Motilitätsstörung: Wenn die Verdauung aus dem Takt gerät

Motilitätsstörung: Wenn die Verdauung aus dem Takt gerät

10.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist eine Motilitätsstörung?

Eine Motilitätsstörung beschreibt eine Funktionsstörung der Bewegungsabläufe im Körper, meist bezogen auf innere Organe wie Magen, Darm oder Speiseröhre. Das bedeutet, dass die natürlichen, rhythmischen Bewegungen – auch Peristaltik genannt – nicht mehr wie gewohnt ablaufen und dadurch Beschwerden entstehen können.

Wie funktioniert die Bewegung im Verdauungstrakt?

Der menschliche Verdauungstrakt ist darauf angewiesen, dass Muskeln die Nahrung in geordneten Wellenbewegungen weitertransportieren. Diese fein abgestimmten Abläufe sorgen dafür, dass Speisen vom Mund über die Speiseröhre in den Magen und schließlich durch den Darm wandern. Die Steuerung erfolgt größtenteils automatisch und wird vom sogenannten enterischen Nervensystem, auch „Bauchhirn“ genannt, koordiniert.

Kommt es zu Störungen in diesem Ablauf, spricht man von einer Motilitätsstörung. Die Bewegungen können zu langsam, zu schnell oder unkoordiniert ablaufen. Manchmal bleiben sie sogar ganz aus. Das kann verschiedene Abschnitte des Verdauungstraktes betreffen – von der Speiseröhre bis hin zum Enddarm.

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Welche Beschwerden können auftreten?

Die Symptome einer Motilitätsstörung hängen davon ab, welcher Teil des Verdauungstraktes betroffen ist. Häufige Beschwerden sind zum Beispiel Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit oder Schmerzen im Oberbauch. Manche Menschen leiden unter Verstopfung, andere wiederum unter Durchfall oder unregelmäßigem Stuhlgang. Ist die Speiseröhre betroffen, kann es zu Schluckbeschwerden oder einem unangenehmen Druckgefühl hinter dem Brustbein kommen.

Oft wechseln sich die Beschwerden ab oder treten in bestimmten Situationen besonders stark auf – etwa nach dem Essen oder bei Stress. Nicht selten bleiben die Symptome lange unspezifisch, sodass es eine Weile dauern kann, bis die Ursache erkannt wird.

Ursachen und Auslöser

Eine Motilitätsstörung kann viele verschiedene Gründe haben. Häufig spielen Störungen im Zusammenspiel von Nerven und Muskeln der betroffenen Organe eine Rolle. Auch chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenprobleme oder neurologische Erkrankungen können die Bewegungsabläufe beeinflussen. In manchen Fällen ist die Ursache nicht eindeutig feststellbar – dann spricht man von einer „idiopathischen“ Motilitätsstörung.

Auch bestimmte Medikamente, Infektionen oder seelische Belastungen können die Beweglichkeit des Verdauungstraktes beeinflussen. Manchmal liegt die Ursache in einer früheren Operation oder einer angeborenen Veränderung der Darmstruktur.

Ist eine Motilitätsstörung gefährlich?

Viele Menschen fragen sich, wie ernst eine solche Störung ist. Die meisten Motilitätsstörungen sind zwar unangenehm und können die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen, führen aber selten zu lebensbedrohlichen Komplikationen. Allerdings gibt es auch schwerere Formen, bei denen es zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Nahrungsaufnahme oder zu starken Schmerzen kommt.

Gerade wenn die Beschwerden über längere Zeit bestehen, sehr stark sind oder plötzlich zunehmen, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. In seltenen Fällen kann eine Motilitätsstörung auf eine ernsthafte Grunderkrankung hinweisen, die gezielt behandelt werden muss.

Wie wird eine Motilitätsstörung festgestellt?

Die Diagnose erfolgt meist durch eine Kombination aus Gespräch, körperlicher Untersuchung und speziellen Tests. Ärztinnen und Ärzte fragen zunächst nach den genauen Beschwerden, deren Dauer und möglichen Auslösern. Anschließend können verschiedene Untersuchungen folgen, zum Beispiel eine Darmspiegelung, eine Druckmessung (Manometrie) oder bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen. In manchen Fällen wird auch eine sogenannte Transitzeitmessung durchgeführt, bei der der Weg der Nahrung oder spezieller Marker durch den Verdauungstrakt verfolgt wird.

Ziel ist es, andere Erkrankungen auszuschließen und die genaue Art sowie den Ort der Motilitätsstörung zu bestimmen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Motilitätsstörungen

Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Beschwerden. In vielen Fällen helfen schon einfache Maßnahmen wie eine Anpassung der Ernährung, mehr Bewegung oder das Vermeiden bestimmter Auslöser. Ballaststoffreiche Kost, ausreichend Flüssigkeit und regelmäßige Mahlzeiten können die Verdauung unterstützen.

Je nach Art der Motilitätsstörung kommen auch Medikamente zum Einsatz, die die Beweglichkeit des Darms fördern oder gezielt gegen Verstopfung bzw. Durchfall wirken. Bei sehr ausgeprägten Beschwerden oder wenn eine Grunderkrankung vorliegt, kann eine spezialisierte Behandlung notwendig sein – zum Beispiel durch eine gastroenterologische Fachpraxis.

Manchmal sind auch Entspannungsverfahren oder psychotherapeutische Unterstützung hilfreich, vor allem wenn Stress oder seelische Belastungen eine Rolle spielen.

Leben mit einer Motilitätsstörung

Mit einer Motilitätsstörung zu leben, kann herausfordernd sein. Häufig schwanken die Beschwerden, was zu Unsicherheit führen kann. Es ist hilfreich, die eigenen Auslöser zu kennen und gemeinsam mit Fachleuten einen individuellen Behandlungsplan zu entwickeln. Viele Menschen profitieren davon, Ernährungstagebuch zu führen oder gezielt Entspannungsübungen in den Alltag einzubauen.

Wichtig ist, die Beschwerden ernst zu nehmen und bei anhaltenden oder starken Symptomen ärztlichen Rat zu suchen. Moderne Untersuchungsmethoden und Therapien bieten heute gute Möglichkeiten, Motilitätsstörungen zu erkennen und gezielt zu behandeln.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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