Murphy bezeichnet in der Medizin ein Untersuchungszeichen, das auf eine Reizung oder Entzündung der Gallenblase hinweisen kann. Es wird im Rahmen einer körperlichen Untersuchung, der sogenannten Palpation, geprüft.
Was steckt hinter dem Begriff?
Der Begriff geht auf den amerikanischen Chirurgen John Benjamin Murphy zurück. Gemeint ist das sogenannte Murphy-Zeichen, ein einfaches, aber wichtiges Hilfsmittel, um festzustellen, ob die Gallenblase entzündet ist. Dazu drückt die untersuchende Person mit den Fingern vorsichtig unter den rechten Rippenbogen, während tief eingeatmet wird. Ist die Gallenblase gereizt, kann dieser Druck einen plötzlichen Schmerz auslösen, der so stark ist, dass das Einatmen abgebrochen werden muss. Dieses Abbrechen des Atems wegen des Schmerzes wird als „positives Murphy-Zeichen“ bezeichnet. Es gilt als Hinweis auf eine akute Entzündung der Gallenblase, in der Fachsprache Cholezystitis genannt.
Wann wird das Murphy-Zeichen geprüft?
Das Murphy-Zeichen kommt immer dann zum Einsatz, wenn Beschwerden im rechten Oberbauch bestehen. Typisch sind Schmerzen, Druckgefühl oder Verdauungsprobleme, manchmal auch Fieber oder Übelkeit. Die Untersuchung ist einfach durchzuführen und gibt erste Hinweise darauf, ob eine Entzündung der Gallenblase vorliegen könnte. Besonders in der Notaufnahme oder bei Hausärztinnen und Hausärzten ist sie ein fester Bestandteil der körperlichen Untersuchung.
Was bedeutet ein positives Murphy-Zeichen?
Wird das Murphy-Zeichen als positiv beschrieben, spricht das für eine akute Entzündung der Gallenblase. Die Ursache ist meist ein Gallenstein, der den Abfluss der Galle blockiert und so eine Entzündung auslöst. Diese Situation ist nicht ungefährlich, da sich die Entzündung ausbreiten und sogar zu Komplikationen wie einer Bauchfellentzündung führen kann. Ein positives Murphy-Zeichen ist deshalb ein Warnsignal, das weitere Untersuchungen und meist auch eine rasche Behandlung nach sich zieht.
Wie geht die Diagnose weiter?
Nach einem auffälligen Murphy-Zeichen folgt meist eine Ultraschalluntersuchung des Bauches. Damit lässt sich erkennen, ob die Gallenblase verdickt oder mit Flüssigkeit umgeben ist und ob Gallensteine sichtbar sind. Auch Blutuntersuchungen werden gemacht, um Entzündungszeichen nachzuweisen. Erst das Zusammenspiel dieser Befunde ermöglicht eine sichere Diagnose. Das Murphy-Zeichen allein ist also ein wichtiger Hinweis, ersetzt aber keine weiterführenden Untersuchungen.
Was passiert bei einem negativen Murphy-Zeichen?
Fällt das Murphy-Zeichen negativ aus, ist das ein gutes Zeichen. Es spricht gegen eine akute Gallenblasenentzündung. Dennoch können andere Ursachen für die Beschwerden infrage kommen, zum Beispiel Probleme mit Leber, Magen oder Darm. Die Ärztin oder der Arzt wird dann weitere Untersuchungen veranlassen, um die genaue Ursache zu finden.
Gibt es Risiken oder Schmerzen bei der Untersuchung?
Das Prüfen des Murphy-Zeichens ist in der Regel ungefährlich. Es kann allerdings unangenehm oder schmerzhaft sein, vor allem wenn tatsächlich eine Entzündung vorliegt. Der Druck wird aber nur so lange ausgeübt, bis klar ist, ob ein Schmerz auftritt oder nicht. Nach der Untersuchung klingt der Schmerz meist rasch wieder ab.
Verschiedene Bedeutungen von Murphy in der Medizin
In den allermeisten Fällen ist mit Murphy das Murphy-Zeichen gemeint. Vereinzelt kann der Name Murphy auch in anderen Zusammenhängen auftauchen, etwa als Namensgeber von chirurgischen Instrumenten oder Verfahren. Im medizinischen Alltag ist jedoch fast immer das oben beschriebene Zeichen zur Gallenblasenuntersuchung gemeint. Welche Bedeutung gemeint ist, hängt immer vom Zusammenhang im Arztbrief oder Befund ab. Darum ist es wichtig, den Begriff im Kontext der jeweiligen Untersuchung zu betrachten.
Warum das Murphy-Zeichen wichtig ist
Das Murphy-Zeichen hilft dabei, eine gefährliche Entzündung der Gallenblase frühzeitig zu erkennen. Es ist ein einfaches, aber sehr nützliches Werkzeug in der Diagnostik. Gerade wenn Beschwerden im rechten Oberbauch bestehen, liefert es wertvolle Hinweise und kann helfen, ernsthafte Komplikationen zu verhindern. Wer einen entsprechenden Befund im Arztbrief liest, findet darin einen ersten Hinweis auf die Ursache der Beschwerden. Die genaue Diagnose und das weitere Vorgehen werden dann immer individuell festgelegt.