Mikroangiopathie – Wenn feine Gefäße leiden

Mikroangiopathie – Wenn feine Gefäße leiden

16.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Mikroangiopathie bezeichnet Veränderungen und Schädigungen an den kleinsten Blutgefäßen des Körpers, den sogenannten Kapillaren. Diese winzigen Gefäße sind dafür zuständig, Organe und Gewebe mit Sauerstoff sowie Nährstoffen zu versorgen und Abfallstoffe abzutransportieren.

Was passiert bei einer Mikroangiopathie?

Bei einer Mikroangiopathie kommt es zu einer krankhaften Veränderung der feinen Gefäßwände. Die Kapillaren werden dabei oft dicker, verlieren an Elastizität oder es bilden sich kleine Ablagerungen. Dadurch kann das Blut schlechter durch die betroffenen Gefäße fließen. Das führt dazu, dass einzelne Körperbereiche oder Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen versorgt werden.

Häufig entsteht eine Mikroangiopathie als Folge anderer Erkrankungen, zum Beispiel bei langjährigem Diabetes mellitus oder Bluthochdruck. Auch bestimmte Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen können die kleinen Gefäße betreffen. Besonders häufig sind das Gehirn, die Nieren, das Herz oder die Augen betroffen, weil diese Organe auf eine gute Durchblutung angewiesen sind.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Typische Beschwerden und betroffene Organe

Die Symptome einer Mikroangiopathie hängen stark davon ab, welches Organ betroffen ist und wie ausgeprägt die Gefäßveränderungen sind. Im Anfangsstadium gibt es oft keine spürbaren Beschwerden. Erst wenn die Durchblutung deutlich gestört ist, können sich Anzeichen bemerkbar machen.

Im Gehirn kann eine Mikroangiopathie zu Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit oder Problemen beim Gehen führen. Viele kennen in diesem Zusammenhang den Begriff „vaskuläre Demenz“, bei der die Denkleistung nachlässt, weil das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet wird. In den Augen kann eine Mikroangiopathie die Netzhaut schädigen und das Sehvermögen verschlechtern. Sind die Nieren betroffen, kann die Filterfunktion nachlassen und es kommt zu Wassereinlagerungen oder erhöhtem Blutdruck. An den Füßen oder Beinen kann eine gestörte Durchblutung zu Taubheitsgefühlen, Schmerzen oder schlecht heilenden Wunden führen.

Ist eine Mikroangiopathie gefährlich?

Viele machen sich Sorgen, wenn sie in einem Arztbrief oder Befund den Begriff Mikroangiopathie lesen. Die Frage „Ist das schlimm?“ taucht oft auf. Die Antwort hängt davon ab, wie stark die Gefäße verändert sind und welche Organe betroffen sind. Eine leichte Mikroangiopathie bleibt manchmal lange unbemerkt und verursacht keine Beschwerden. Schreitet sie jedoch fort, können wichtige Körperfunktionen beeinträchtigt werden.

Gerade im Gehirn oder an der Netzhaut kann eine fortgeschrittene Mikroangiopathie zu bleibenden Schäden führen. Wenn die Nieren betroffen sind, kann sich die Funktion nach und nach verschlechtern. Deshalb ist es wichtig, die Ursachen zu erkennen und zu behandeln, um das Fortschreiten zu bremsen. Die Erkrankung selbst entwickelt sich meist langsam über viele Jahre hinweg.

Wie wird Mikroangiopathie festgestellt?

Um eine Mikroangiopathie zu erkennen, werden verschiedene Untersuchungen eingesetzt. Je nachdem, welche Beschwerden bestehen, kommen bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns, eine Augenuntersuchung beim Augenarzt oder spezielle Blut- und Urintests zum Einsatz. In manchen Fällen sind auch Gewebeproben (Biopsien) nötig, um die genaue Ursache zu bestimmen.

Oft wird die Diagnose im Rahmen der Abklärung von Folgeerkrankungen gestellt, zum Beispiel bei einem Diabetes-Check oder wenn auffällige Veränderungen an den Nieren oder der Netzhaut festgestellt werden.

Behandlungsmöglichkeiten und was du selbst tun kannst

Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache der Mikroangiopathie. Bei Diabetes ist eine gute Blutzuckereinstellung entscheidend, um die kleinen Gefäße zu schützen. Auch ein gut eingestellter Blutdruck hilft, das Fortschreiten zu verlangsamen. In manchen Fällen kommen Medikamente zum Einsatz, die die Durchblutung fördern oder Entzündungen hemmen.

Eine gesunde Lebensweise spielt eine große Rolle: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Rauchen unterstützen die Gefäßgesundheit. Wer bereits weiß, dass eine Mikroangiopathie besteht, sollte regelmäßig Kontrolluntersuchungen wahrnehmen, um mögliche Komplikationen früh zu erkennen.

Häufige Fragen und Sorgen

Viele fragen sich, ob eine Mikroangiopathie wieder heilbar ist. Die bereits entstandenen Veränderungen an den kleinen Gefäßen lassen sich meist nicht rückgängig machen. Aber mit einer guten Behandlung der Grunderkrankung und einem angepassten Lebensstil lässt sich das Fortschreiten oft deutlich verlangsamen. Wichtig ist, Warnzeichen wie Sehstörungen, Gedächtnisprobleme oder anhaltende Schwellungen ärztlich abklären zu lassen.

Die Angst vor schweren Komplikationen ist verständlich, vor allem wenn das Gehirn oder die Augen betroffen sind. Es hilft, die eigenen Risikofaktoren zu kennen und gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt einen Plan zu erstellen, wie die Gefäße geschützt werden können. Regelmäßige Kontrollen und eine enge Zusammenarbeit mit dem Behandlungsteam bieten die besten Chancen, größere Schäden zu vermeiden.

Mikroangiopathie ist also kein plötzlicher Schicksalsschlag, sondern meist das Ergebnis eines langen Prozesses. Mit Wissen, Aufmerksamkeit und gezielter Behandlung kann viel getan werden, um die Lebensqualität zu erhalten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen