Morbidität und was sie aussagt

Morbidität und was sie aussagt

05.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Morbidität beschreibt in der Medizin die Häufigkeit von Krankheiten innerhalb einer bestimmten Bevölkerungsgruppe oder in einem bestimmten Zeitraum. Der Begriff stammt vom lateinischen Wort „morbidus“ für „krank“ und wird oft in Statistiken, Arztbriefen oder Gesundheitsberichten verwendet, um auszudrücken, wie viele Menschen an einer bestimmten Erkrankung leiden oder im Laufe ihres Lebens erkranken.

Was bedeutet Morbidität im medizinischen Alltag?

Im medizinischen Kontext gibt Morbidität an, wie viele Personen in einer Gruppe krank sind oder eine bestimmte Diagnose haben. Das kann auf eine einzelne Erkrankung bezogen sein, etwa „die Morbidität von Diabetes in Deutschland“, oder allgemein für alle Krankheiten zusammengefasst werden. Oft taucht der Begriff in Verbindung mit anderen Zahlen wie der Mortalität (Sterblichkeit) oder der Prävalenz (Anteil der Erkrankten zu einem bestimmten Zeitpunkt) auf.

Ein Beispiel: Wenn in einer Stadt mit 100000 Einwohnern im Jahr 2023 etwa 5000 Menschen an einer bestimmten Krankheit leiden, spricht man von einer Morbidität von 5 Prozent für diese Erkrankung in diesem Jahr. Die Angabe kann sich auf einen bestimmten Zeitraum (zum Beispiel ein Jahr) oder auf das gesamte Leben beziehen.

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Warum ist Morbidität wichtig?

Die Angabe der Morbidität hilft dabei, das Ausmaß von Krankheiten einzuschätzen und zu vergleichen. Gesundheitsämter, Krankenkassen und Ärztinnen nutzen diese Zahlen, um zu erkennen, wie verbreitet bestimmte Krankheiten sind und wie sich die Häufigkeit im Laufe der Zeit verändert. Das ist besonders bei chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Asthma von Bedeutung, aber auch bei Infektionskrankheiten wie Grippe oder COVID-19.

Durch die Erfassung der Morbidität lassen sich außerdem Trends und Risiken erkennen. Steigt zum Beispiel die Morbidität einer bestimmten Erkrankung in einer Altersgruppe stark an, kann das auf Veränderungen im Lebensstil, in der Umwelt oder auf neue medizinische Herausforderungen hinweisen. So werden auch Gesundheitsprogramme oder Vorsorgeuntersuchungen gezielt geplant.

Morbidität und persönliche Bedeutung

Für Einzelpersonen hat der Begriff meist keine direkte Auswirkung, sondern dient eher der Beschreibung von Zusammenhängen in der Bevölkerung. In einem Arztbrief kann es vorkommen, dass Morbidität erwähnt wird, etwa im Rahmen eines Berichts über die allgemeine Gesundheitssituation oder bei der Einschätzung von Risiken vor einer Operation. Hier ist oft von „erhöhter Morbidität“ die Rede, wenn jemand mehrere Vorerkrankungen hat. Das bedeutet, dass das Risiko für Komplikationen oder weitere Erkrankungen höher ist als bei gesunden Menschen.

Manchmal wird auch von „multimorbiden Patienten“ gesprochen. Damit sind Menschen gemeint, die gleichzeitig an mehreren chronischen Erkrankungen leiden, zum Beispiel an Diabetes, Bluthochdruck und Herzschwäche. In solchen Fällen ist die Morbidität besonders hoch, was Einfluss auf die Behandlung und die Prognose haben kann.

Wie wird Morbidität gemessen?

Um die Morbidität zu bestimmen, werden Daten aus Arztpraxen, Krankenhäusern oder Gesundheitsbefragungen gesammelt und ausgewertet. Dabei wird entweder gezählt, wie viele Menschen aktuell an einer Krankheit leiden (Punktprävalenz), oder wie viele im Laufe eines bestimmten Zeitraums neu erkranken (Inzidenz). Die Ergebnisse werden meist als Prozentangaben oder als Zahl pro 1000 oder 100000 Einwohner dargestellt.

Diese Zahlen sind wichtig, um zu erkennen, ob eine Erkrankung häufiger wird, gleichbleibt oder zurückgeht. Sie helfen auch dabei, die Wirksamkeit von Impfungen, Vorsorgemaßnahmen oder neuen Therapien zu beurteilen.

Morbidität, Mortalität und Prävalenz – wo liegt der Unterschied?

Im Alltag tauchen neben Morbidität oft weitere medizinische Begriffe auf, die leicht verwechselt werden können. Während Morbidität die Häufigkeit von Krankheiten beschreibt, steht Mortalität für die Sterblichkeit, also wie viele Menschen an einer bestimmten Krankheit sterben. Die Prävalenz gibt an, wie viele Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt an einer Krankheit leiden, während die Inzidenz die Zahl der Neuerkrankungen in einem Zeitraum angibt.

Ein Beispiel: Die Morbidität einer Grippewelle beschreibt, wie viele Menschen insgesamt erkranken. Die Mortalität gibt an, wie viele daran sterben. Die Prävalenz zeigt, wie viele Menschen aktuell krank sind, und die Inzidenz, wie viele neu hinzukommen.

Wichtige Fakten rund um Morbidität

Morbidität ist ein zentraler Begriff in der Gesundheitsstatistik, aber für die meisten Menschen bleibt er abstrakt. Trotzdem steckt dahinter viel praktische Bedeutung: Die Planung von Krankenhäusern, die Entwicklung von Impfstoffen und sogar die Höhe der Krankenkassenbeiträge hängen eng mit den Morbiditätszahlen zusammen. In Deutschland werden solche Daten regelmäßig vom Robert Koch Institut und anderen Behörden erhoben und veröffentlicht.

Die häufigsten Ursachen für hohe Morbidität sind in Industrieländern chronische Erkrankungen wie Herz Kreislauf Erkrankungen, Diabetes, Krebs oder psychische Leiden. In anderen Regionen der Welt können Infektionen oder Mangelernährung im Vordergrund stehen. Durch Präventionsprogramme, gesunde Lebensweise und medizinischen Fortschritt lassen sich Morbiditätsraten in vielen Fällen senken.

Was tun, wenn von erhöhter Morbidität die Rede ist?

Wenn im eigenen Arztbrief von „erhöhter Morbidität“ gesprochen wird, ist damit meist gemeint, dass mehrere Erkrankungen vorliegen oder das Risiko für Komplikationen erhöht ist. Entscheidend ist dann, gemeinsam mit dem Behandlungsteam auf eine gute Einstellung der Grunderkrankungen zu achten, regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen und den Lebensstil möglichst gesund zu gestalten. Bewegung, ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum können helfen, das Risiko für weitere Erkrankungen zu senken.

Morbidität ist also ein Fachbegriff, der zwar selten im Alltag verwendet wird, aber eine wichtige Rolle für das Verständnis von Gesundheit und Krankheit spielt. Wer einen Befund oder Arztbrief mit diesem Begriff liest, weiß nun, dass es dabei um die Häufigkeit und das Ausmaß von Erkrankungen geht – sowohl in der Gesellschaft als auch im individuellen Fall.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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