erkrankungen des Myelons können schwerwiegende neurologische Symptome verursachen, die eine genaue Diagnostik und gezielte Therapie erfordern.

Das Rückenmark wird in verschiedene Abschnitte unterteilt, die unterschiedliche Funktionen haben und bei Schädigungen zu spezifischen Beschwerden führen.

Diagnostik: Wie werden Veränderungen des Myelons erkannt?

Die Diagnostik von Myelonveränderungen erfolgt durch verschiedene bildgebende Verfahren und neurologische Untersuchungen.

Bildgebende Verfahren zur Diagnostik des Myelons

  • Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist das wichtigste Verfahren zur Darstellung des Myelons und seiner Umgebung. Sie kann Bandscheibenvorfälle, Tumore, Entzündungen oder degenerative Veränderungen aufzeigen. Besonders hilfreich sind dabei T2-gewichtete Sequenzen, die Flüssigkeitsveränderungen sichtbar machen und damit auf Ödeme, Entzündungen oder Myelopathien hinweisen.

  • Computertomographie (CT): Die CT wird seltener für die Beurteilung des Rückenmarks genutzt, kann aber in Kombination mit einer Myelographie hilfreich sein, um Spinalkanalstenosen oder knöcherne Veränderungen der Wirbelsäule darzustellen.

  • Myelographie: Bei einer Myelographie wird Kontrastmittel in den Spinalkanal injiziert, um Engstellen oder mechanische Einwirkungen auf das Myelon sichtbar zu machen. Sie wird vor allem eingesetzt, wenn eine MRT nicht möglich ist.

Elektrophysiologische Untersuchungen

  • Elektromyographie (EMG) und Elektroneurographie (ENG): Diese Tests untersuchen die Funktion der Nervenleitungen und helfen zu unterscheiden, ob Beschwerden durch das Myelon oder periphere Nerven verursacht werden.

  • Somatosensibel evozierte Potenziale (SSEP): Diese Messung überprüft die Reizweiterleitung über das Rückenmark und kann Funktionsstörungen oder Leitungsblockaden aufdecken.

  • Motorisch evozierte Potenziale (MEP): Diese Methode erfasst die Funktion motorischer Bahnen des Rückenmarks und gibt Hinweise auf Schädigungen im Bereich der Pyramidenbahn.

Liquordiagnostik (Untersuchung des Nervenwassers)

Bei Verdacht auf entzündliche oder autoimmune Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Myelitis kann eine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Dabei wird Liquor cerebrospinalis (Nervenwasser) entnommen, um Entzündungszellen, Antikörper oder Erreger nachzuweisen.

Klinische und neurologische Untersuchungen

  • Reflextests: Eine Überprüfung der Reflexe kann Hinweise auf Schädigungen des Myelons geben. Gesteigerte Reflexe weisen auf eine Schädigung des zentralen Nervensystems hin, während verminderte Reflexe eine Beteiligung der peripheren Nerven nahelegen.

  • Sensibilitätsprüfungen: Untersucht wird, ob die Betroffenen Veränderungen im Berührungsempfinden, Schmerz- oder Temperaturempfinden haben.

  • Gang- und Koordinationstests: Störungen beim Gehen, Gleichgewichtsprobleme oder unkontrollierte Bewegungen können auf eine Myelonschädigung hinweisen.

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Mehr Infos

Zervikales Myelon

Das zervikale Myelon befindet sich in der Halswirbelsäule und ist für die Bewegung und Sensibilität der Arme, Schultern und oberen Rumpfregion verantwortlich. Schäden in diesem Bereich können zu Tetraparesen (Lähmungen aller vier Gliedmaßen) führen. Ursachen sind oft zervikale Myelopathien, Bandscheibenvorfälle oder Spinalkanalstenosen.

Thorakales Myelon

Das thorakale Myelon liegt im Bereich der Brustwirbelsäule und steuert die Rumpfmuskulatur und innere Organe. Schäden in diesem Bereich verursachen oft Paraplegien (Lähmung der Beine) sowie Probleme mit Blasen- und Darmfunktionen. Ursachen können traumatische Verletzungen, Tumoren oder Multiple Sklerose sein.

Lumbales Myelon

Das lumbale Myelon liegt im Bereich der Lendenwirbelsäule. Ab dem ersten Lendenwirbel verläuft das Rückenmark nicht mehr als geschlossenes Myelon, sondern teilt sich in die Cauda equina (Pferdeschweif) auf, ein Bündel aus Nervenwurzeln. Erkrankungen in diesem Bereich können zu Schmerzen, Lähmungen der Beine und Blasenentleerungsstörungen führen.

Pelottierung des Myelons

Eine Pelottierung des Myelons beschreibt eine mechanische Druckeinwirkung auf das Rückenmark, häufig durch Bandscheibenvorfälle, Tumoren oder Zysten. Diese kann zu neurologischen Ausfällen, Taubheitsgefühlen, Schmerzen oder Lähmungen führen. Die Diagnose erfolgt durch MRT oder Myelographie, um das Ausmaß der Kompression zu bestimmen.

Fazit

Das Myelon ist ein zentraler Bestandteil des Nervensystems, der viele lebenswichtige Funktionen steuert. Veränderungen oder Erkrankungen in diesem Bereich können schwerwiegende Folgen haben. Durch eine präzise Diagnostik mit bildgebenden Verfahren, elektrophysiologischen Tests und neurologischen Untersuchungen können Schäden am Myelon frühzeitig erkannt und behandelt werden. Eine schnelle Abklärung ist essenziell, um Folgeschäden zu vermeiden und die bestmögliche Therapie einzuleiten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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