MRgFUS – Innovative Behandlung ohne Schnitt

MRgFUS – Innovative Behandlung ohne Schnitt

05.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

MRgFUS steht für „Magnetic Resonance guided Focused Ultrasound“ und beschreibt ein modernes, bildgesteuertes Verfahren, bei dem mit Hilfe von fokussiertem Ultraschall Gewebe gezielt behandelt wird und das alles unter Kontrolle durch eine Magnetresonanztomografie, kurz MRT.

Wie funktioniert MRgFUS?

Die Methode kombiniert zwei Technologien: Zum einen den fokussierten Ultraschall, der ähnlich wie ein Brennglas Schallwellen punktgenau auf einen Bereich im Körper lenkt. Zum anderen das MRT, das während der gesamten Behandlung hochauflösende Bilder liefert. So lässt sich exakt verfolgen, wie der Ultraschall wirkt und ob die gewünschte Temperatur im Zielgewebe erreicht wird. Das Verfahren läuft in der Regel ohne Hautschnitt ab, also nicht-invasiv. Die Haut bleibt unversehrt, was viele Risiken klassischer Operationen deutlich senkt.

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Einsatzgebiete und Anwendungsbereiche

MRgFUS wird vor allem bei bestimmten gutartigen und bösartigen Veränderungen eingesetzt. Besonders häufig kommt es bei Myomen der Gebärmutter zum Einsatz, also gutartigen Muskelknoten, die Beschwerden wie Schmerzen oder starke Blutungen verursachen können. Auch bei Knochentumoren, bestimmten Formen von Prostatakrebs und in der Schmerztherapie findet die Methode Anwendung. In den letzten Jahren wird das Verfahren zudem bei Bewegungsstörungen wie dem sogenannten essentiellen Tremor oder bei Parkinson-Symptomen getestet. Die Forschung prüft laufend, bei welchen Erkrankungen MRgFUS noch sinnvoll sein könnte.

Vorteile gegenüber klassischen Eingriffen

Ein großer Vorteil liegt darin, dass keine Operation im herkömmlichen Sinn notwendig ist. Es gibt keinen Schnitt, keine Narbe und meist auch keine lange Ausfallzeit. Nach dem Eingriff kann häufig schon nach kurzer Zeit der Alltag wieder aufgenommen werden. Das Risiko für Infektionen, Blutungen oder andere Komplikationen ist deutlich geringer als bei offenen Operationen. Da das MRT die Behandlung überwacht, lässt sich die Wirkung sehr präzise steuern.

Was passiert während der Behandlung?

Zu Beginn wird das Zielgebiet im Körper mit dem MRT genau lokalisiert. Anschließend werden die Ultraschallwellen so gebündelt, dass sie sich im gewünschten Bereich treffen und dort das Gewebe aufheizen. Die entstehende Hitze zerstört gezielt die krankhaften Zellen, während das umliegende gesunde Gewebe weitgehend geschont bleibt. Während der gesamten Prozedur überwacht das medizinische Team mithilfe der MRT-Bilder, ob die Behandlung wie geplant verläuft. Die meisten Menschen sind währenddessen wach, bekommen aber oft ein leichtes Beruhigungsmittel.

Was bedeutet das für Betroffene?

Wer einen Befund mit dem Begriff MRgFUS liest, erfährt, dass eine besonders schonende, innovative Behandlungsmethode in Betracht gezogen wird oder bereits durchgeführt wurde. Das kann zunächst ungewohnt klingen, da das Verfahren noch nicht in jeder Klinik zum Standard gehört. Viele fragen sich, ob diese Technik sicher ist und welche Nebenwirkungen auftreten können. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Komplikationen selten sind. Trotzdem kann es, wie bei jeder Behandlung, zu Nebenwirkungen kommen, etwa leichten Schmerzen, Hautrötungen oder vorübergehenden Taubheitsgefühlen im behandelten Bereich. Schwere Komplikationen sind sehr selten.

Gibt es Risiken oder Einschränkungen?

Ob MRgFUS für einen selbst geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Nicht jeder Tumor oder jede Erkrankung lässt sich mit dieser Methode behandeln. Manchmal liegen die Veränderungen zu nah an empfindlichen Strukturen, oder das Gewebe ist zu tief oder ungünstig gelegen. Auch Träger bestimmter Implantate oder Menschen mit Metall im Körper können manchmal nicht mit MRT untersucht werden, was die Anwendung einschränkt. Im Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt lässt sich klären, ob und in welchem Umfang MRgFUS eine Option darstellt.

Unterschiedliche Bedeutungen von MRgFUS

Gelegentlich taucht die Abkürzung MRgFUS auch in leicht abgewandelter Form auf, etwa als MRg-HIFU (Magnetic Resonance guided High Intensity Focused Ultrasound). Gemeint ist jeweils das gleiche Grundprinzip: Die Kombination aus MRT-Steuerung und gebündeltem Ultraschall. In sehr seltenen Fällen kann MRgFUS für andere, verwandte Verfahren stehen, die sich aber meist nur im Detail unterscheiden. Deshalb ist es wichtig, den Begriff immer im Zusammenhang mit dem jeweiligen Befund oder Arztbrief zu betrachten.

Abschließend gilt: Die Abkürzung MRgFUS beschreibt eine moderne, minimalinvasive Behandlungsmethode, die in bestimmten Fällen klassische Eingriffe ersetzen kann. Welche Bedeutung sie im individuellen Fall hat, lässt sich immer am besten im direkten Gespräch mit dem behandelnden Team klären.

Wissenschaftliche Quellen

  • Elias WJ, Lipsman N, Ondo WG, Ghanouni P, Kim YG, Lee W, et al. A randomized trial of focused ultrasound thalamotomy for essential tremor. N Engl J Med. 2016;375(8):730-739. doi:10.1056/NEJMoa1600159 - doi:10.1056/NEJMoa1600159

  • Martínez-Fernández R, Máñez-Miró JU, Rodríguez-Rojas R, del Álamo M, Shah BB, Hernández-Fernández F, et al. Randomized trial of focused ultrasound subthalamotomy for Parkinson’s disease. N Engl J Med. 2020;383(27):2501-2513. doi:10.1056/NEJMoa2016311 - doi:10.1056/NEJMoa2016311

  • Hurwitz MD, Ghanouni P, Kanaev SV, Iozeffi D, Gianfelice D, Fennessy FM, et al. Magnetic resonance–guided focused ultrasound for patients with painful bone metastases: A randomized, placebo-controlled phase III trial. J Natl Cancer Inst. 2014;106(5):dju082. doi:10.1093/jnci/dju082 - doi:10.1093/jnci/dju082

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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