Linksanteriorer Hemiblock: Bedeutung und Risiken

Linksanteriorer Hemiblock: Bedeutung und Risiken

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist ein linksanteriorer Hemiblock?

Ein linksanteriorer Hemiblock beschreibt eine spezielle Störung der elektrischen Erregungsleitung im Herzen. Dabei ist der vordere (anterior) Teil des linken sogenannten Tawara-Schenkels, der die elektrische Erregung zur linken Herzkammer leitet, teilweise blockiert oder verzögert. Das Herz leitet seine elektrischen Impulse dann auf Umwegen weiter, was sich im EKG (Elektrokardiogramm) als typische Veränderungen zeigt.

Wie funktioniert die Erregungsleitung im Herzen?

Das Herz schlägt, weil elektrische Impulse in festgelegten Bahnen über das Herzmuskelgewebe laufen. Diese Impulse entstehen im sogenannten Sinusknoten, wandern über den AV-Knoten weiter und werden schließlich über das sogenannte His-Bündel in zwei „Schenkel“ aufgeteilt: einen rechten und einen linken. Der linke Schenkel verzweigt sich noch einmal in einen vorderen (anterioren) und einen hinteren (posterioren) Ast. Diese Äste sorgen dafür, dass die linke Herzkammer koordiniert kontrahiert.

Wenn von einem linksanterioren Hemiblock die Rede ist, ist genau dieser vordere Ast betroffen. Die elektrische Erregung kann in diesem Bereich nicht mehr ungehindert weitergeleitet werden. Das bedeutet aber nicht, dass das Herz stehen bleibt – die Impulse suchen sich einen anderen, längeren Weg, um dennoch beide Herzkammern zu erreichen.

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Was bedeutet das für den Alltag?

Ein isolierter linksanteriorer Hemiblock verursacht in der Regel keine Beschwerden. Die meisten Menschen bemerken davon überhaupt nichts. Oft wird die Veränderung zufällig bei einer Routineuntersuchung oder im Rahmen eines EKGs entdeckt. Die Herzfunktion bleibt meist erhalten, da die Erregung trotzdem ankommt – nur eben auf einem etwas anderen Weg.

In vielen Fällen steckt keine schwerwiegende Erkrankung dahinter. Gerade bei älteren Menschen kann ein solcher Befund auch altersbedingt auftreten, ohne dass das Herz ernsthaft geschwächt ist. Dennoch kann der linksanteriorer Hemiblock auch auf andere Veränderungen im Herzmuskel oder in den Herzkranzgefäßen hinweisen, etwa auf eine Durchblutungsstörung oder eine Vernarbung nach einem überstandenen Herzinfarkt.

Muss man sich Sorgen machen?

Eine der häufigsten Fragen: Ist ein linksanteriorer Hemiblock gefährlich? Für sich genommen ist diese Leitungsstörung meist harmlos. Sie führt normalerweise nicht zu Symptomen wie Herzrasen, Ohnmacht oder Brustschmerzen. Auch das Risiko für einen plötzlichen Herztod ist durch einen isolierten Hemiblock nicht erhöht.

Anders sieht es aus, wenn zusätzlich andere Störungen der Erregungsleitung vorliegen, etwa ein kompletter Linksschenkelblock oder ein AV-Block. In solchen Fällen kann das Herz tatsächlich zu langsam schlagen oder sogar zeitweise aussetzen. Auch bei Menschen mit bekannter Herzkrankheit oder nach einem Herzinfarkt sollte der Befund genauer eingeordnet werden.

Wie wird ein linksanteriorer Hemiblock festgestellt?

Die Diagnose erfolgt meist durch ein EKG. Typisch ist eine bestimmte Veränderung der elektrischen Achse des Herzens, die Fachleute sofort erkennen können. Weitere Hinweise ergeben sich aus dem Gesamtbild des EKGs. Manchmal werden zusätzliche Untersuchungen wie ein Herzultraschall oder Belastungs-EKG empfohlen, um andere Herzprobleme auszuschließen.

Gibt es eine Behandlung?

Ein isolierter linksanteriorer Hemiblock erfordert in der Regel keine spezielle Therapie. Die Ursache sollte jedoch abgeklärt werden, besonders wenn weitere Herzbeschwerden bestehen oder Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder eine koronare Herzerkrankung vorliegen. Die Behandlung richtet sich dann nach der zugrunde liegenden Ursache und nicht nach dem Hemiblock selbst.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen können sinnvoll sein, um das Herz im Blick zu behalten. Bei zusätzlichen Störungen der Erregungsleitung oder bei Symptomen wie Schwindel, Ohnmacht oder Herzstolpern ist eine genauere Diagnostik notwendig.

Wann sollte man ärztlichen Rat suchen?

Tritt der Befund im Rahmen einer Routineuntersuchung auf und bestehen keine Beschwerden, ist meist keine Eile geboten. Bei plötzlich auftretenden Symptomen wie anhaltendem Schwindel, Ohnmacht, starker Luftnot oder Brustschmerzen sollte jedoch umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden. In diesen Fällen kann es sein, dass neben dem Hemiblock noch weitere Herzprobleme bestehen.

Was steht im Arztbrief?

Im Arztbrief oder EKG-Befund taucht häufig der Begriff „linksanteriorer Hemiblock“ oder die Abkürzung „LAH“ auf. Gemeint ist damit immer die oben beschriebene Leitungsstörung. Oft steht dort auch, ob die Veränderung isoliert vorliegt oder mit anderen EKG-Auffälligkeiten kombiniert ist. Die Einschätzung, ob eine weitere Abklärung nötig ist, erfolgt immer im Zusammenhang mit den übrigen Befunden und der Krankengeschichte.

Ein linksanteriorer Hemiblock ist also meist ein unauffälliger Zufallsbefund, der ohne weitere Herzprobleme keine unmittelbaren Folgen hat. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf das Gesamtbild – und bei Unsicherheiten hilft es, gezielt nachzufragen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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