Leukämie – Symptome, Verlauf und Aussichten

Leukämie – Symptome, Verlauf und Aussichten

05.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Leukämie ist eine Form von Blutkrebs, bei der sich bestimmte Zellen im Blut oder Knochenmark unkontrolliert vermehren und ihre normale Funktion verlieren.

Was passiert bei dieser Erkrankung?

Normalerweise sorgt das Knochenmark, also das weiche Gewebe im Inneren der Knochen, dafür, dass ständig neue Blutzellen gebildet werden. Dazu gehören rote Blutkörperchen, die Sauerstoff transportieren, weiße Blutkörperchen, die das Immunsystem stärken, und Blutplättchen, die für die Blutgerinnung zuständig sind. Bei Leukämie gerät dieses Gleichgewicht aus den Fugen: Eine bestimmte Sorte weißer Blutkörperchen, meist sogenannte Vorläuferzellen, beginnt sich viel zu schnell zu teilen. Diese unreifen Zellen verdrängen nach und nach die gesunden Blutzellen und können ihre Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen.

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Verschiedene Formen und Begriffe

Leukämie ist nicht gleich Leukämie. Es gibt unterschiedliche Varianten, die sich vor allem durch den Verlauf und die Art der betroffenen Zellen unterscheiden. Die wichtigsten Begriffe sind akute und chronische Leukämie. Bei der akuten Form schreitet die Krankheit sehr schnell voran, während die chronische Variante sich oft über Monate oder sogar Jahre entwickelt. Außerdem unterscheiden Fachleute zwischen myeloischer und lymphatischer Leukämie, je nachdem, aus welcher Zellreihe die entarteten Zellen stammen. Die bekanntesten Namen sind akute myeloische Leukämie (AML), akute lymphatische Leukämie (ALL), chronisch myeloische Leukämie (CML) und chronisch lymphatische Leukämie (CLL).

Häufige Anzeichen und Beschwerden

Viele Menschen fragen sich, wie sich Leukämie überhaupt bemerkbar macht. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein, weil sie davon abhängen, wie stark das Blut und das Immunsystem betroffen sind. Oft stehen Müdigkeit, Blässe und Antriebslosigkeit im Vordergrund, weil zu wenige rote Blutkörperchen vorhanden sind. Auch eine erhöhte Infektanfälligkeit, häufiges Fieber oder ungewöhnlich lange andauernde Infekte können auftreten, da die weißen Blutkörperchen ihre Abwehrfunktion verlieren. Blutungen, blaue Flecken oder kleine punktförmige Einblutungen auf der Haut entstehen, wenn nicht mehr genug Blutplättchen gebildet werden. Manchmal schwellen Lymphknoten oder die Milz an, was zu einem Druckgefühl im Bauch führen kann.

Bin ich jetzt in Lebensgefahr?

Die Diagnose Leukämie ist für viele ein Schock. Sofort taucht die Frage auf, wie gefährlich diese Krankheit ist und wie die Chancen auf Heilung stehen. Die Antwort darauf hängt von mehreren Faktoren ab: Welche Form der Leukämie liegt vor? Wie alt ist die betroffene Person? Gibt es andere Erkrankungen? Bei akuten Formen ist rasches Handeln gefragt, weil die Krankheit sehr schnell lebensbedrohlich werden kann. Chronische Leukämien verlaufen oft langsamer; hier kann es sein, dass zunächst nur engmaschig kontrolliert wird und eine Behandlung erst später notwendig ist. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Heilungschancen deutlich verbessert, vor allem durch moderne Therapien, die gezielt gegen die entarteten Zellen wirken.

Wie wird Leukämie behandelt?

Die Behandlung richtet sich nach der genauen Diagnose und dem Gesundheitszustand. Meist steht eine Chemotherapie im Mittelpunkt, also Medikamente, die gezielt die kranken Zellen angreifen und deren Vermehrung stoppen. Bei bestimmten Formen kommen auch sogenannte zielgerichtete Therapien oder Immuntherapien zum Einsatz, die das körpereigene Abwehrsystem stärken oder ganz bestimmte Eigenschaften der Krebszellen ausnutzen. In einigen Fällen wird eine Stammzelltransplantation erwogen. Dabei werden die blutbildenden Zellen im Knochenmark ersetzt, entweder durch eigene gesunde Zellen oder durch die eines passenden Spenders. Die Therapien sind oft anstrengend, aber sie bieten mittlerweile vielen Betroffenen eine echte Chance auf Heilung oder zumindest eine lange Krankheitskontrolle.

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Viele Menschen sorgen sich, wie es nach einer Leukämie-Diagnose weitergeht. Die Behandlung bringt meist Veränderungen mit sich: Krankenhausaufenthalte, häufige Kontrollen und eine Zeit, in der das Immunsystem geschwächt ist. Das bedeutet: Auf Infektionen achten, größere Menschenansammlungen meiden und auf eine gute Hygiene achten. Oft hilft es, Unterstützung im Alltag zu organisieren, zum Beispiel durch Familie, Freunde oder professionelle Hilfsangebote. Wichtig ist auch, offen mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten über Sorgen, Nebenwirkungen oder Unsicherheiten zu sprechen.

Gibt es Hoffnung auf Heilung?

Die Prognose bei Leukämie ist heute viel besser als noch vor einigen Jahren. Besonders bei Kindern und Jugendlichen mit akuter lymphatischer Leukämie sind die Heilungschancen hoch. Aber auch für Erwachsene gibt es immer mehr wirksame Therapien. Entscheidend ist, dass die Diagnose früh gestellt wird und die Behandlung möglichst rasch beginnt. Viele Menschen leben nach einer erfolgreichen Therapie wieder ein ganz normales Leben – auch wenn die Zeit der Krankheit oft viel Kraft und Geduld verlangt.

Leukämie ist eine ernste, aber behandelbare Erkrankung. Wer betroffen ist, sollte sich nicht scheuen, Fragen zu stellen und sich Unterstützung zu holen. Schritt für Schritt lässt sich der Weg durch die Therapie gemeinsam mit Fachleuten und dem eigenen Umfeld gehen.

Wissenschaftliche Quellen

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BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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