Linksherzhypertrophie bezeichnet eine Verdickung des Herzmuskels in der linken Herzhälfte, genauer gesagt der linken Herzkammer, die das sauerstoffreiche Blut in den Körper pumpt.
Was steckt hinter einer Verdickung des linken Herzens?
Das Herz ist ein kräftiger Muskel, der unermüdlich Blut durch den Körper transportiert. Besonders die linke Kammer hat dabei eine zentrale Aufgabe: Sie muss das Blut mit ausreichend Druck in die Hauptschlagader (Aorta) und weiter in alle Organe befördern. Bei einer Linksherzhypertrophie ist die Muskelwand dieser Kammer dicker als gewöhnlich. Das passiert nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich meist über längere Zeit.
Oft ist ein dauerhaft erhöhter Blutdruck der Auslöser. Der Herzmuskel muss dann ständig gegen einen größeren Widerstand anpumpen und passt sich an, indem er dicker wird – ähnlich wie ein Bizeps beim Krafttraining wächst, wenn er regelmäßig stark beansprucht wird. Auch bestimmte Herzklappenerkrankungen oder angeborene Herzfehler können dazu führen, dass die linke Herzkammer mehr leisten muss und sich dadurch verdickt.
Was bedeutet das für den Alltag?
Eine verdickte linke Herzkammer ist zunächst keine eigenständige Krankheit, sondern eine Anpassung des Herzens an eine Mehrbelastung. In vielen Fällen bleibt die Veränderung lange unbemerkt, weil sie keine Beschwerden verursacht. Erst wenn die Verdickung weiter zunimmt, kann es zu Symptomen kommen. Dazu zählen zum Beispiel Kurzatmigkeit bei Belastung, ein schnelleres Ermüden oder ein Druckgefühl in der Brust.
Die Linksherzhypertrophie ist ein Hinweis darauf, dass das Herz über längere Zeit stärker arbeiten musste. Sie gilt als Warnsignal, weil sich daraus auf Dauer weitere Probleme entwickeln können. Das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche oder sogar einen plötzlichen Herztod ist erhöht, wenn die Belastung nicht verringert wird.
Ist das schlimm? Häufige Sorgen und was wirklich dahintersteckt
Viele machen sich Sorgen, wenn im Arztbrief von einer Linksherzhypertrophie die Rede ist. Die Frage taucht auf, ob das Herz dauerhaft geschädigt ist oder ob man sich schonen muss. Die gute Nachricht: Wird die Ursache erkannt und behandelt, kann sich die Verdickung in manchen Fällen wieder zurückbilden oder zumindest stabilisieren. Entscheidend ist, die auslösenden Faktoren – meist einen zu hohen Blutdruck – konsequent zu behandeln.
Nicht jede Linksherzhypertrophie ist sofort gefährlich. Sie zeigt aber an, dass das Herz unter einer gewissen Belastung steht. Unbehandelt kann das auf lange Sicht zu einer Herzschwäche führen. Deshalb ist es wichtig, die Ursache zu klären und gemeinsam mit Ärztinnen oder Ärzten einen passenden Behandlungsplan zu finden.
Wie wird eine Linksherzhypertrophie festgestellt?
Oft fällt die Verdickung bei einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) auf. Auch im EKG können sich Hinweise zeigen, etwa bestimmte Veränderungen der Herzstromkurve. Manchmal wird die Diagnose auch durch andere bildgebende Verfahren bestätigt, etwa durch eine MRT-Untersuchung des Herzens.
Zusätzlich schauen Ärztinnen und Ärzte nach möglichen Auslösern: Wie hoch ist der Blutdruck? Gibt es Hinweise auf eine Erkrankung der Herzklappen? Bestehen andere Risikofaktoren wie Diabetes, Übergewicht oder eine familiäre Vorbelastung?
Was tun bei einer Linksherzhypertrophie?
Die wichtigste Maßnahme ist, die Ursache zu behandeln. Ist der Blutdruck zu hoch, helfen blutdrucksenkende Medikamente, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. Auch das Vermeiden von übermäßigem Alkoholkonsum und das Einstellen des Rauchens entlasten das Herz. Liegt eine Erkrankung der Herzklappen vor, kann in manchen Fällen eine Operation notwendig werden.
Regelmäßige Kontrollen beim Kardiologen sind sinnvoll, um die Entwicklung der Verdickung zu beobachten und rechtzeitig gegenzusteuern, falls sich Beschwerden verschlimmern. Eine gute Zusammenarbeit mit dem medizinischen Team ist dabei entscheidend.
Kann man mit Linksherzhypertrophie ein normales Leben führen?
Solange die Verdickung rechtzeitig erkannt und behandelt wird, ist ein aktives Leben meist gut möglich. Viele spüren im Alltag keine Einschränkungen, solange die Ursache konsequent behandelt wird. Wichtig ist, auf die Signale des Körpers zu achten und ärztliche Empfehlungen ernst zu nehmen. Wer regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen geht und auf einen gesunden Lebensstil achtet, kann das Risiko weiterer Herzprobleme deutlich senken.
Eine Linksherzhypertrophie ist also vor allem ein Warnzeichen: Das Herz leistet mehr, als ihm guttut. Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich die Entwicklung oft aufhalten oder sogar umkehren.
Wissenschaftliche Quellen
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