Migräne ist eine neurologische Erkrankung, bei der es wiederholt zu starken, meist einseitigen Kopfschmerzen kommt, die oft mit weiteren Beschwerden wie Übelkeit, Licht- oder Lärmempfindlichkeit einhergehen.
Was steckt hinter dem Begriff?
Der Ausdruck Migräne stammt ursprünglich aus dem Griechischen und beschreibt eine spezielle Form von Kopfschmerz, die sich deutlich von gewöhnlichen Spannungskopfschmerzen unterscheidet. Typisch ist, dass die Beschwerden anfallsartig auftreten und mehrere Stunden bis hin zu drei Tagen andauern können. Häufig beginnt der Schmerz auf einer Kopfseite, kann aber auch beide Seiten betreffen. Die Intensität ist meist so hoch, dass alltägliche Aktivitäten kaum noch möglich sind.
Neben dem eigentlichen Schmerz treten oft zusätzliche Symptome auf. Viele berichten über eine starke Empfindlichkeit gegenüber Licht (Fachwort: Photophobie) oder Geräuschen (Phonophobie). Nicht selten kommen Übelkeit und Erbrechen dazu. Bei manchen kündigt sich eine Migräneattacke durch sogenannte „Aura“-Symptome an: Das können Sehstörungen, Kribbeln oder Sprachprobleme sein, die meist vor dem eigentlichen Kopfschmerz beginnen und nach etwa einer Stunde wieder verschwinden.
Wer kann betroffen sein?
Migräne ist keine seltene Erkrankung. Schätzungen zufolge leidet etwa jede zehnte Person irgendwann im Leben unter solchen Attacken. Besonders häufig beginnt sie im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Gründe dafür sind nicht vollständig geklärt, aber Hormone spielen vermutlich eine Rolle.
Die Beschwerden können unterschiedlich häufig auftreten, von einmal im Jahr bis hin zu mehreren Malen im Monat. Manche erleben nur gelegentliche Attacken, bei anderen bestimmen die Schmerzen den Alltag. Viele Betroffene merken, dass bestimmte Auslöser, etwa Stress, Schlafmangel, Wetterwechsel oder bestimmte Nahrungsmittel, eine Attacke begünstigen.
Ist Migräne gefährlich?
Die Frage, ob Migräne „schlimm“ ist, beschäftigt viele. Zwar handelt es sich nicht um eine lebensbedrohliche Erkrankung, doch die Attacken können das Leben erheblich einschränken. Während eines Anfalls ist es oft kaum möglich, zu arbeiten, sich zu konzentrieren oder soziale Kontakte zu pflegen. Wer sehr häufig darunter leidet, fühlt sich im Alltag stark beeinträchtigt.
Trotz der Belastung verursacht Migräne in der Regel keine bleibenden Schäden am Gehirn. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass Menschen mit Migräne ein etwas erhöhtes Risiko für bestimmte andere Erkrankungen wie Schlaganfall haben, vor allem, wenn weitere Risikofaktoren wie Rauchen oder die Einnahme bestimmter Hormonpräparate vorliegen.
Viele fragen sich, ob die Beschwerden auf eine schwerwiegende Ursache wie einen Tumor oder eine andere neurologische Erkrankung hindeuten könnten. Das ist bei typischer Migräne mit immer ähnlichem Verlauf nicht der Fall. Trotzdem sollte bei neuen, sehr ungewöhnlichen oder besonders heftigen Kopfschmerzen immer ärztlich abgeklärt werden, ob eine andere Ursache vorliegt.
Was hilft gegen Migräne?
Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich danach, wie häufig und wie stark die Attacken auftreten. Bei gelegentlichen Anfällen helfen oft einfache Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol. Es gibt auch spezielle Medikamente, die gezielt bei Migräne eingesetzt werden, sogenannte Triptane. Sie wirken am besten, wenn sie frühzeitig während einer Attacke eingenommen werden.
Wer häufiger unter Migräne leidet, kann von einer vorbeugenden Behandlung profitieren. Hier kommen verschiedene Medikamente infrage, die regelmäßig eingenommen werden, um die Häufigkeit und Schwere der Attacken zu verringern. Dazu zählen zum Beispiel bestimmte Betablocker, Antiepileptika oder neuere Antikörpertherapien.
Neben Medikamenten spielen auch nicht-medikamentöse Maßnahmen eine wichtige Rolle. Viele finden heraus, dass regelmäßiger Schlaf, ausreichend Bewegung und Entspannungstechniken wie Yoga oder progressive Muskelentspannung die Beschwerden lindern können. Hilfreich ist es, ein Kopfschmerztagebuch zu führen, um Auslöser zu erkennen und gezielt zu vermeiden.
Umgang mit Sorgen und Unsicherheiten
Die Diagnose Migräne löst oft Verunsicherung aus. Viele fragen sich, ob die Beschwerden jemals wieder verschwinden oder ob sie „damit leben müssen“. Die gute Nachricht: Auch wenn Migräne nicht heilbar ist, gibt es heute viele Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Wer sich frühzeitig Hilfe sucht und verschiedene Strategien ausprobiert, findet meist einen guten Weg, mit der Erkrankung umzugehen.
Es ist normal, sich Sorgen zu machen, wenn die Schmerzen sehr stark sind oder immer wiederkehren. Gerade dann lohnt sich ein Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt, um gemeinsam eine passende Behandlung zu finden und mögliche andere Ursachen auszuschließen.
Was tun im Alltag?
Ein strukturierter Tagesablauf, regelmäßige Mahlzeiten und ausreichend Schlaf helfen vielen, die Zahl der Migräneattacken zu verringern. Entspannungsübungen und Ausdauersportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Spazierengehen wirken unterstützend. Wer bemerkt, dass bestimmte Lebensmittel oder Situationen die Beschwerden verschlimmern, kann versuchen, diese zu meiden.
Wichtig ist, sich nicht zu sehr von der Erkrankung einschränken zu lassen. Unterstützung durch Familie, Freunde oder Selbsthilfegruppen kann helfen, den Umgang mit Migräne zu erleichtern und das Gefühl von Kontrolle zurückzugewinnen. In manchen Fällen kann auch psychologische Unterstützung sinnvoll sein, etwa wenn die Angst vor der nächsten Attacke sehr belastend wird.
Migräne ist zwar meist nicht gefährlich, aber sie verdient ernst genommen zu werden. Mit dem richtigen Wissen und passenden Maßnahmen lässt sich der Alltag oft deutlich erleichtern.
Wissenschaftliche Quellen
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