LDL-HDL-Quotient und das Herzrisiko

LDL-HDL-Quotient und das Herzrisiko

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Der LDL-HDL-Quotient beschreibt das Verhältnis von „schlechtem“ LDL-Cholesterin zu „gutem“ HDL-Cholesterin im Blut und wird häufig genutzt, um das persönliche Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser einzuschätzen.

Cholesterin: Was steckt dahinter?

Cholesterin ist ein lebenswichtiger Fettstoff, der im Körper viele Aufgaben übernimmt – etwa als Bestandteil von Zellwänden oder zur Herstellung bestimmter Hormone. Im Blut kommt Cholesterin jedoch nicht einfach so vor, sondern wird an spezielle Transporteiweiße gebunden. Die wichtigsten davon sind LDL (Low Density Lipoprotein) und HDL (High Density Lipoprotein). Während LDL dafür sorgt, dass Cholesterin von der Leber in die Körperzellen gelangt, transportiert HDL überschüssiges Cholesterin zurück zur Leber, wo es abgebaut werden kann.

Oft werden LDL und HDL vereinfacht als „schlechtes“ und „gutes“ Cholesterin bezeichnet. Das liegt daran, dass erhöhte LDL-Werte mit einem höheren Risiko für Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) und damit für Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden sind. Ein hoher HDL-Wert hingegen wirkt schützend, weil er den Abtransport von Cholesterin fördert.

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Was sagt der LDL-HDL-Quotient aus?

Der LDL-HDL-Quotient ergibt sich, indem der LDL-Wert durch den HDL-Wert geteilt wird. Ein hoher Quotient bedeutet, dass im Verhältnis viel „schlechtes“ Cholesterin und wenig „gutes“ Cholesterin im Blut vorhanden ist. Das kann auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinweisen. Ein niedriger Quotient hingegen spricht für ein günstiges Verhältnis und ein geringeres Risiko.

Im Laborbericht oder Arztbrief steht manchmal einfach nur der Zahlenwert, zum Beispiel „LDL/HDL-Quotient: 3,5“. Je niedriger dieser Wert, desto besser ist in der Regel das Verhältnis. Als grobe Orientierung gilt: Ein Quotient unter 3 wird oft als günstig angesehen, Werte darüber können auf ein erhöhtes Risiko hindeuten. Allerdings gibt es keine starren Grenzwerte, denn die Einschätzung hängt immer vom gesamten Risikoprofil ab – also etwa davon, ob bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Bluthochdruck bestehen.

Warum ist das Verhältnis wichtiger als einzelne Werte?

Einzelne Cholesterinwerte können täuschen. Wer zum Beispiel zwar einen erhöhten LDL-Wert, aber auch einen sehr hohen HDL-Wert hat, kann insgesamt ein geringeres Risiko haben als jemand mit nur leicht erhöhtem LDL, aber sehr niedrigem HDL. Der LDL-HDL-Quotient gibt einen besseren Überblick über das Zusammenspiel der beiden Cholesterinarten und hilft Ärztinnen und Ärzten, gezielter zu bewerten, ob Handlungsbedarf besteht.

Gerade bei Menschen ohne weitere Risikofaktoren kann ein günstiges Verhältnis bedeuten, dass keine sofortige Behandlung nötig ist, selbst wenn einer der Einzelwerte etwas außerhalb der Norm liegt. Umgekehrt kann ein ungünstiger Quotient auch bei scheinbar normalen Einzelwerten auf ein erhöhtes Risiko hinweisen.

Was beeinflusst den LDL-HDL-Quotienten?

Verschiedene Faktoren wirken sich darauf aus, wie das Verhältnis ausfällt. Eine wichtige Rolle spielen Ernährung und Lebensstil. Viel gesättigtes Fett, wenig Bewegung, Übergewicht und Rauchen lassen den LDL-Wert steigen und den HDL-Wert sinken. Umgekehrt kann regelmäßige Bewegung, der Verzicht auf Nikotin und eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und gesunden Fetten dazu beitragen, das Verhältnis zu verbessern.

Auch genetische Faktoren, das Alter, bestimmte Medikamente und Erkrankungen wie Diabetes können den Quotienten beeinflussen. Daher ist es sinnvoll, das Ergebnis immer im Zusammenhang mit anderen Befunden zu betrachten.

Was tun bei einem ungünstigen LDL-HDL-Quotienten?

Ein erhöhter Quotient allein ist noch kein Grund zur Panik. Er zeigt aber an, dass das Risiko für Gefäßveränderungen erhöht sein könnte. In vielen Fällen lässt sich das Verhältnis durch Veränderungen im Alltag günstig beeinflussen. Dazu gehören mehr Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, Gewichtsabnahme und der Verzicht auf Rauchen. Bei sehr ungünstigen Werten oder zusätzlichen Risikofaktoren können auch cholesterinsenkende Medikamente notwendig sein – das entscheidet die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt individuell.

Wichtig bleibt: Der LDL-HDL-Quotient ist nur ein Teil des großen Ganzen. Erst im Zusammenspiel mit anderen Werten und persönlichen Risikofaktoren lässt sich das individuelle Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall wirklich beurteilen. Wer unsicher ist, kann sich die Werte und deren Bedeutung in einem ärztlichen Gespräch ausführlich erklären lassen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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