Eine Lumbalpunktion ist eine medizinische Untersuchung, bei der mit einer dünnen Nadel etwas Flüssigkeit aus dem unteren Rückenmarkskanal entnommen wird, um diese anschließend im Labor zu untersuchen.
Was passiert bei einer Lumbalpunktion?
Bei dieser Untersuchung wird der sogenannte Liquor, also die Nervenflüssigkeit, die das Gehirn und Rückenmark umgibt, gewonnen. Die Flüssigkeit dient als eine Art Schutzpolster für das zentrale Nervensystem und enthält viele Informationen über mögliche Erkrankungen. Die Entnahme erfolgt im Bereich der Lendenwirbelsäule, meist zwischen dem dritten und vierten Lendenwirbel. Der Eingriff wird in der Regel im Sitzen oder in Seitenlage durchgeführt. Nach einer gründlichen Desinfektion wird eine dünne Nadel vorsichtig zwischen zwei Wirbelkörper eingeführt, bis sie in den sogenannten Duralsack gelangt, in dem sich der Liquor befindet. Sobald die Nadel richtig platziert ist, kann die Flüssigkeit langsam ablaufen und in kleinen Röhrchen aufgefangen werden.
Wann wird diese Untersuchung gemacht?
Eine Lumbalpunktion wird immer dann eingesetzt, wenn Ärztinnen und Ärzte Hinweise auf Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks oder der Nervenflüssigkeit vermuten. Typische Gründe sind der Verdacht auf eine Hirnhautentzündung (Meningitis), eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), Blutungen im Gehirn, bestimmte neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder auch ungeklärte Kopfschmerzen und Fieber. Auch bei manchen Krebserkrankungen oder zur Kontrolle bestimmter Therapien kann diese Untersuchung notwendig sein. Die im Labor gewonnenen Ergebnisse helfen dabei, gezielt nachzuweisen, ob zum Beispiel Erreger, Entzündungszeichen oder Blutbestandteile im Liquor vorhanden sind.
Welche Risiken und Nebenwirkungen kann es geben?
Viele Menschen sorgen sich, wenn sie erfahren, dass ihnen eine Lumbalpunktion bevorsteht. Die Vorstellung, dass eine Nadel in die Nähe des Rückenmarks eingeführt wird, klingt zunächst beängstigend. Tatsächlich ist das Risiko für ernste Komplikationen aber sehr gering. Häufigste Nebenwirkung ist ein sogenannter postpunktioneller Kopfschmerz, der meist einige Stunden bis Tage nach dem Eingriff auftritt. Er entsteht, weil nach der Punktion etwas Nervenflüssigkeit aus dem Kanal auslaufen kann. In der Regel verschwindet dieser Kopfschmerz von selbst und lässt sich durch viel Trinken und flaches Liegen meist gut lindern. Sehr selten kann es zu Infektionen, Blutergüssen oder Nervenreizungen kommen. Lähmungen oder dauerhafte Schäden sind äußerst selten, da die Nadel weit unterhalb des Rückenmarks eingeführt wird, dort wo keine wichtigen Nervenstränge mehr verlaufen.
Vorbereitung und Ablauf – was ist zu beachten?
Vor der Untersuchung wird in der Regel ein ausführliches Gespräch geführt, bei dem alle Fragen gestellt werden können. Es wird geklärt, ob blutverdünnende Medikamente eingenommen werden, denn diese müssen meist einige Tage vorher abgesetzt werden. Während der Lumbalpunktion selbst dauert der eigentliche Vorgang meist nur wenige Minuten. Nach der Entnahme wird die Einstichstelle mit einem Pflaster versorgt. Es empfiehlt sich, danach noch eine Weile ruhig zu liegen, um das Risiko für Kopfschmerzen zu senken. In den meisten Fällen darf nach Beobachtung wieder normal gegessen, getrunken und sich bewegt werden.
Warum ist die Untersuchung so wichtig?
Der große Vorteil der Lumbalpunktion ist, dass sie oft sehr rasch Klarheit über schwerwiegende Erkrankungen bringt. Gerade bei Verdacht auf eine Hirnhautentzündung zählt jede Stunde, weil nur eine schnelle Diagnose eine gezielte Behandlung ermöglicht. Auch bei anderen neurologischen Erkrankungen kann der Liquor wichtige Hinweise geben, die mit anderen Methoden nicht so schnell oder eindeutig zu bekommen wären. Die Untersuchung ist daher oft ein entscheidender Schritt, um die richtige Therapie einzuleiten und Komplikationen zu vermeiden.
Häufige Fragen und Sorgen
Viele Menschen fragen sich, ob die Lumbalpunktion schmerzhaft ist. Der Einstich kann ein kurzes, unangenehmes Gefühl verursachen, vergleichbar mit einer Blutabnahme oder Spritze. Meist wird die Haut vorher betäubt, sodass der Eingriff gut erträglich ist. Es besteht zudem keine Gefahr, dass das Rückenmark verletzt wird, weil die Nadel unterhalb des Rückenmarks eingeführt wird. Die Untersuchung ist auch bei Kindern, älteren Menschen oder Schwangeren möglich, wenn sie medizinisch notwendig ist.
Manche sorgen sich, ob die Untersuchung Spätfolgen haben kann. In aller Regel heilt die Einstichstelle problemlos ab. Nur in sehr seltenen Fällen bleiben länger anhaltende Beschwerden zurück. Bei Unsicherheiten oder ungewöhnlichen Beschwerden sollte immer Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt gehalten werden.
Zusammengefasst
Die Lumbalpunktion ist eine bewährte und sichere Methode, um wichtige Informationen über das zentrale Nervensystem zu erhalten. Sie hilft, ernste Erkrankungen schnell zu erkennen und gezielt zu behandeln. Der Eingriff ist meist gut auszuhalten, Komplikationen sind selten. Wer Fragen oder Sorgen hat, kann diese vor dem Eingriff offen ansprechen, so lässt sich die Untersuchung meist gut vorbereitet und entspannt angehen.
Wissenschaftliche Quellen
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