Das Lhermitte-Zeichen beschreibt ein elektrisierendes, blitzartig einschießendes Gefühl, das meist vom Nacken entlang der Wirbelsäule bis in Arme oder Beine ausstrahlt, wenn der Kopf nach vorne gebeugt wird.
Wie fühlt sich das Lhermitte-Zeichen an?
Wer das Lhermitte-Zeichen erlebt, spürt oft einen plötzlichen, unangenehmen Stromschlag oder ein Kribbeln, das sich vom Nacken ausgehend durch Rücken, Arme oder Beine zieht. Dieses Gefühl ist meist nur kurz, tritt aber immer wieder auf, sobald der Kopf nach vorne geneigt wird – etwa beim Lesen, Zähneputzen oder Anziehen. Manche beschreiben es als „elektrischen Schlag“, andere als starkes Ziehen oder Kribbeln. Das Empfinden kann erschrecken, ist aber an sich nicht gefährlich.
Warum entsteht dieses Phänomen?
Das Lhermitte-Zeichen entsteht, wenn bestimmte Nervenbahnen im Rückenmark gereizt oder geschädigt sind. Besonders empfindlich reagieren dabei die sogenannten „Hinterstränge“ des Rückenmarks, die für die Weiterleitung von Berührungs- und Vibrationsempfindungen zuständig sind. Wird der Kopf nach vorn gebeugt, dehnt sich das Rückenmark leicht – und an geschädigten Stellen kommt es dann zu dieser blitzartigen Reizung.
Die Ursache liegt meist in einer Schädigung oder Entzündung der Nervenfasern. Typische Auslöser sind Erkrankungen wie Multiple Sklerose, aber auch andere Entzündungen, Durchblutungsstörungen, Vitaminmangel (vor allem Vitamin B12) oder Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule. Seltener kommen Tumoren oder Verletzungen als Auslöser infrage.
Muss man sich Sorgen machen?
Das Auftreten des Lhermitte-Zeichens ist zunächst ein Hinweis darauf, dass irgendwo im Bereich des Halsrückenmarks eine Reizung oder Schädigung vorliegt. Das Symptom selbst ist zwar unangenehm, aber nicht gefährlich. Entscheidend ist jedoch, die Ursache zu klären. In den meisten Fällen steckt keine akute Bedrohung dahinter. Dennoch sollte das Phänomen ärztlich abgeklärt werden, vor allem wenn es neu auftritt oder sich verstärkt.
Viele Menschen sorgen sich, ob hinter dem Lhermitte-Zeichen eine schwere Erkrankung wie Multiple Sklerose steckt. Tatsächlich kommt das Symptom bei dieser Krankheit häufig vor – aber es gibt auch viele andere, harmlosere Auslöser. Ein einmaliges Auftreten ist oft unbedenklich, wiederholte oder starke Beschwerden sollten jedoch Anlass für eine Untersuchung beim Arzt geben.
Wie wird die Ursache festgestellt?
Um der Ursache auf den Grund zu gehen, wird meist eine ausführliche Anamnese, also eine Befragung zu den Beschwerden, durchgeführt. Dazu kommen eine körperliche Untersuchung und oft bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) der Halswirbelsäule. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Entzündungen, Durchblutungsstörungen oder Vitaminmangel geben. Je nach Ergebnis der ersten Untersuchungen können weitere Tests folgen.
Was bedeutet das für den Alltag?
Solange das Lhermitte-Zeichen nur gelegentlich auftritt und keine weiteren Symptome wie Lähmungen, Taubheitsgefühle oder Probleme beim Wasserlassen dazukommen, ist es meist nicht notwendig, den Alltag grundlegend umzustellen. Es kann helfen, ruckartige Kopfbewegungen zu vermeiden und auf eine gesunde Körperhaltung zu achten. Bei Unsicherheit oder zusätzlichen Beschwerden empfiehlt sich aber immer ein ärztliches Gespräch.
Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?
Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Steckt zum Beispiel ein Vitamin-B12-Mangel dahinter, helfen gezielte Vitaminpräparate. Bei chronischen Entzündungen wie der Multiplen Sklerose kommen spezielle Medikamente zum Einsatz. Ist eine Verschleißerkrankung der Wirbelsäule Auslöser, können Physiotherapie oder schmerzlindernde Maßnahmen helfen. Das Symptom selbst lässt sich nicht direkt behandeln, verschwindet aber oft, wenn die Ursache therapiert wird oder sich bessert.
Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?
Wenn das Lhermitte-Zeichen erstmals auftritt, länger anhält oder sich mit anderen Beschwerden wie Schwäche, Gefühlsstörungen oder Problemen beim Wasserlassen verbindet, ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll. Auch bei Unsicherheit oder Sorgen lohnt es sich, das Gespräch mit einer Fachperson zu suchen. In vielen Fällen lässt sich die Ursache gut behandeln oder das Symptom bessert sich von selbst.
Das Lhermitte-Zeichen ist also ein Hinweiszeichen, das auf verschiedene Veränderungen im Bereich des Rückenmarks hindeuten kann – aber nicht zwangsläufig auf eine schwere Erkrankung. Ein ärztliches Gespräch bringt meist schnell Klarheit.