Lateralisation im Gehirn und ihre Folgen

Lateralisation im Gehirn und ihre Folgen

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Lateralisation?

Lateralisation beschreibt in der Medizin und Biologie die Aufteilung bestimmter Funktionen oder Fähigkeiten auf eine Körperseite, meist die linke oder rechte Seite. Besonders häufig ist damit gemeint, dass bestimmte Aufgaben im Gehirn bevorzugt von einer Hirnhälfte übernommen werden.

Wie zeigt sich Lateralisation im Alltag?

Viele alltägliche Dinge lassen sich auf das Prinzip der Lateralisation zurückführen. Ein bekanntes Beispiel ist die Händigkeit: Die meisten Menschen sind entweder Rechts- oder Linkshänder, weil eine Gehirnhälfte die Bewegungssteuerung der jeweils gegenüberliegenden Körperseite stärker kontrolliert. Auch bei anderen Fähigkeiten, wie dem Sehen, Hören oder sogar beim Bevorzugen eines Beins, lässt sich eine solche Seitigkeit beobachten.

Im Gehirn bedeutet Lateralisation, dass manche Aufgaben schwerpunktmäßig von einer bestimmten Hemisphäre gesteuert werden. Sprache etwa ist bei den meisten Rechtshändern in der linken Hirnhälfte lokalisiert. Emotionale Verarbeitung und räumliches Denken werden dagegen oft eher der rechten Hemisphäre zugeschrieben. Diese Spezialisierung sorgt dafür, dass das Gehirn effizienter arbeiten kann.

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Warum ist Lateralisation medizinisch relevant?

In medizinischen Befunden oder Berichten taucht der Begriff Lateralisation häufig im Zusammenhang mit neurologischen Untersuchungen auf. Ärztinnen und Ärzte prüfen zum Beispiel, ob Bewegungen, Reflexe oder Empfindungen auf beiden Körperseiten gleichmäßig ausgeprägt sind. Ist das nicht der Fall, kann das auf eine Störung oder Erkrankung hinweisen, etwa nach einem Schlaganfall, bei Epilepsie oder bestimmten Entwicklungsstörungen.

Auch bei der Bildgebung, etwa im MRT, kann ein Arzt von „Lateralisation“ sprechen, wenn eine Veränderung oder Aktivität nur auf einer Seite des Gehirns sichtbar ist. Das hilft dabei, die Ursache von Beschwerden besser einzugrenzen und gezielt zu behandeln.

Lateralisation im Zusammenhang mit Krankheiten

Normalerweise ist Lateralisation ein ganz natürlicher Vorgang, der bei fast allen Menschen vorkommt. Sie wird erst dann medizinisch bedeutsam, wenn sie plötzlich verloren geht oder sich auffällig verändert. Wenn zum Beispiel nach einer Hirnverletzung die Sprache nicht mehr wie gewohnt auf der linken Seite verarbeitet werden kann, versuchen andere Hirnregionen, diese Aufgabe zu übernehmen. Auch bei Epilepsie wird oft untersucht, auf welcher Seite die Anfälle entstehen – die sogenannte epileptische Lateralisation. Das ist wichtig, um die richtige Therapie zu planen.

Manchmal kann eine sehr ausgeprägte oder fehlende Lateralisation auch mit Entwicklungsstörungen, etwa bei Kindern mit Schwierigkeiten beim Sprechen oder Lernen, in Verbindung stehen. In solchen Fällen wird gezielt untersucht, wie die Aufgaben im Gehirn verteilt sind.

Wie wird Lateralisation untersucht?

Um die Lateralisation zu bestimmen, kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Bei neurologischen Untersuchungen werden Reflexe, Muskelkraft und die Bewegungskoordination auf beiden Seiten geprüft. In der Diagnostik von Sprachstörungen oder Epilepsie verwendet man häufig bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) oder spezielle EEG-Untersuchungen. Mit diesen Methoden lässt sich erkennen, welche Hirnhälfte bei bestimmten Aufgaben aktiver ist.

Auch einfache Tests, wie das Beobachten, mit welcher Hand, welchem Fuß oder welchem Auge eine Person bevorzugt arbeitet, geben Hinweise auf die individuelle Lateralisation.

Bedeutung im weiteren Verlauf

Die Lateralisation ist ein natürlicher Teil der menschlichen Entwicklung und Funktion. Sie sorgt dafür, dass Aufgaben im Körper und im Gehirn effizient verteilt werden. Erst wenn sie gestört ist oder sich auffällig verändert, bekommt sie eine besondere medizinische Bedeutung. In solchen Fällen hilft das Wissen um die Lateralisation, gezielt nach Ursachen zu suchen und die passende Behandlung einzuleiten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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