Latente Hyperthyreose – Risiko oder harmlos?

Latente Hyperthyreose – Risiko oder harmlos?

08.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet latente Hyperthyreose?

Latente Hyperthyreose bezeichnet eine leichte Überfunktion der Schilddrüse, bei der sich im Blutbild bereits Veränderungen zeigen, obwohl noch keine oder kaum Beschwerden auftreten. Die Schilddrüse produziert dabei zwar normale Mengen der Hormone – doch das Steuerungshormon TSH ist erniedrigt, was auf eine beginnende Überfunktion hindeutet.

Was passiert bei einer latenten Hyperthyreose?

Die Schilddrüse ist eine kleine, schmetterlingsförmige Drüse am Hals, die eine wichtige Rolle für Stoffwechsel, Energiehaushalt und viele Körperfunktionen spielt. Sie bildet die Hormone T3 und T4, die fast alle Organe beeinflussen. Gesteuert wird die Schilddrüse vom Gehirn aus, genauer gesagt durch das Hormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon).

Bei einer latenten Hyperthyreose sind die Werte von T3 und T4 im Blut noch im normalen Bereich – das heißt, die Schilddrüse produziert nicht zu viel dieser Hormone. Allerdings ist das TSH bereits zu niedrig. Das Gehirn erkennt also, dass eigentlich zu viele Schilddrüsenhormone vorliegen, und versucht, die Produktion zu bremsen. Diese Form der Überfunktion bleibt oft lange unbemerkt, weil typische Symptome wie Herzrasen, Schwitzen oder Gewichtsverlust entweder gar nicht auftreten oder sehr mild sind.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Wie wird eine latente Hyperthyreose festgestellt?

Meist fällt eine latente Hyperthyreose zufällig bei einer Blutuntersuchung auf. Viele Menschen merken im Alltag zunächst nichts davon. Erst der Laborbefund zeigt: Das TSH ist unter dem Normbereich, während T3 und T4 noch normal sind. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einer „latenten“ – also verborgenen – Überfunktion. Sie kann ein Hinweis darauf sein, dass sich eine stärkere Schilddrüsenüberfunktion entwickelt.

Oft wird nach der Ursache gesucht. Häufige Gründe sind Knoten in der Schilddrüse, eine beginnende Autoimmunerkrankung wie Morbus Basedow oder die Einnahme bestimmter Medikamente. Auch ältere Menschen sind häufiger betroffen, manchmal ohne erkennbare Ursache.

Ist eine latente Hyperthyreose gefährlich?

Viele fragen sich, ob eine latente Hyperthyreose schon ein Grund zur Sorge ist. Die Antwort hängt davon ab, wie ausgeprägt die Hormonveränderung ist und ob Risikofaktoren bestehen. In der Regel verursacht die latente Form keine unmittelbaren Beschwerden oder Schäden. Allerdings kann sie – vor allem bei älteren Menschen oder Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen – das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Knochenschwund (Osteoporose) oder andere Folgeprobleme leicht erhöhen.

Wer bereits eine Herzerkrankung hat, sollte die Schilddrüsenwerte besonders im Blick behalten. Auch in der Schwangerschaft oder bei Kinderwunsch kann eine latente Überfunktion eine Rolle spielen und sollte ärztlich abgeklärt werden.

Mögliche Beschwerden und Anzeichen

Obwohl die meisten keine Symptome spüren, berichten manche über leichtes Herzklopfen, innere Unruhe oder Schlafstörungen. Diese Anzeichen sind aber oft unspezifisch und können viele Ursachen haben. Erst wenn die Schilddrüsenhormone deutlich ansteigen, treten klassische Beschwerden wie Nervosität, Gewichtsabnahme, Schwitzen, Zittern oder Haarausfall auf. Die latente Hyperthyreose ist sozusagen eine Frühform, bei der der Körper noch versucht, das Gleichgewicht zu halten.

Wie geht es nach der Diagnose weiter?

Nach dem ersten Laborbefund wird meist kontrolliert, ob sich die Werte stabilisieren oder weiter verändern. Manchmal genügt es, die Schilddrüsenfunktion regelmäßig zu überwachen, vor allem wenn keine Beschwerden bestehen und keine Risikofaktoren vorliegen. Bei älteren Menschen, bei bestehender Herzerkrankung oder wenn die Werte sich verschlechtern, kann eine genauere Abklärung notwendig werden. Dazu gehören Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse und manchmal auch spezielle Szintigrafien, um die Aktivität der Drüse zu beurteilen.

Ob eine Behandlung nötig ist, hängt vom Einzelfall ab. Häufig reicht es, erst einmal abzuwarten und die Entwicklung zu beobachten. Wird eine Ursache wie ein heißer Knoten gefunden, kann eine gezielte Therapie sinnvoll sein. In seltenen Fällen, etwa bei stark erhöhtem Risiko für Komplikationen, kommen Medikamente zum Einsatz, die die Schilddrüsenproduktion bremsen.

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Im Alltag ändert sich bei einer latenten Hyperthyreose meist wenig. Es gibt keine speziellen Einschränkungen, solange keine Beschwerden auftreten und die Werte regelmäßig kontrolliert werden. Wichtig ist, auf mögliche Veränderungen zu achten – zum Beispiel Herzrasen, plötzlicher Gewichtsverlust oder übermäßiges Schwitzen. Wer bereits Medikamente nimmt, sollte mit seiner Ärztin oder seinem Arzt besprechen, ob diese die Schilddrüse beeinflussen könnten.

Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil unterstützen die Schilddrüsengesundheit. Jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente sollten jedoch nur nach ärztlicher Absprache eingenommen werden, da sie die Schilddrüse zusätzlich reizen können.

Wann ist ärztliche Kontrolle sinnvoll?

Regelmäßige Blutuntersuchungen helfen, Veränderungen rechtzeitig zu erkennen. Besonders bei älteren Menschen, bei bekannten Schilddrüsenknoten oder bei Vorerkrankungen des Herzens empfiehlt sich eine engmaschige Kontrolle. Auch wer schwanger werden möchte oder bereits schwanger ist, sollte die Schilddrüsenfunktion im Blick behalten.

Insgesamt ist die latente Hyperthyreose in den meisten Fällen kein Grund zur Panik. Sie zeigt, dass die Schilddrüse sensibel auf Veränderungen reagiert – und dass es sich lohnt, aufmerksam zu bleiben, damit aus einer leichten Überfunktion keine ernste Störung wird.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen