Myelomalazie beschreibt eine Erweichung des Rückenmarks, die durch eine Schädigung des Nervengewebes entsteht – meist infolge einer verminderten Durchblutung oder einer schweren Verletzung.
Was passiert bei einer Myelomalazie?
Das Rückenmark ist ein zentraler Teil des Nervensystems und verläuft geschützt innerhalb der Wirbelsäule. Es sorgt dafür, dass Signale zwischen Gehirn und Körper weitergeleitet werden. Kommt es zu einer Myelomalazie, verliert ein Abschnitt des Rückenmarks seine normale Festigkeit und Struktur. Das Gewebe wird weich, weil Nervenzellen absterben und durch Narbengewebe oder Flüssigkeit ersetzt werden. Oft liegt der Entwicklung eine Durchblutungsstörung, eine Quetschung oder eine andere Form der Schädigung zugrunde.
Typische Auslöser sind schwere Unfälle, Bandscheibenvorfälle mit massiver Einengung, Tumore, Blutungen oder eine plötzliche Unterbrechung der Blutzufuhr. In manchen Fällen kann auch eine chronische Überlastung oder eine Entzündung das Rückenmark so stark schädigen, dass es zur Myelomalazie kommt.
Welche Beschwerden können auftreten?
Die Symptome hängen stark davon ab, an welcher Stelle und wie ausgeprägt die Myelomalazie ist. Häufig berichten Betroffene über zunehmende Schwäche in Armen oder Beinen. Auch Gefühlsstörungen, Taubheitsgefühle oder Kribbeln können sich bemerkbar machen. Wenn das Rückenmark in der Halswirbelsäule betroffen ist, kann es zu Lähmungen von Armen und Beinen kommen. Liegt die Schädigung weiter unten, sind meist nur die Beine betroffen.
Neben Bewegungseinschränkungen treten oft Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang auf. In schweren Fällen kann die Kontrolle über Blase und Darm vollständig verloren gehen. Je nach Ausmaß der Schädigung können auch Schmerzen, Muskelzuckungen oder eine erhöhte Muskelsteifigkeit auftreten.
Ist Myelomalazie gefährlich?
Eine Myelomalazie ist immer ein ernstzunehmender Befund. Die Schädigung des Rückenmarks kann dauerhaft sein und lässt sich nicht immer rückgängig machen. Besonders beunruhigend ist, dass sich die Beschwerden im Verlauf oft verschlimmern – manchmal schleichend, manchmal auch sehr schnell. Das Risiko, dauerhafte Lähmungen oder Funktionsverluste zu erleiden, ist hoch, wenn die Ursache nicht rasch erkannt und behandelt wird.
Viele Menschen befürchten, nach einer solchen Diagnose nie wieder gehen zu können oder dauerhaft auf Hilfe angewiesen zu sein. Diese Sorge ist verständlich, denn das Rückenmark steuert zentrale Funktionen des Körpers. Die Prognose hängt jedoch stark davon ab, wie schnell die Ursache beseitigt werden kann und wie weit die Schädigung bereits fortgeschritten ist.
Wie wird Myelomalazie festgestellt?
Die Diagnose erfolgt meist durch eine Kombination aus neurologischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Ärztinnen und Ärzte achten auf typische Ausfälle bei Kraft, Gefühl oder Reflexen. Ein MRT (Magnetresonanztomografie) zeigt die Veränderungen im Rückenmark besonders deutlich. Dort erkennt man, ob das Gewebe weicher oder verändert ist, wo die Schädigung sitzt und wie groß der betroffene Bereich ist.
Zusätzlich werden oft weitere Untersuchungen wie eine Computertomografie oder spezielle Nervenmessungen durchgeführt, um andere Ursachen auszuschließen und das Ausmaß der Schädigung besser einschätzen zu können.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Ausmaß der Myelomalazie. Steckt zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall oder ein Tumor dahinter, versuchen Ärztinnen und Ärzte, den Druck auf das Rückenmark möglichst schnell zu beseitigen – oft durch eine Operation. Ist eine Durchblutungsstörung die Ursache, stehen Maßnahmen zur Verbesserung der Blutversorgung im Vordergrund.
Zusätzlich kommen Medikamente zum Einsatz, die Entzündungen hemmen oder Schwellungen im Rückenmark reduzieren sollen. In manchen Fällen werden hochdosierte Kortisonpräparate gegeben, um das Fortschreiten der Schädigung zu bremsen. Nach der Akutbehandlung ist eine intensive Rehabilitation entscheidend, um die Beweglichkeit und Selbstständigkeit so gut wie möglich wiederherzustellen. Ergotherapie, Physiotherapie und gezieltes Training helfen, vorhandene Fähigkeiten zu stärken und den Alltag zu erleichtern.
Ob eine vollständige Genesung möglich ist, hängt davon ab, wie früh die Behandlung beginnt und wie stark das Rückenmark bereits beschädigt wurde. In vielen Fällen bleiben trotz aller Maßnahmen gewisse Einschränkungen zurück.
Leben mit der Diagnose
Die Diagnose Myelomalazie bringt viele Unsicherheiten mit sich. Wie sehr sich das Leben verändert, hängt von der individuellen Situation ab. Manche Menschen müssen mit bleibenden Lähmungen oder Gefühlsstörungen leben, andere schaffen es, durch gezielte Therapie große Fortschritte zu erzielen. Wichtig ist, sich frühzeitig Unterstützung zu holen – sowohl medizinisch als auch im Alltag und seelisch.
Auch wenn die Situation zunächst ausweglos erscheint, gibt es viele Möglichkeiten, Lebensqualität zu erhalten oder sogar zu verbessern. Moderne Hilfsmittel, barrierefreie Wohnkonzepte und spezialisierte Rehabilitationsangebote können dabei helfen, wieder mehr Unabhängigkeit zu gewinnen. Ein enger Austausch mit Fachleuten und anderen Betroffenen kann Mut machen und neue Perspektiven eröffnen.
Eine Myelomalazie ist immer ein ernstes Warnsignal des Körpers. Je schneller gehandelt wird, desto besser sind die Chancen, dauerhafte Schäden zu vermeiden oder zu verringern. Das Wissen um die Erkrankung und die Möglichkeiten der Behandlung ist ein erster Schritt, um aktiv mit der Situation umzugehen.